In solchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauschen Der Strom der Schöpfung geht durch deines Herzens Lauschen;
Wo du nicht du mehr bist, und nichts mehr ist als du Und Gott, in dem du bist, dem du dich athmest zu;
In solchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen, Der Liebesaugen kommt, Besinnung wegzusaugen;
In solchem Augenblick, wer ihn, eh' er geschwunden, Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.
Und so wer Ewigkeit empfunden hat einmal, Hält ewig fest sie, wie der Demant seinen Stral.
46.
Die Welt ist nur, weil du bist Körper, körperlich; Der Geist geht frei hindurch und nirgend stößt er sich.
Das ist der Vorschub, den die Geistigkeit dir leistet: Die Welt stößt minder dich, jemehr du dich ergeistet.
In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen;
Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu;
In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen, Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen;
In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden, Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.
Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal, Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral.
46.
Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich; Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich.
Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet: Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0147"n="137"/></l><lgn="6"><l>In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen</l><lb/><l>Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen;</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du</l><lb/><l>Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu;</l></lg><lb/><lgn="8"><l>In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen,</l><lb/><l>Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen;</l></lg><lb/><lgn="9"><l>In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden,</l><lb/><l>Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal,</l><lb/><l>Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>46.</head><lb/><lgtype="poem"><l/><lgn="1"><l>Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich;</l><lb/><l>Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet:</l><lb/><l>Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet.</l></lg><lb/><l/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[137/0147]
In ſolchem Augenblick, wo wie mit heil'gem Rauſchen
Der Strom der Schoͤpfung geht durch deines Herzens Lauſchen;
Wo du nicht du mehr biſt, und nichts mehr iſt als du
Und Gott, in dem du biſt, dem du dich athmeſt zu;
In ſolchem Augenblick, der wie ein Blick der Augen,
Der Liebesaugen kommt, Beſinnung wegzuſaugen;
In ſolchem Augenblick, wer ihn, eh' er geſchwunden,
Empfinden konnte, der hat Ewigkeit empfunden.
Und ſo wer Ewigkeit empfunden hat einmal,
Haͤlt ewig feſt ſie, wie der Demant ſeinen Stral.
46.
Die Welt iſt nur, weil du biſt Koͤrper, koͤrperlich;
Der Geiſt geht frei hindurch und nirgend ſtoͤßt er ſich.
Das iſt der Vorſchub, den die Geiſtigkeit dir leiſtet:
Die Welt ſtoͤßt minder dich, jemehr du dich ergeiſtet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/147>, abgerufen am 26.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.