Denk nicht, daß Gott die Welt ließ eine Zeitlang laufen, Um sich im Irrthum auszutoben, auszuschnaufen,
Und dann erst sei hervor getreten auf einmal, Zu führen sie hinfort nach seiner Gnadenwahl.
Entweder hat er sie von Anfang müssen leiten, Oder sie wird noch jetzt auf eignen Füßen schreiten.
Und beides dis ist eins; die Welt geht ihren Gang, Und daß sie jemals Gott' entgeh', ist mir nicht bang.
40.
Weil du dich allerdings zu höhern fühlst berufen, Beklagest du, o Mensch, die stehn auf niedern Stufen;
Alsob Stein, Pflanz' und Thier todt oder taub und blind, Unglücklich müßten seyn, weil sie wie du nicht sind.
So hörest du das Thier wie nach Erlösung stöhnen, Hörst Weh- statt Wonnelaut in Nachtigallentönen,
39.
Denk nicht, daß Gott die Welt ließ eine Zeitlang laufen, Um ſich im Irrthum auszutoben, auszuſchnaufen,
Und dann erſt ſei hervor getreten auf einmal, Zu fuͤhren ſie hinfort nach ſeiner Gnadenwahl.
Entweder hat er ſie von Anfang muͤſſen leiten, Oder ſie wird noch jetzt auf eignen Fuͤßen ſchreiten.
Und beides dis iſt eins; die Welt geht ihren Gang, Und daß ſie jemals Gott' entgeh', iſt mir nicht bang.
40.
Weil du dich allerdings zu hoͤhern fuͤhlſt berufen, Beklageſt du, o Menſch, die ſtehn auf niedern Stufen;
Alsob Stein, Pflanz' und Thier todt oder taub und blind, Ungluͤcklich muͤßten ſeyn, weil ſie wie du nicht ſind.
So hoͤreſt du das Thier wie nach Erloͤſung ſtoͤhnen, Hoͤrſt Weh- ſtatt Wonnelaut in Nachtigallentoͤnen,
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39.
Denk nicht, daß Gott die Welt ließ eine Zeitlang laufen,
Um ſich im Irrthum auszutoben, auszuſchnaufen,
Und dann erſt ſei hervor getreten auf einmal,
Zu fuͤhren ſie hinfort nach ſeiner Gnadenwahl.
Entweder hat er ſie von Anfang muͤſſen leiten,
Oder ſie wird noch jetzt auf eignen Fuͤßen ſchreiten.
Und beides dis iſt eins; die Welt geht ihren Gang,
Und daß ſie jemals Gott' entgeh', iſt mir nicht bang.
40.
Weil du dich allerdings zu hoͤhern fuͤhlſt berufen,
Beklageſt du, o Menſch, die ſtehn auf niedern Stufen;
Alsob Stein, Pflanz' und Thier todt oder taub und blind,
Ungluͤcklich muͤßten ſeyn, weil ſie wie du nicht ſind.
So hoͤreſt du das Thier wie nach Erloͤſung ſtoͤhnen,
Hoͤrſt Weh- ſtatt Wonnelaut in Nachtigallentoͤnen,
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/142>, abgerufen am 05.07.2024.
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