Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.64. Die freie Herde springt vorm Hirten läutend her; Ein einzig Zicklein führt am rothen Bändchen er. Ist es sein Liebstes, das nie seinem Band entweicht? Ist es das störrische? Beides zugleich villeicht. 65. O Wandrer im Gebirg, hier beides findest du, Des Steins Anstoß am Fuß, des Steinchens Druck im Schuh. Doch laß dich nur den Druck, den Anstoß dich nicht kümmern, Und schreite wohlgemut hin ob der Welt in Trümmern. 66. Das Wetter wechselt, und es wechseln Menschenkaunen, Die Landschaft wechselt auch; was ist da groß zu staunen, O Wanderer, wenn du bist dreifach launenhaft, Nach der Natur, der Reis' und deiner Eigenschaft! 64. Die freie Herde ſpringt vorm Hirten laͤutend her; Ein einzig Zicklein fuͤhrt am rothen Baͤndchen er. Iſt es ſein Liebſtes, das nie ſeinem Band entweicht? Iſt es das ſtoͤrriſche? Beides zugleich villeicht. 65. O Wandrer im Gebirg, hier beides findeſt du, Des Steins Anſtoß am Fuß, des Steinchens Druck im Schuh. Doch laß dich nur den Druck, den Anſtoß dich nicht kuͤmmern, Und ſchreite wohlgemut hin ob der Welt in Truͤmmern. 66. Das Wetter wechſelt, und es wechſeln Menſchenkaunen, Die Landſchaft wechſelt auch; was iſt da groß zu ſtaunen, O Wanderer, wenn du biſt dreifach launenhaft, Nach der Natur, der Reiſ' und deiner Eigenſchaft! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0353" n="343"/> <div n="2"> <head>64.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die freie Herde ſpringt vorm Hirten laͤutend her;</l><lb/> <l>Ein einzig Zicklein fuͤhrt am rothen Baͤndchen er.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Iſt es ſein Liebſtes, das nie ſeinem Band entweicht?</l><lb/> <l>Iſt es das ſtoͤrriſche? Beides zugleich villeicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>65.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O Wandrer im Gebirg, hier beides findeſt du,</l><lb/> <l>Des Steins Anſtoß am Fuß, des Steinchens Druck im Schuh.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch laß dich nur den Druck, den Anſtoß dich nicht kuͤmmern,</l><lb/> <l>Und ſchreite wohlgemut hin ob der Welt in Truͤmmern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>66.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Wetter wechſelt, und es wechſeln Menſchenkaunen,</l><lb/> <l>Die Landſchaft wechſelt auch; was iſt da groß zu ſtaunen,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>O Wanderer, wenn du biſt dreifach launenhaft,</l><lb/> <l>Nach der Natur, der Reiſ' und deiner Eigenſchaft!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [343/0353]
64.
Die freie Herde ſpringt vorm Hirten laͤutend her;
Ein einzig Zicklein fuͤhrt am rothen Baͤndchen er.
Iſt es ſein Liebſtes, das nie ſeinem Band entweicht?
Iſt es das ſtoͤrriſche? Beides zugleich villeicht.
65.
O Wandrer im Gebirg, hier beides findeſt du,
Des Steins Anſtoß am Fuß, des Steinchens Druck im Schuh.
Doch laß dich nur den Druck, den Anſtoß dich nicht kuͤmmern,
Und ſchreite wohlgemut hin ob der Welt in Truͤmmern.
66.
Das Wetter wechſelt, und es wechſeln Menſchenkaunen,
Die Landſchaft wechſelt auch; was iſt da groß zu ſtaunen,
O Wanderer, wenn du biſt dreifach launenhaft,
Nach der Natur, der Reiſ' und deiner Eigenſchaft!
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