Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.15. Die Schwalb' ist eingethan in Dörfern nicht allein, Sie wagt sich, scheuer zwar, auch in die Städt' hinein. In größern Städten wol fliegt wilder nur und scheuer, Kreischend ob dem Gekreisch, die Thurmschwalb' oder Steuer. In kleinern Städten, die zur Hälfte ländlich sind, Schwebt an der äußern Wand der Mauerschwalbe Kind. Die Hausschwalb' aber wohnt, Rauchschwalbe heißt sie auch, Am liebsten auf dem Dorf in stiller Hütten Rauch; Wo sie sich abendlich versammeln auf dem Plan, Und sich erzählen, was sie in den Häusern sahn. Doch welche sah ich, die hoch im Gebirge schwirrten Ums einsame Gehöft, bewohnt von armen Hirten; Die vor der Einsamkeit nicht schienen dort zu schaudern, Wo sie am Abend nicht mit Nachbarn können plaudern. 15. Die Schwalb' iſt eingethan in Doͤrfern nicht allein, Sie wagt ſich, ſcheuer zwar, auch in die Staͤdt' hinein. In groͤßern Staͤdten wol fliegt wilder nur und ſcheuer, Kreiſchend ob dem Gekreiſch, die Thurmſchwalb' oder Steuer. In kleinern Staͤdten, die zur Haͤlfte laͤndlich ſind, Schwebt an der aͤußern Wand der Mauerſchwalbe Kind. Die Hausſchwalb' aber wohnt, Rauchſchwalbe heißt ſie auch, Am liebſten auf dem Dorf in ſtiller Huͤtten Rauch; Wo ſie ſich abendlich verſammeln auf dem Plan, Und ſich erzaͤhlen, was ſie in den Haͤuſern ſahn. Doch welche ſah ich, die hoch im Gebirge ſchwirrten Ums einſame Gehoͤft, bewohnt von armen Hirten; Die vor der Einſamkeit nicht ſchienen dort zu ſchaudern, Wo ſie am Abend nicht mit Nachbarn koͤnnen plaudern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0324" n="314"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Schwalb' iſt eingethan in Doͤrfern nicht allein,</l><lb/> <l>Sie wagt ſich, ſcheuer zwar, auch in die Staͤdt' hinein.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In groͤßern Staͤdten wol fliegt wilder nur und ſcheuer,</l><lb/> <l>Kreiſchend ob dem Gekreiſch, die Thurmſchwalb' oder Steuer.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In kleinern Staͤdten, die zur Haͤlfte laͤndlich ſind,</l><lb/> <l>Schwebt an der aͤußern Wand der Mauerſchwalbe Kind.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Hausſchwalb' aber wohnt, Rauchſchwalbe heißt ſie auch,</l><lb/> <l>Am liebſten auf dem Dorf in ſtiller Huͤtten Rauch;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wo ſie ſich abendlich verſammeln auf dem Plan,</l><lb/> <l>Und ſich erzaͤhlen, was ſie in den Haͤuſern ſahn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch welche ſah ich, die hoch im Gebirge ſchwirrten</l><lb/> <l>Ums einſame Gehoͤft, bewohnt von armen Hirten;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die vor der Einſamkeit nicht ſchienen dort zu ſchaudern,</l><lb/> <l>Wo ſie am Abend nicht mit Nachbarn koͤnnen plaudern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0324]
15.
Die Schwalb' iſt eingethan in Doͤrfern nicht allein,
Sie wagt ſich, ſcheuer zwar, auch in die Staͤdt' hinein.
In groͤßern Staͤdten wol fliegt wilder nur und ſcheuer,
Kreiſchend ob dem Gekreiſch, die Thurmſchwalb' oder Steuer.
In kleinern Staͤdten, die zur Haͤlfte laͤndlich ſind,
Schwebt an der aͤußern Wand der Mauerſchwalbe Kind.
Die Hausſchwalb' aber wohnt, Rauchſchwalbe heißt ſie auch,
Am liebſten auf dem Dorf in ſtiller Huͤtten Rauch;
Wo ſie ſich abendlich verſammeln auf dem Plan,
Und ſich erzaͤhlen, was ſie in den Haͤuſern ſahn.
Doch welche ſah ich, die hoch im Gebirge ſchwirrten
Ums einſame Gehoͤft, bewohnt von armen Hirten;
Die vor der Einſamkeit nicht ſchienen dort zu ſchaudern,
Wo ſie am Abend nicht mit Nachbarn koͤnnen plaudern.
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