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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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10.
Ich stand auf einem Berg und sah die Sonn' aufgehn,
Der Berg schien inselgleich in einem Meer zu stehn.
Denn Morgennebel war durch jedes Thal ergossen,
Und alle Seen umher in Einen See zerflossen.
Was wahres Wasser sei, was bloßer Wasserdunst,
Zu unterscheiden klar vermochte keine Kunst.
Doch als die Sonne stieg, ward es von selber klar,
Was nur ein Wasserschein, was wirklich Wasser war.
Die Nebelhülle schwand, entschleiernd das Gefild,
Die Se'en spiegelten voll Glanz der Sonne Bild.

10.
Ich ſtand auf einem Berg und ſah die Sonn' aufgehn,
Der Berg ſchien inſelgleich in einem Meer zu ſtehn.
Denn Morgennebel war durch jedes Thal ergoſſen,
Und alle Seen umher in Einen See zerfloſſen.
Was wahres Waſſer ſei, was bloßer Waſſerdunſt,
Zu unterſcheiden klar vermochte keine Kunſt.
Doch als die Sonne ſtieg, ward es von ſelber klar,
Was nur ein Waſſerſchein, was wirklich Waſſer war.
Die Nebelhuͤlle ſchwand, entſchleiernd das Gefild,
Die Se'en ſpiegelten voll Glanz der Sonne Bild.

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[308/0318] 10. Ich ſtand auf einem Berg und ſah die Sonn' aufgehn, Der Berg ſchien inſelgleich in einem Meer zu ſtehn. Denn Morgennebel war durch jedes Thal ergoſſen, Und alle Seen umher in Einen See zerfloſſen. Was wahres Waſſer ſei, was bloßer Waſſerdunſt, Zu unterſcheiden klar vermochte keine Kunſt. Doch als die Sonne ſtieg, ward es von ſelber klar, Was nur ein Waſſerſchein, was wirklich Waſſer war. Die Nebelhuͤlle ſchwand, entſchleiernd das Gefild, Die Se'en ſpiegelten voll Glanz der Sonne Bild.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/318>, abgerufen am 05.05.2024.