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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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Wo alle Seelen, die dich aus der Fern' umwallen,
Zum Fest versammelt sind in deines Tempels Hallen.
Da bete für ihr Heil, und laß sie beten auch
Für deines, denn Gebet ist Seelenlebenshauch.
Manch Angedenken zieh hervor, an das sich knüpft
Ein Name, zieh es fest, daß er dir nicht entschlüpft.
Manch theures Bild auch, eh der Kennzug dir erlischt,
Sei von der Malerinn Erinnrung angefrischt.
Bedaure du sie nicht, daß sie der Welt entgangen,
Und nicht beneide sie, denn du wirst nachgelangen.
Versichere du nur dich ihrer, daß sie bleiben
Von oben dein Geleit, nach oben dich zu treiben.
Von oben neigen sie, nach oben zeigen sie
Und deinem Blick voran nach oben steigen sie.
Nach oben steigen sie, wo sie dir wollen zeigen,
Was sie versprechen mit geheimnisvollem Schweigen.

Wo alle Seelen, die dich aus der Fern' umwallen,
Zum Feſt verſammelt ſind in deines Tempels Hallen.
Da bete fuͤr ihr Heil, und laß ſie beten auch
Fuͤr deines, denn Gebet iſt Seelenlebenshauch.
Manch Angedenken zieh hervor, an das ſich knuͤpft
Ein Name, zieh es feſt, daß er dir nicht entſchluͤpft.
Manch theures Bild auch, eh der Kennzug dir erliſcht,
Sei von der Malerinn Erinnrung angefriſcht.
Bedaure du ſie nicht, daß ſie der Welt entgangen,
Und nicht beneide ſie, denn du wirſt nachgelangen.
Verſichere du nur dich ihrer, daß ſie bleiben
Von oben dein Geleit, nach oben dich zu treiben.
Von oben neigen ſie, nach oben zeigen ſie
Und deinem Blick voran nach oben ſteigen ſie.
Nach oben ſteigen ſie, wo ſie dir wollen zeigen,
Was ſie verſprechen mit geheimnisvollem Schweigen.

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[298/0308] Wo alle Seelen, die dich aus der Fern' umwallen, Zum Feſt verſammelt ſind in deines Tempels Hallen. Da bete fuͤr ihr Heil, und laß ſie beten auch Fuͤr deines, denn Gebet iſt Seelenlebenshauch. Manch Angedenken zieh hervor, an das ſich knuͤpft Ein Name, zieh es feſt, daß er dir nicht entſchluͤpft. Manch theures Bild auch, eh der Kennzug dir erliſcht, Sei von der Malerinn Erinnrung angefriſcht. Bedaure du ſie nicht, daß ſie der Welt entgangen, Und nicht beneide ſie, denn du wirſt nachgelangen. Verſichere du nur dich ihrer, daß ſie bleiben Von oben dein Geleit, nach oben dich zu treiben. Von oben neigen ſie, nach oben zeigen ſie Und deinem Blick voran nach oben ſteigen ſie. Nach oben ſteigen ſie, wo ſie dir wollen zeigen, Was ſie verſprechen mit geheimnisvollem Schweigen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/308>, abgerufen am 23.11.2024.