Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.28. Es war ein reicher Mann, der in der Wüste Mitten Ein Labehaus gebaut für die des Weges schritten. Und ein Verwalter war von ihm darein gesetzt, Der jeden Durstigen mit frischem Trunke letzt. Und von den Wanderern die meisten dankbar priesen Den Schenker, nicht den Herrn, ders eingeschenkt durch diesen. Kaum einer dachte, was er jenem schuldig sei, Und dacht' ers, so vergaß er diesen dann dabei. Die schlimmsten waren doch, die ihren Trunk empfiengen, Und ohne Dank für den und jenen weiter giengen. Doch nicht der Reiche noch sein Gutsverwalter ließen Danklose Durstige zu laben sich verdrießen. Wer ist der reiche Mann? dort Gott der ewige, Und sein Verwalter hier jeder Freigebige. 28. Es war ein reicher Mann, der in der Wuͤſte Mitten Ein Labehaus gebaut fuͤr die des Weges ſchritten. Und ein Verwalter war von ihm darein geſetzt, Der jeden Durſtigen mit friſchem Trunke letzt. Und von den Wanderern die meiſten dankbar prieſen Den Schenker, nicht den Herrn, ders eingeſchenkt durch dieſen. Kaum einer dachte, was er jenem ſchuldig ſei, Und dacht' ers, ſo vergaß er dieſen dann dabei. Die ſchlimmſten waren doch, die ihren Trunk empfiengen, Und ohne Dank fuͤr den und jenen weiter giengen. Doch nicht der Reiche noch ſein Gutsverwalter ließen Dankloſe Durſtige zu laben ſich verdrießen. Wer iſt der reiche Mann? dort Gott der ewige, Und ſein Verwalter hier jeder Freigebige. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0235" n="225"/> <p>28.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es war ein reicher Mann, der in der Wuͤſte Mitten</l><lb/> <l>Ein Labehaus gebaut fuͤr die des Weges ſchritten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und ein Verwalter war von ihm darein geſetzt,</l><lb/> <l>Der jeden Durſtigen mit friſchem Trunke letzt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und von den Wanderern die meiſten dankbar prieſen</l><lb/> <l>Den Schenker, nicht den Herrn, ders eingeſchenkt durch dieſen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Kaum einer dachte, was er jenem ſchuldig ſei,</l><lb/> <l>Und dacht' ers, ſo vergaß er dieſen dann dabei.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die ſchlimmſten waren doch, die ihren Trunk empfiengen,</l><lb/> <l>Und ohne Dank fuͤr den und jenen weiter giengen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch nicht der Reiche noch ſein Gutsverwalter ließen</l><lb/> <l>Dankloſe Durſtige zu laben ſich verdrießen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wer iſt der reiche Mann? dort Gott der ewige,</l><lb/> <l>Und ſein Verwalter hier jeder Freigebige.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [225/0235]
28.
Es war ein reicher Mann, der in der Wuͤſte Mitten
Ein Labehaus gebaut fuͤr die des Weges ſchritten.
Und ein Verwalter war von ihm darein geſetzt,
Der jeden Durſtigen mit friſchem Trunke letzt.
Und von den Wanderern die meiſten dankbar prieſen
Den Schenker, nicht den Herrn, ders eingeſchenkt durch dieſen.
Kaum einer dachte, was er jenem ſchuldig ſei,
Und dacht' ers, ſo vergaß er dieſen dann dabei.
Die ſchlimmſten waren doch, die ihren Trunk empfiengen,
Und ohne Dank fuͤr den und jenen weiter giengen.
Doch nicht der Reiche noch ſein Gutsverwalter ließen
Dankloſe Durſtige zu laben ſich verdrießen.
Wer iſt der reiche Mann? dort Gott der ewige,
Und ſein Verwalter hier jeder Freigebige.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/235>, abgerufen am 17.07.2024. |