Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.1. Der heilige Kebir sah eine Mühle drehn, Und weinte, daß kein Korn da ganz hindurch kann gehn. Er weint' ums Körnlein nicht, er weint' ums Weltgeschick, Das tausend Leben so malmt jeden Augenblick. 2. Die Leiter unterm Baum liegt umgestürzt im Graben, An der heut auf und ab geklettert unsre Knaben, Der Jakobsleiter gleich, auf welcher Engel stiegen, Von der, ich weiß nicht wo, bewahrt die Sprossen liegen. Die Engel stiegen dort herab vom Himmelsraum, Die Bengel stiegen hier hinauf zum Apfelbaum; Hier schöne Wirklichkeit, und dort ein schöner Traum. 1. Der heilige Kebir ſah eine Muͤhle drehn, Und weinte, daß kein Korn da ganz hindurch kann gehn. Er weint' ums Koͤrnlein nicht, er weint' ums Weltgeſchick, Das tauſend Leben ſo malmt jeden Augenblick. 2. Die Leiter unterm Baum liegt umgeſtuͤrzt im Graben, An der heut auf und ab geklettert unſre Knaben, Der Jakobsleiter gleich, auf welcher Engel ſtiegen, Von der, ich weiß nicht wo, bewahrt die Sproſſen liegen. Die Engel ſtiegen dort herab vom Himmelsraum, Die Bengel ſtiegen hier hinauf zum Apfelbaum; Hier ſchoͤne Wirklichkeit, und dort ein ſchoͤner Traum. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0125" n="[115]"/> <div n="2"> <head>1.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er heilige Kebir ſah eine Muͤhle drehn,</l><lb/> <l>Und weinte, daß kein Korn da ganz hindurch kann gehn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er weint' ums Koͤrnlein nicht, er weint' ums Weltgeſchick,</l><lb/> <l>Das tauſend Leben ſo malmt jeden Augenblick.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>2.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Leiter unterm Baum liegt umgeſtuͤrzt im Graben,</l><lb/> <l>An der heut auf und ab geklettert unſre Knaben,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Jakobsleiter gleich, auf welcher Engel ſtiegen,</l><lb/> <l>Von der, ich weiß nicht wo, bewahrt die Sproſſen liegen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Engel ſtiegen dort herab vom Himmelsraum,</l><lb/> <l>Die Bengel ſtiegen hier hinauf zum Apfelbaum;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Hier ſchoͤne Wirklichkeit, und dort ein ſchoͤner Traum.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [[115]/0125]
1.
Der heilige Kebir ſah eine Muͤhle drehn,
Und weinte, daß kein Korn da ganz hindurch kann gehn.
Er weint' ums Koͤrnlein nicht, er weint' ums Weltgeſchick,
Das tauſend Leben ſo malmt jeden Augenblick.
2.
Die Leiter unterm Baum liegt umgeſtuͤrzt im Graben,
An der heut auf und ab geklettert unſre Knaben,
Der Jakobsleiter gleich, auf welcher Engel ſtiegen,
Von der, ich weiß nicht wo, bewahrt die Sproſſen liegen.
Die Engel ſtiegen dort herab vom Himmelsraum,
Die Bengel ſtiegen hier hinauf zum Apfelbaum;
Hier ſchoͤne Wirklichkeit, und dort ein ſchoͤner Traum.
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