Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Hat er in sich bekriegt das Leid und es besiegt, Daß überwunden es zum Fuß der Freude liegt; So wird er ihren Krieg auch andern helfen kriegen, Daß sie, von seinem Sieg gestärkt, sich selbst besiegen. Nicht weil er fühlt, daß ers in sich allein vollbracht, Wird er die schwächeren verlassen in der Schlacht. Wes er sich selb schämt, wird er sich für sie nicht schämen, Mit Freuden wird er Theil an fremden Leiden nehmen: Ob er den Gipfel auch der Göttlichkeit erstiegen, Wo Erdendunstgewölk' in Aetherduft verfliegen; Um wie vielmehr wenn er sich sagen muß, er sei Noch selbst von Leiden nicht und Leidenschaften frei. Hat er in ſich bekriegt das Leid und es beſiegt, Daß uͤberwunden es zum Fuß der Freude liegt; So wird er ihren Krieg auch andern helfen kriegen, Daß ſie, von ſeinem Sieg geſtaͤrkt, ſich ſelbſt beſiegen. Nicht weil er fuͤhlt, daß ers in ſich allein vollbracht, Wird er die ſchwaͤcheren verlaſſen in der Schlacht. Wes er ſich ſelb ſchaͤmt, wird er ſich fuͤr ſie nicht ſchaͤmen, Mit Freuden wird er Theil an fremden Leiden nehmen: Ob er den Gipfel auch der Goͤttlichkeit erſtiegen, Wo Erdendunſtgewoͤlk' in Aetherduft verfliegen; Um wie vielmehr wenn er ſich ſagen muß, er ſei Noch ſelbſt von Leiden nicht und Leidenſchaften frei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0088" n="78"/> <lg n="9"> <l>Hat er in ſich bekriegt das Leid und es beſiegt,</l><lb/> <l>Daß uͤberwunden es zum Fuß der Freude liegt;</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>So wird er ihren Krieg auch andern helfen kriegen,</l><lb/> <l>Daß ſie, von ſeinem Sieg geſtaͤrkt, ſich ſelbſt beſiegen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Nicht weil er fuͤhlt, daß ers in ſich allein vollbracht,</l><lb/> <l>Wird er die ſchwaͤcheren verlaſſen in der Schlacht.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Wes er ſich ſelb ſchaͤmt, wird er ſich fuͤr ſie nicht ſchaͤmen,</l><lb/> <l>Mit Freuden wird er Theil an fremden Leiden nehmen:</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Ob er den Gipfel auch der Goͤttlichkeit erſtiegen,</l><lb/> <l>Wo Erdendunſtgewoͤlk' in Aetherduft verfliegen;</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Um wie vielmehr wenn er ſich ſagen muß, er ſei</l><lb/> <l>Noch ſelbſt von Leiden nicht und Leidenſchaften frei.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
Hat er in ſich bekriegt das Leid und es beſiegt,
Daß uͤberwunden es zum Fuß der Freude liegt;
So wird er ihren Krieg auch andern helfen kriegen,
Daß ſie, von ſeinem Sieg geſtaͤrkt, ſich ſelbſt beſiegen.
Nicht weil er fuͤhlt, daß ers in ſich allein vollbracht,
Wird er die ſchwaͤcheren verlaſſen in der Schlacht.
Wes er ſich ſelb ſchaͤmt, wird er ſich fuͤr ſie nicht ſchaͤmen,
Mit Freuden wird er Theil an fremden Leiden nehmen:
Ob er den Gipfel auch der Goͤttlichkeit erſtiegen,
Wo Erdendunſtgewoͤlk' in Aetherduft verfliegen;
Um wie vielmehr wenn er ſich ſagen muß, er ſei
Noch ſelbſt von Leiden nicht und Leidenſchaften frei.
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