Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Am Monde tröste dich bei Glückes Unbestand, Und um Beständigkeit blick auf zum Sonnenrand. Nimm ab und zu an Lust, dem Mond gleich, in Geduld; Und wie die Sonne sei unwandelbar voll Huld. 45. Nur selten oder nie begegnen auf der Fahrt Hienieden zweie sich von gleicher Sinnesart. Was jenem wichtig scheint, hält dieser für entbehrlich, Und was der wichtig nennt, ist jenem nur beschwerlich. Daher ein Lehrender und Lernender sich nie Im Grunde ganz verstehn, doch lehren, lernen sie. Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt? Ein Mittleres, was sich von keinem weit entfernt? Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen; Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen. Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand, Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand. Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld; Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld. 45. Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart. Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich, Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich. Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie. Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt? Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt? Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen; Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0042" n="32"/> <lg n="3"> <l>Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand,</l><lb/> <l>Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld;</l><lb/> <l>Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt</l><lb/> <l>Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich,</l><lb/> <l>Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie</l><lb/> <l>Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?</l><lb/> <l>Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen;</l><lb/> <l>Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0042]
Am Monde troͤſte dich bei Gluͤckes Unbeſtand,
Und um Beſtaͤndigkeit blick auf zum Sonnenrand.
Nimm ab und zu an Luſt, dem Mond gleich, in Geduld;
Und wie die Sonne ſei unwandelbar voll Huld.
45.
Nur ſelten oder nie begegnen auf der Fahrt
Hienieden zweie ſich von gleicher Sinnesart.
Was jenem wichtig ſcheint, haͤlt dieſer fuͤr entbehrlich,
Und was der wichtig nennt, iſt jenem nur beſchwerlich.
Daher ein Lehrender und Lernender ſich nie
Im Grunde ganz verſtehn, doch lehren, lernen ſie.
Was aber wird von dem gelehrt, von dem gelernt?
Ein Mittleres, was ſich von keinem weit entfernt?
Nein, Eignes gibt man nur, nur Eignes wird genommen;
Die Anbequemung mag von keiner Seite frommen.
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