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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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44.
In einem bist du mit dir uneins fort und fort,
Daß bald die Sache mehr dir gilt und bald das Wort.
Bald scheint das Wort dir leer, die Sache nur vorhanden,
Und bald die Sache todt, das Wort allein verstanden.
Und nur wo Poesie ihr schönes Bild des Scheins
Dir vorhält, fühlest du, wie Wort und Sach' ist eins.
So, wort- und sachgelehrt, ein Dichtersprachgelehrter,
Sei du vielfach gelehrt, und nicht ein Fachgelehrter.

45.
Gemeinverständlich sei ein Buch, das zur Erbauung
Das Volk hat in der Hand, zu täglicher Beschauung.
Doch etwas darf darin und soll seyn unverständlich,
Damit die Andacht sich daran erbau' unendlich.
Denn ein Verständliches ist endlich auszubeuten,
Ein Unverständliches unendlich umzudeuten.

44.
In einem biſt du mit dir uneins fort und fort,
Daß bald die Sache mehr dir gilt und bald das Wort.
Bald ſcheint das Wort dir leer, die Sache nur vorhanden,
Und bald die Sache todt, das Wort allein verſtanden.
Und nur wo Poeſie ihr ſchoͤnes Bild des Scheins
Dir vorhaͤlt, fuͤhleſt du, wie Wort und Sach' iſt eins.
So, wort- und ſachgelehrt, ein Dichterſprachgelehrter,
Sei du vielfach gelehrt, und nicht ein Fachgelehrter.

45.
Gemeinverſtaͤndlich ſei ein Buch, das zur Erbauung
Das Volk hat in der Hand, zu taͤglicher Beſchauung.
Doch etwas darf darin und ſoll ſeyn unverſtaͤndlich,
Damit die Andacht ſich daran erbau' unendlich.
Denn ein Verſtaͤndliches iſt endlich auszubeuten,
Ein Unverſtaͤndliches unendlich umzudeuten.

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[294/0304] 44. In einem biſt du mit dir uneins fort und fort, Daß bald die Sache mehr dir gilt und bald das Wort. Bald ſcheint das Wort dir leer, die Sache nur vorhanden, Und bald die Sache todt, das Wort allein verſtanden. Und nur wo Poeſie ihr ſchoͤnes Bild des Scheins Dir vorhaͤlt, fuͤhleſt du, wie Wort und Sach' iſt eins. So, wort- und ſachgelehrt, ein Dichterſprachgelehrter, Sei du vielfach gelehrt, und nicht ein Fachgelehrter. 45. Gemeinverſtaͤndlich ſei ein Buch, das zur Erbauung Das Volk hat in der Hand, zu taͤglicher Beſchauung. Doch etwas darf darin und ſoll ſeyn unverſtaͤndlich, Damit die Andacht ſich daran erbau' unendlich. Denn ein Verſtaͤndliches iſt endlich auszubeuten, Ein Unverſtaͤndliches unendlich umzudeuten.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/304>, abgerufen am 21.11.2024.