O wunderbares Bild, o Kraft des Seelenlichts! Du siehest Herbes mild im Spiegel des Gedichts.
Und wie sich in dem Schein erblickt die Schreckerscheinung, Wird selber sie zu Stein, die dir gedroht Versteinung.
24.
Des Geistes Flitterstaat, mein Sohn, ist Neubegierde, Allein die Wißbegier ist seine wahre Zierde.
Die Neubegier ist aufs Besondre gleich beflissen, Die Wißbegierde will erst das Gemeinste wissen.
Die Neubegierde spielt, die Wißbegierde zielt; Die Wißbegierde schaut, die Neubegierde schielt.
Des Strebens Unterschied, haupt- oder nebensächlich, Macht gründlich Wißbegier und Neugier oberflächlich.
O wunderbares Bild, o Kraft des Seelenlichts! Du ſieheſt Herbes mild im Spiegel des Gedichts.
Und wie ſich in dem Schein erblickt die Schreckerſcheinung, Wird ſelber ſie zu Stein, die dir gedroht Verſteinung.
24.
Des Geiſtes Flitterſtaat, mein Sohn, iſt Neubegierde, Allein die Wißbegier iſt ſeine wahre Zierde.
Die Neubegier iſt aufs Beſondre gleich befliſſen, Die Wißbegierde will erſt das Gemeinſte wiſſen.
Die Neubegierde ſpielt, die Wißbegierde zielt; Die Wißbegierde ſchaut, die Neubegierde ſchielt.
Des Strebens Unterſchied, haupt- oder nebenſaͤchlich, Macht gruͤndlich Wißbegier und Neugier oberflaͤchlich.
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O wunderbares Bild, o Kraft des Seelenlichts!
Du ſieheſt Herbes mild im Spiegel des Gedichts.
Und wie ſich in dem Schein erblickt die Schreckerſcheinung,
Wird ſelber ſie zu Stein, die dir gedroht Verſteinung.
24.
Des Geiſtes Flitterſtaat, mein Sohn, iſt Neubegierde,
Allein die Wißbegier iſt ſeine wahre Zierde.
Die Neubegier iſt aufs Beſondre gleich befliſſen,
Die Wißbegierde will erſt das Gemeinſte wiſſen.
Die Neubegierde ſpielt, die Wißbegierde zielt;
Die Wißbegierde ſchaut, die Neubegierde ſchielt.
Des Strebens Unterſchied, haupt- oder nebenſaͤchlich,
Macht gruͤndlich Wißbegier und Neugier oberflaͤchlich.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/29>, abgerufen am 25.07.2024.
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