Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.183. Gelegenheitsgedicht ist zu verachten nicht, Das der Gelegenheit Bedeutung recht ausspricht. Genügt es nur dem Tag, so ist es schon zu loben, Doch für die Ewigkeit wird es nicht aufgehoben. Nur wenn es Ewiges im Zeitlichen enthält, Ist heut es für das Fest, und morgen für die Welt. 184. Der Bücher sind zu viel, um noch so viel zu gelten; Denn wohlfeil ist die Meng', und theuer nur was selten. Mit ihnen ists wie mit den Menschen selbst gethan; Den, der mit vielen lebt, gehn wenig näher an. Man sieht sie an, allein wer kann sie alle nennen, Erkennen ihren Werth, wie sie vorüber rennen? 183. Gelegenheitsgedicht iſt zu verachten nicht, Das der Gelegenheit Bedeutung recht ausſpricht. Genuͤgt es nur dem Tag, ſo iſt es ſchon zu loben, Doch fuͤr die Ewigkeit wird es nicht aufgehoben. Nur wenn es Ewiges im Zeitlichen enthaͤlt, Iſt heut es fuͤr das Feſt, und morgen fuͤr die Welt. 184. Der Buͤcher ſind zu viel, um noch ſo viel zu gelten; Denn wohlfeil iſt die Meng', und theuer nur was ſelten. Mit ihnen iſts wie mit den Menſchen ſelbſt gethan; Den, der mit vielen lebt, gehn wenig naͤher an. Man ſieht ſie an, allein wer kann ſie alle nennen, Erkennen ihren Werth, wie ſie voruͤber rennen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0267" n="257"/> <div n="2"> <head>183.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Gelegenheitsgedicht iſt zu verachten nicht,</l><lb/> <l>Das der Gelegenheit Bedeutung recht ausſpricht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Genuͤgt es nur dem Tag, ſo iſt es ſchon zu loben,</l><lb/> <l>Doch fuͤr die Ewigkeit wird es nicht aufgehoben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur wenn es Ewiges im Zeitlichen enthaͤlt,</l><lb/> <l>Iſt heut es fuͤr das Feſt, und morgen fuͤr die Welt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>184.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Buͤcher ſind zu viel, um noch ſo viel zu gelten;</l><lb/> <l>Denn wohlfeil iſt die Meng', und theuer nur was ſelten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit ihnen iſts wie mit den Menſchen ſelbſt gethan;</l><lb/> <l>Den, der mit vielen lebt, gehn wenig naͤher an.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Man ſieht ſie an, allein wer kann ſie alle nennen,</l><lb/> <l>Erkennen ihren Werth, wie ſie voruͤber rennen?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0267]
183.
Gelegenheitsgedicht iſt zu verachten nicht,
Das der Gelegenheit Bedeutung recht ausſpricht.
Genuͤgt es nur dem Tag, ſo iſt es ſchon zu loben,
Doch fuͤr die Ewigkeit wird es nicht aufgehoben.
Nur wenn es Ewiges im Zeitlichen enthaͤlt,
Iſt heut es fuͤr das Feſt, und morgen fuͤr die Welt.
184.
Der Buͤcher ſind zu viel, um noch ſo viel zu gelten;
Denn wohlfeil iſt die Meng', und theuer nur was ſelten.
Mit ihnen iſts wie mit den Menſchen ſelbſt gethan;
Den, der mit vielen lebt, gehn wenig naͤher an.
Man ſieht ſie an, allein wer kann ſie alle nennen,
Erkennen ihren Werth, wie ſie voruͤber rennen?
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