Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.165. Aus Einer Wurzel sprießt, aus Einer Quelle fließt, Was weit ins Leben sich erschließt und sich ergießt. Die Zweige wissen nicht, was unten sie verflicht, Sie schwanken wohlgemuth und tauchen auf ins Licht. Die Wellen merken kaum, was still sie hält im Zaum, Sie schwanken auf und ab, und krönen sich mit Schaum. Am Zaume hält sie doch und unterm goldnen Joch Die Liebe, der nichts ist zu nieder noch zu hoch. Ihr seid nicht klein, noch groß, Kinder aus meinem Schoß, Seid nichts in euch, in mir seid ihr ein Etwas bloß. 165. Aus Einer Wurzel ſprießt, aus Einer Quelle fließt, Was weit ins Leben ſich erſchließt und ſich ergießt. Die Zweige wiſſen nicht, was unten ſie verflicht, Sie ſchwanken wohlgemuth und tauchen auf ins Licht. Die Wellen merken kaum, was ſtill ſie haͤlt im Zaum, Sie ſchwanken auf und ab, und kroͤnen ſich mit Schaum. Am Zaume haͤlt ſie doch und unterm goldnen Joch Die Liebe, der nichts iſt zu nieder noch zu hoch. Ihr ſeid nicht klein, noch groß, Kinder aus meinem Schoß, Seid nichts in euch, in mir ſeid ihr ein Etwas bloß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0254" n="244"/> <div n="2"> <head>165.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus Einer Wurzel ſprießt, aus Einer Quelle fließt,</l><lb/> <l>Was weit ins Leben ſich erſchließt und ſich ergießt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Zweige wiſſen nicht, was unten ſie verflicht,</l><lb/> <l>Sie ſchwanken wohlgemuth und tauchen auf ins Licht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Wellen merken kaum, was ſtill ſie haͤlt im Zaum,</l><lb/> <l>Sie ſchwanken auf und ab, und kroͤnen ſich mit Schaum.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Am Zaume haͤlt ſie doch und unterm goldnen Joch</l><lb/> <l>Die Liebe, der nichts iſt zu nieder noch zu hoch.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ihr ſeid nicht klein, noch groß, Kinder aus meinem Schoß,</l><lb/> <l>Seid nichts in euch, in mir ſeid ihr ein Etwas bloß.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [244/0254]
165.
Aus Einer Wurzel ſprießt, aus Einer Quelle fließt,
Was weit ins Leben ſich erſchließt und ſich ergießt.
Die Zweige wiſſen nicht, was unten ſie verflicht,
Sie ſchwanken wohlgemuth und tauchen auf ins Licht.
Die Wellen merken kaum, was ſtill ſie haͤlt im Zaum,
Sie ſchwanken auf und ab, und kroͤnen ſich mit Schaum.
Am Zaume haͤlt ſie doch und unterm goldnen Joch
Die Liebe, der nichts iſt zu nieder noch zu hoch.
Ihr ſeid nicht klein, noch groß, Kinder aus meinem Schoß,
Seid nichts in euch, in mir ſeid ihr ein Etwas bloß.
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