Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Du aber samml' in dir der Menschheit Blütenstaub, Und gib die Blüte nicht dem Wind der Welt zum Raub. Aufreg' ein Liebeshauch in dir den Blütenstaub, Daß deine Blüte nicht unfruchtbar sei und taub. 108. Nun nachgerade bin ich dieses Daseyns satt, Des engen, das den Geist solang umrungen hat. Und mich begeben möcht' ich auf Entdeckungsreisen, Doch in Welttheilen nicht, noch auch in Sternenkreisen. Denn Weltentheile sind nur Theile dieser Welt, Und auch nur Zeit und Raum umspannt das Sternenzelt. In einer Welt, o Geist, worin die Zeit zum Nu, Der Raum zum Punkte wird, zu kreisen lüstest du. In Gottes Geisterwelt zu kreisen lüstest du, In Gottes Geisterwelt zu reisen rüstest du. Du aber ſamml' in dir der Menſchheit Bluͤtenſtaub, Und gib die Bluͤte nicht dem Wind der Welt zum Raub. Aufreg' ein Liebeshauch in dir den Bluͤtenſtaub, Daß deine Bluͤte nicht unfruchtbar ſei und taub. 108. Nun nachgerade bin ich dieſes Daſeyns ſatt, Des engen, das den Geiſt ſolang umrungen hat. Und mich begeben moͤcht' ich auf Entdeckungsreiſen, Doch in Welttheilen nicht, noch auch in Sternenkreiſen. Denn Weltentheile ſind nur Theile dieſer Welt, Und auch nur Zeit und Raum umſpannt das Sternenzelt. In einer Welt, o Geiſt, worin die Zeit zum Nu, Der Raum zum Punkte wird, zu kreiſen luͤſteſt du. In Gottes Geiſterwelt zu kreiſen luͤſteſt du, In Gottes Geiſterwelt zu reiſen ruͤſteſt du. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0213" n="203"/> <lg n="9"> <l>Du aber ſamml' in dir der Menſchheit Bluͤtenſtaub,</l><lb/> <l>Und gib die Bluͤte nicht dem Wind der Welt zum Raub.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Aufreg' ein Liebeshauch in dir den Bluͤtenſtaub,</l><lb/> <l>Daß deine Bluͤte nicht unfruchtbar ſei und taub.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>108.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun nachgerade bin ich dieſes Daſeyns ſatt,</l><lb/> <l>Des engen, das den Geiſt ſolang umrungen hat.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und mich begeben moͤcht' ich auf Entdeckungsreiſen,</l><lb/> <l>Doch in Welttheilen nicht, noch auch in Sternenkreiſen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn Weltentheile ſind nur Theile dieſer Welt,</l><lb/> <l>Und auch nur Zeit und Raum umſpannt das Sternenzelt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>In einer Welt, o Geiſt, worin die Zeit zum Nu,</l><lb/> <l>Der Raum zum Punkte wird, zu kreiſen luͤſteſt du.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>In Gottes Geiſterwelt zu kreiſen luͤſteſt du,</l><lb/> <l>In Gottes Geiſterwelt zu reiſen ruͤſteſt du.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0213]
Du aber ſamml' in dir der Menſchheit Bluͤtenſtaub,
Und gib die Bluͤte nicht dem Wind der Welt zum Raub.
Aufreg' ein Liebeshauch in dir den Bluͤtenſtaub,
Daß deine Bluͤte nicht unfruchtbar ſei und taub.
108.
Nun nachgerade bin ich dieſes Daſeyns ſatt,
Des engen, das den Geiſt ſolang umrungen hat.
Und mich begeben moͤcht' ich auf Entdeckungsreiſen,
Doch in Welttheilen nicht, noch auch in Sternenkreiſen.
Denn Weltentheile ſind nur Theile dieſer Welt,
Und auch nur Zeit und Raum umſpannt das Sternenzelt.
In einer Welt, o Geiſt, worin die Zeit zum Nu,
Der Raum zum Punkte wird, zu kreiſen luͤſteſt du.
In Gottes Geiſterwelt zu kreiſen luͤſteſt du,
In Gottes Geiſterwelt zu reiſen ruͤſteſt du.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/213 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/213>, abgerufen am 17.02.2025. |