Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.Ihr Blasen auf dem Strom des Tages, blähet euch! Bläht euch und blas't nur auf die Backen mit Gekeuch! Blas't, Blasen, bis ihr platzt, und macht einander Platz! Denn noch von Blasen liegt im Strom ein ganzer Schatz. Doch eine Muschel ruht, gefüllt mit Weh und Lust, Und bildet wie ein Herz die Perl' in ihrer Brust; In welchem das Gefühl von Erd' und Himmel schlägt, In welchem Ewiges ist endlich-schön geprägt, Dis Herz, wann es schon längst hat aufgehört zu schlagen, Gibt einst, ihr gebt es nicht, ein Zeugniß diesen Tagen. Ihr aber, lernt einmal, ihr Leute der Bewegung, Daß ewig niemals ist des Augenblicks Aufregung. Ihr Blaſen auf dem Strom des Tages, blaͤhet euch! Blaͤht euch und blaſ't nur auf die Backen mit Gekeuch! Blaſ't, Blaſen, bis ihr platzt, und macht einander Platz! Denn noch von Blaſen liegt im Strom ein ganzer Schatz. Doch eine Muſchel ruht, gefuͤllt mit Weh und Luſt, Und bildet wie ein Herz die Perl' in ihrer Bruſt; In welchem das Gefuͤhl von Erd' und Himmel ſchlaͤgt, In welchem Ewiges iſt endlich-ſchoͤn gepraͤgt, Dis Herz, wann es ſchon laͤngſt hat aufgehoͤrt zu ſchlagen, Gibt einſt, ihr gebt es nicht, ein Zeugniß dieſen Tagen. Ihr aber, lernt einmal, ihr Leute der Bewegung, Daß ewig niemals iſt des Augenblicks Aufregung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0125" n="115"/> <lg n="4"> <l>Ihr Blaſen auf dem Strom des Tages, blaͤhet euch!</l><lb/> <l>Blaͤht euch und blaſ't nur auf die Backen mit Gekeuch!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Blaſ't, Blaſen, bis ihr platzt, und macht einander Platz!</l><lb/> <l>Denn noch von Blaſen liegt im Strom ein ganzer Schatz.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch eine Muſchel ruht, gefuͤllt mit Weh und Luſt,</l><lb/> <l>Und bildet wie ein Herz die Perl' in ihrer Bruſt;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>In welchem das Gefuͤhl von Erd' und Himmel ſchlaͤgt,</l><lb/> <l>In welchem Ewiges iſt endlich-ſchoͤn gepraͤgt,</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Dis Herz, wann es ſchon laͤngſt hat aufgehoͤrt zu ſchlagen,</l><lb/> <l>Gibt einſt, ihr gebt es nicht, ein Zeugniß dieſen Tagen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ihr aber, lernt einmal, ihr Leute der Bewegung,</l><lb/> <l>Daß ewig niemals iſt des Augenblicks Aufregung.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
Ihr Blaſen auf dem Strom des Tages, blaͤhet euch!
Blaͤht euch und blaſ't nur auf die Backen mit Gekeuch!
Blaſ't, Blaſen, bis ihr platzt, und macht einander Platz!
Denn noch von Blaſen liegt im Strom ein ganzer Schatz.
Doch eine Muſchel ruht, gefuͤllt mit Weh und Luſt,
Und bildet wie ein Herz die Perl' in ihrer Bruſt;
In welchem das Gefuͤhl von Erd' und Himmel ſchlaͤgt,
In welchem Ewiges iſt endlich-ſchoͤn gepraͤgt,
Dis Herz, wann es ſchon laͤngſt hat aufgehoͤrt zu ſchlagen,
Gibt einſt, ihr gebt es nicht, ein Zeugniß dieſen Tagen.
Ihr aber, lernt einmal, ihr Leute der Bewegung,
Daß ewig niemals iſt des Augenblicks Aufregung.
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