Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Sich äußern soll der Geist, nicht aber sich veräußern; Die innern Regungen sind nicht ein Spiel der äußern. Dein Innres überwiegt dem Aeußern, das sagt sinnig Die Sprache schon, die bei dem Innern gab ein Innig. Drum hüte dich, mein Sohn, je außer dich zu kommen; Und ists geschehn, so wird in dich zu gehn dir frommen. Aus ihrem Innern durch Naturtrieb nimmt die Flucht Die Pflanze, bis sie sich erinnert in der Frucht. Doch ganz ist äußerlich geworden Stein und Erz, Kann nicht mehr in sich gehn, wie ein verhärtet Herz. Darum muß äußerlich der Stein sich lassen wälzen Von Fluten, und das Erz von Feuergluten schmelzen. Doch wem die äußern gleich sind und die innern Enden, Der ist ein Handschuh, nach Belieben umzuwenden, Und höchstens ein Polyp, den es nicht im Behagen Stört, wenn sein Magen wird zur Haut, die Haut zum Magen. Sich aͤußern ſoll der Geiſt, nicht aber ſich veraͤußern; Die innern Regungen ſind nicht ein Spiel der aͤußern. Dein Innres uͤberwiegt dem Aeußern, das ſagt ſinnig Die Sprache ſchon, die bei dem Innern gab ein Innig. Drum huͤte dich, mein Sohn, je außer dich zu kommen; Und iſts geſchehn, ſo wird in dich zu gehn dir frommen. Aus ihrem Innern durch Naturtrieb nimmt die Flucht Die Pflanze, bis ſie ſich erinnert in der Frucht. Doch ganz iſt aͤußerlich geworden Stein und Erz, Kann nicht mehr in ſich gehn, wie ein verhaͤrtet Herz. Darum muß aͤußerlich der Stein ſich laſſen waͤlzen Von Fluten, und das Erz von Feuergluten ſchmelzen. Doch wem die aͤußern gleich ſind und die innern Enden, Der iſt ein Handſchuh, nach Belieben umzuwenden, Und hoͤchſtens ein Polyp, den es nicht im Behagen Stoͤrt, wenn ſein Magen wird zur Haut, die Haut zum Magen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0073" n="63"/> <lg n="5"> <l>Sich aͤußern ſoll der Geiſt, nicht aber ſich veraͤußern;</l><lb/> <l>Die innern Regungen ſind nicht ein Spiel der aͤußern.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dein Innres uͤberwiegt dem Aeußern, das ſagt ſinnig</l><lb/> <l>Die Sprache ſchon, die bei dem Innern gab ein Innig.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Drum huͤte dich, mein Sohn, je außer dich zu kommen;</l><lb/> <l>Und iſts geſchehn, ſo wird in dich zu gehn dir frommen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Aus ihrem Innern durch Naturtrieb nimmt die Flucht</l><lb/> <l>Die Pflanze, bis ſie ſich erinnert in der Frucht.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Doch ganz iſt aͤußerlich geworden Stein und Erz,</l><lb/> <l>Kann nicht mehr in ſich gehn, wie ein verhaͤrtet Herz.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Darum muß aͤußerlich der Stein ſich laſſen waͤlzen</l><lb/> <l>Von Fluten, und das Erz von Feuergluten ſchmelzen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Doch wem die aͤußern gleich ſind und die innern Enden,</l><lb/> <l>Der iſt ein Handſchuh, nach Belieben umzuwenden,</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Und hoͤchſtens ein Polyp, den es nicht im Behagen</l><lb/> <l>Stoͤrt, wenn ſein Magen wird zur Haut, die Haut zum Magen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
Sich aͤußern ſoll der Geiſt, nicht aber ſich veraͤußern;
Die innern Regungen ſind nicht ein Spiel der aͤußern.
Dein Innres uͤberwiegt dem Aeußern, das ſagt ſinnig
Die Sprache ſchon, die bei dem Innern gab ein Innig.
Drum huͤte dich, mein Sohn, je außer dich zu kommen;
Und iſts geſchehn, ſo wird in dich zu gehn dir frommen.
Aus ihrem Innern durch Naturtrieb nimmt die Flucht
Die Pflanze, bis ſie ſich erinnert in der Frucht.
Doch ganz iſt aͤußerlich geworden Stein und Erz,
Kann nicht mehr in ſich gehn, wie ein verhaͤrtet Herz.
Darum muß aͤußerlich der Stein ſich laſſen waͤlzen
Von Fluten, und das Erz von Feuergluten ſchmelzen.
Doch wem die aͤußern gleich ſind und die innern Enden,
Der iſt ein Handſchuh, nach Belieben umzuwenden,
Und hoͤchſtens ein Polyp, den es nicht im Behagen
Stoͤrt, wenn ſein Magen wird zur Haut, die Haut zum Magen.
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