Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.52. Die Göttin, die, verhüllt, ums Antlitz Schleier trägt, Die Braut, nach welcher Lust der freche Freier trägt, Mit Andacht nahen mußt du der geheimnisreichen, Wenn sie den Schlüssel dir soll zum Geheimnis reichen. Belausche, die im Traum ununterbrochen spricht, Doch unterbrich sie mit Dazwischensprechen nicht. Behorchen magst du sie, nicht peinlich sie verhören; Gehorchen wird sie nie, nur günstig dich erhören; Erhören günstig den, der brünstig sie ersucht, Den aber äffen, der zudringlich sie versucht, Den, der mit Gaukelwerk und Taschenspiel beschwören Sie will, mit Gaukelwerk und Taschenspiel bethören. 52. Die Goͤttin, die, verhuͤllt, ums Antlitz Schleier traͤgt, Die Braut, nach welcher Luſt der freche Freier traͤgt, Mit Andacht nahen mußt du der geheimnisreichen, Wenn ſie den Schluͤſſel dir ſoll zum Geheimnis reichen. Belauſche, die im Traum ununterbrochen ſpricht, Doch unterbrich ſie mit Dazwiſchenſprechen nicht. Behorchen magſt du ſie, nicht peinlich ſie verhoͤren; Gehorchen wird ſie nie, nur guͤnſtig dich erhoͤren; Erhoͤren guͤnſtig den, der bruͤnſtig ſie erſucht, Den aber aͤffen, der zudringlich ſie verſucht, Den, der mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel beſchwoͤren Sie will, mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel bethoͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="44"/> <div n="2"> <head>52.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Goͤttin, die, verhuͤllt, ums Antlitz Schleier traͤgt,</l><lb/> <l>Die Braut, nach welcher Luſt der freche Freier traͤgt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mit Andacht nahen mußt du der geheimnisreichen,</l><lb/> <l>Wenn ſie den Schluͤſſel dir ſoll zum Geheimnis reichen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Belauſche, die im Traum ununterbrochen ſpricht,</l><lb/> <l>Doch unterbrich ſie mit Dazwiſchenſprechen nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Behorchen magſt du ſie, nicht peinlich ſie verhoͤren;</l><lb/> <l>Gehorchen wird ſie nie, nur guͤnſtig dich erhoͤren;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Erhoͤren guͤnſtig den, der bruͤnſtig ſie erſucht,</l><lb/> <l>Den aber aͤffen, der zudringlich ſie verſucht,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Den, der mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel beſchwoͤren</l><lb/> <l>Sie will, mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel bethoͤren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
52.
Die Goͤttin, die, verhuͤllt, ums Antlitz Schleier traͤgt,
Die Braut, nach welcher Luſt der freche Freier traͤgt,
Mit Andacht nahen mußt du der geheimnisreichen,
Wenn ſie den Schluͤſſel dir ſoll zum Geheimnis reichen.
Belauſche, die im Traum ununterbrochen ſpricht,
Doch unterbrich ſie mit Dazwiſchenſprechen nicht.
Behorchen magſt du ſie, nicht peinlich ſie verhoͤren;
Gehorchen wird ſie nie, nur guͤnſtig dich erhoͤren;
Erhoͤren guͤnſtig den, der bruͤnſtig ſie erſucht,
Den aber aͤffen, der zudringlich ſie verſucht,
Den, der mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel beſchwoͤren
Sie will, mit Gaukelwerk und Taſchenſpiel bethoͤren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/54 |
Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/54>, abgerufen am 25.07.2024. |