Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.9. Sieh wie die Blättchen sich um ihren Stengel stellen, Die lebenslustigen verträglichen Gesellen! Stets eines oberhalb des andern, aber so, Daß keines hinderlich ist keinem irgendwo; So in gewundenen Abstufungen erhoben, Daß keines keins verdeckt, von unten frei und oben; Daß jedes saugen kann von unten her den Segen Des Thaus der aufsteigt, und von oben her den Regen, Nach allen Seiten hin sich breitend in die Luft, Schwelgend in Sonnenglanz und in der Nächte Duft. 10. Oft hängt das Höchste mit dem Niedrigsten zusammen, Wie Knollenfrüchte, die der Wurzel selbst entstammen, Wo, was die Pflanze sonst durch Zweig' und Kronen sucht, Gleich an der Wurzel ist gefunden, Saam' und Frucht. 9. Sieh wie die Blaͤttchen ſich um ihren Stengel ſtellen, Die lebensluſtigen vertraͤglichen Geſellen! Stets eines oberhalb des andern, aber ſo, Daß keines hinderlich iſt keinem irgendwo; So in gewundenen Abſtufungen erhoben, Daß keines keins verdeckt, von unten frei und oben; Daß jedes ſaugen kann von unten her den Segen Des Thaus der aufſteigt, und von oben her den Regen, Nach allen Seiten hin ſich breitend in die Luft, Schwelgend in Sonnenglanz und in der Naͤchte Duft. 10. Oft haͤngt das Hoͤchſte mit dem Niedrigſten zuſammen, Wie Knollenfruͤchte, die der Wurzel ſelbſt entſtammen, Wo, was die Pflanze ſonſt durch Zweig' und Kronen ſucht, Gleich an der Wurzel iſt gefunden, Saam' und Frucht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="9"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sieh wie die Blaͤttchen ſich um ihren Stengel ſtellen,</l><lb/> <l>Die lebensluſtigen vertraͤglichen Geſellen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Stets eines oberhalb des andern, aber ſo,</l><lb/> <l>Daß keines hinderlich iſt keinem irgendwo;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So in gewundenen Abſtufungen erhoben,</l><lb/> <l>Daß keines keins verdeckt, von unten frei und oben;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Daß jedes ſaugen kann von unten her den Segen</l><lb/> <l>Des Thaus der aufſteigt, und von oben her den Regen,</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nach allen Seiten hin ſich breitend in die Luft,</l><lb/> <l>Schwelgend in Sonnenglanz und in der Naͤchte Duft.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Oft haͤngt das Hoͤchſte mit dem Niedrigſten zuſammen,</l><lb/> <l>Wie Knollenfruͤchte, die der Wurzel ſelbſt entſtammen,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wo, was die Pflanze ſonſt durch Zweig' und Kronen ſucht,</l><lb/> <l>Gleich an der Wurzel iſt gefunden, Saam' und Frucht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
9.
Sieh wie die Blaͤttchen ſich um ihren Stengel ſtellen,
Die lebensluſtigen vertraͤglichen Geſellen!
Stets eines oberhalb des andern, aber ſo,
Daß keines hinderlich iſt keinem irgendwo;
So in gewundenen Abſtufungen erhoben,
Daß keines keins verdeckt, von unten frei und oben;
Daß jedes ſaugen kann von unten her den Segen
Des Thaus der aufſteigt, und von oben her den Regen,
Nach allen Seiten hin ſich breitend in die Luft,
Schwelgend in Sonnenglanz und in der Naͤchte Duft.
10.
Oft haͤngt das Hoͤchſte mit dem Niedrigſten zuſammen,
Wie Knollenfruͤchte, die der Wurzel ſelbſt entſtammen,
Wo, was die Pflanze ſonſt durch Zweig' und Kronen ſucht,
Gleich an der Wurzel iſt gefunden, Saam' und Frucht.
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