Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.Und einen frischern Straus, als du mit Kunst geschmückt Daheim, bringst du nach Haus, auf Gottes Flur gepflückt. Auf Gottes schöner Flur o wollt' es lenzen nur Wie sonst! doch von dem Lenz ist nirgend eine Spur. Auf Gottes schöne Flur o bring im Herzen nur Den Frühling mit, so gehst du nicht auf Winterspur. Der Lenz im Herzen nur zeigt dir des Lenzes Spur Von außen auch, und macht die Welt zur Gottesflur. 3. Als wie ein Kind im Schlaf empor sein Auge schlägt, Und alsobald sein Haupt befriedigt wieder legt, Weil nah das Angesicht sich ihm der Mutter zeigt, Die wachend über ihr geliebtes Kind sich neigt; Beglückt, wer so den Traum des Erdenlebens lebt, Und wenn dazwischen er den Blick zum Himmel hebt, Die Mutter Liebe sieht hernieder schauen heiter Und lächelnd winken ihm: Ich wache, schlaf nur weiter! Und einen friſchern Straus, als du mit Kunſt geſchmuͤckt Daheim, bringſt du nach Haus, auf Gottes Flur gepfluͤckt. Auf Gottes ſchoͤner Flur o wollt' es lenzen nur Wie ſonſt! doch von dem Lenz iſt nirgend eine Spur. Auf Gottes ſchoͤne Flur o bring im Herzen nur Den Fruͤhling mit, ſo gehſt du nicht auf Winterſpur. Der Lenz im Herzen nur zeigt dir des Lenzes Spur Von außen auch, und macht die Welt zur Gottesflur. 3. Als wie ein Kind im Schlaf empor ſein Auge ſchlaͤgt, Und alſobald ſein Haupt befriedigt wieder legt, Weil nah das Angeſicht ſich ihm der Mutter zeigt, Die wachend uͤber ihr geliebtes Kind ſich neigt; Begluͤckt, wer ſo den Traum des Erdenlebens lebt, Und wenn dazwiſchen er den Blick zum Himmel hebt, Die Mutter Liebe ſieht hernieder ſchauen heiter Und laͤchelnd winken ihm: Ich wache, ſchlaf nur weiter! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0014" n="4"/> <lg n="3"> <l>Und einen friſchern Straus, als du mit Kunſt geſchmuͤckt</l><lb/> <l>Daheim, bringſt du nach Haus, auf Gottes Flur gepfluͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auf Gottes ſchoͤner Flur o wollt' es lenzen nur</l><lb/> <l>Wie ſonſt! doch von dem Lenz iſt nirgend eine Spur.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Auf Gottes ſchoͤne Flur o bring im Herzen nur</l><lb/> <l>Den Fruͤhling mit, ſo gehſt du nicht auf Winterſpur.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Lenz im Herzen nur zeigt dir des Lenzes Spur</l><lb/> <l>Von außen auch, und macht die Welt zur Gottesflur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>3.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Als wie ein Kind im Schlaf empor ſein Auge ſchlaͤgt,</l><lb/> <l>Und alſobald ſein Haupt befriedigt wieder legt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Weil nah das Angeſicht ſich ihm der Mutter zeigt,</l><lb/> <l>Die wachend uͤber ihr geliebtes Kind ſich neigt;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Begluͤckt, wer ſo den Traum des Erdenlebens lebt,</l><lb/> <l>Und wenn dazwiſchen er den Blick zum Himmel hebt,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die Mutter Liebe ſieht hernieder ſchauen heiter</l><lb/> <l>Und laͤchelnd winken ihm: Ich wache, ſchlaf nur weiter!</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [4/0014]
Und einen friſchern Straus, als du mit Kunſt geſchmuͤckt
Daheim, bringſt du nach Haus, auf Gottes Flur gepfluͤckt.
Auf Gottes ſchoͤner Flur o wollt' es lenzen nur
Wie ſonſt! doch von dem Lenz iſt nirgend eine Spur.
Auf Gottes ſchoͤne Flur o bring im Herzen nur
Den Fruͤhling mit, ſo gehſt du nicht auf Winterſpur.
Der Lenz im Herzen nur zeigt dir des Lenzes Spur
Von außen auch, und macht die Welt zur Gottesflur.
3.
Als wie ein Kind im Schlaf empor ſein Auge ſchlaͤgt,
Und alſobald ſein Haupt befriedigt wieder legt,
Weil nah das Angeſicht ſich ihm der Mutter zeigt,
Die wachend uͤber ihr geliebtes Kind ſich neigt;
Begluͤckt, wer ſo den Traum des Erdenlebens lebt,
Und wenn dazwiſchen er den Blick zum Himmel hebt,
Die Mutter Liebe ſieht hernieder ſchauen heiter
Und laͤchelnd winken ihm: Ich wache, ſchlaf nur weiter!
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