Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
131.
Die Seele vom Genuß, o Freund, ist dessen Kürze;
Die Furcht des Todes ist des Lebens scharfe Würze.
Ein Thor klagt überm Schmaus, daß er zu früh sei aus;
Ein Weiser ißt sich satt, und geht vergnügt nach Haus.

132.
Kein Kranker läßt vom Arzt das Leben sich absprechen,
Kein Dichter über sich den Stab vom Richter brechen.
Ein jeder hat ein Recht zu leben wie er kann,
Zu stümpern wie er mag ein Recht auch jedermann.

133.
Von Freunden sagt man dir, die mit dem Glücke kämen,
Mit ihm verweileten, und mit ihm Abschied nähmen.
Die falschen heißen sie, dagegen in der Noth
Der wahre kommt, der dir Hülf' oder Trost doch bot.
131.
Die Seele vom Genuß, o Freund, iſt deſſen Kuͤrze;
Die Furcht des Todes iſt des Lebens ſcharfe Wuͤrze.
Ein Thor klagt uͤberm Schmaus, daß er zu fruͤh ſei aus;
Ein Weiſer ißt ſich ſatt, und geht vergnuͤgt nach Haus.

132.
Kein Kranker laͤßt vom Arzt das Leben ſich abſprechen,
Kein Dichter uͤber ſich den Stab vom Richter brechen.
Ein jeder hat ein Recht zu leben wie er kann,
Zu ſtuͤmpern wie er mag ein Recht auch jedermann.

133.
Von Freunden ſagt man dir, die mit dem Gluͤcke kaͤmen,
Mit ihm verweileten, und mit ihm Abſchied naͤhmen.
Die falſchen heißen ſie, dagegen in der Noth
Der wahre kommt, der dir Huͤlf' oder Troſt doch bot.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0094" n="84"/>
        <div n="2">
          <head>131.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Seele vom Genuß, o Freund, i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en Ku&#x0364;rze;</l><lb/>
              <l>Die Furcht des Todes i&#x017F;t des Lebens &#x017F;charfe Wu&#x0364;rze.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ein Thor klagt u&#x0364;berm Schmaus, daß er zu fru&#x0364;h &#x017F;ei aus;</l><lb/>
              <l>Ein Wei&#x017F;er ißt &#x017F;ich &#x017F;att, und geht vergnu&#x0364;gt nach Haus.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>132.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Kein Kranker la&#x0364;ßt vom Arzt das Leben &#x017F;ich ab&#x017F;prechen,</l><lb/>
              <l>Kein Dichter u&#x0364;ber &#x017F;ich den Stab vom Richter brechen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ein jeder hat ein Recht zu leben wie er kann,</l><lb/>
              <l>Zu &#x017F;tu&#x0364;mpern wie er mag ein Recht auch jedermann.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>133.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Von Freunden &#x017F;agt man dir, die mit dem Glu&#x0364;cke ka&#x0364;men,</l><lb/>
              <l>Mit ihm verweileten, und mit ihm Ab&#x017F;chied na&#x0364;hmen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die fal&#x017F;chen heißen &#x017F;ie, dagegen in der Noth</l><lb/>
              <l>Der wahre kommt, der dir Hu&#x0364;lf' oder Tro&#x017F;t doch bot.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0094] 131. Die Seele vom Genuß, o Freund, iſt deſſen Kuͤrze; Die Furcht des Todes iſt des Lebens ſcharfe Wuͤrze. Ein Thor klagt uͤberm Schmaus, daß er zu fruͤh ſei aus; Ein Weiſer ißt ſich ſatt, und geht vergnuͤgt nach Haus. 132. Kein Kranker laͤßt vom Arzt das Leben ſich abſprechen, Kein Dichter uͤber ſich den Stab vom Richter brechen. Ein jeder hat ein Recht zu leben wie er kann, Zu ſtuͤmpern wie er mag ein Recht auch jedermann. 133. Von Freunden ſagt man dir, die mit dem Gluͤcke kaͤmen, Mit ihm verweileten, und mit ihm Abſchied naͤhmen. Die falſchen heißen ſie, dagegen in der Noth Der wahre kommt, der dir Huͤlf' oder Troſt doch bot.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/94
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/94>, abgerufen am 28.11.2024.