Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.Denn wem ist unbekannt des Goldes starke Kraft, Die jeden übermannt und alle legt in Haft? Der Unterschied ist nur, daß goldgefangen seien Hier die Gefangenen, bei uns daheim die Freien. 17. Ein Würfelspieler, dem schlimm jeder Würfel fiel, Der jedes Spiel verlor, doch nie die Lust am Spiel, Hat keine Ruh, bis er aufs Glück des Würfelfalles Setzt alles was er hat, und hat verloren alles. Aufs Spiel hat er zuletzt die Würfel selbst gesetzt; Villeicht gewinnt er Ruh, wenn er verlieret jetzt. 18. Ihr sprecht: Misgünstiger! du hauest lieber ab Am Baum den untern Ast, weil er die Frücht' uns gab. Ich sprach: weil mit dem Ast den Stamm geschlitzt ihr hättet! Verloren ist der Ast, allein der Stamm gerettet. Denn wem iſt unbekannt des Goldes ſtarke Kraft, Die jeden uͤbermannt und alle legt in Haft? Der Unterſchied iſt nur, daß goldgefangen ſeien Hier die Gefangenen, bei uns daheim die Freien. 17. Ein Wuͤrfelſpieler, dem ſchlimm jeder Wuͤrfel fiel, Der jedes Spiel verlor, doch nie die Luſt am Spiel, Hat keine Ruh, bis er aufs Gluͤck des Wuͤrfelfalles Setzt alles was er hat, und hat verloren alles. Aufs Spiel hat er zuletzt die Wuͤrfel ſelbſt geſetzt; Villeicht gewinnt er Ruh, wenn er verlieret jetzt. 18. Ihr ſprecht: Misguͤnſtiger! du haueſt lieber ab Am Baum den untern Aſt, weil er die Fruͤcht' uns gab. Ich ſprach: weil mit dem Aſt den Stamm geſchlitzt ihr haͤttet! Verloren iſt der Aſt, allein der Stamm gerettet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0218" n="208"/> </l> <lg n="5"> <l>Denn wem iſt unbekannt des Goldes ſtarke Kraft,</l><lb/> <l>Die jeden uͤbermannt und alle legt in Haft?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Unterſchied iſt nur, daß goldgefangen ſeien</l><lb/> <l>Hier die Gefangenen, bei uns daheim die Freien.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>17.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Wuͤrfelſpieler, dem ſchlimm jeder Wuͤrfel fiel,</l><lb/> <l>Der jedes Spiel verlor, doch nie die Luſt am Spiel,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Hat keine Ruh, bis er aufs Gluͤck des Wuͤrfelfalles</l><lb/> <l>Setzt alles was er hat, und hat verloren alles.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aufs Spiel hat er zuletzt die Wuͤrfel ſelbſt geſetzt;</l><lb/> <l>Villeicht gewinnt er Ruh, wenn er verlieret jetzt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>18.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ihr ſprecht: Misguͤnſtiger! du haueſt lieber ab</l><lb/> <l>Am Baum den untern Aſt, weil er die Fruͤcht' uns gab.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich ſprach: weil mit dem Aſt den Stamm geſchlitzt ihr haͤttet!</l><lb/> <l>Verloren iſt der Aſt, allein der Stamm gerettet.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [208/0218]
Denn wem iſt unbekannt des Goldes ſtarke Kraft,
Die jeden uͤbermannt und alle legt in Haft?
Der Unterſchied iſt nur, daß goldgefangen ſeien
Hier die Gefangenen, bei uns daheim die Freien.
17.
Ein Wuͤrfelſpieler, dem ſchlimm jeder Wuͤrfel fiel,
Der jedes Spiel verlor, doch nie die Luſt am Spiel,
Hat keine Ruh, bis er aufs Gluͤck des Wuͤrfelfalles
Setzt alles was er hat, und hat verloren alles.
Aufs Spiel hat er zuletzt die Wuͤrfel ſelbſt geſetzt;
Villeicht gewinnt er Ruh, wenn er verlieret jetzt.
18.
Ihr ſprecht: Misguͤnſtiger! du haueſt lieber ab
Am Baum den untern Aſt, weil er die Fruͤcht' uns gab.
Ich ſprach: weil mit dem Aſt den Stamm geſchlitzt ihr haͤttet!
Verloren iſt der Aſt, allein der Stamm gerettet.
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