Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
306.
Aufmerksamkeit, mein Sohn, ist was ich dir empfehle:
Bei dem, wobei du bist, zu seyn mit ganzer Seele.
Wenn du an andres denkst, als was dein Lehrer spricht,
So hörst du dis nur halb, und in dir haftets nicht.
Du aber brauchst zum Glück an andres nicht zu denken,
Und kanst Aufmerksamkeit mir ungetheilte schenken.
Das ist der Vorzug, den der Knabe hat vorm Mann,
Der eignen Denkens sich nicht mehr entschlagen kann.
Er hat bei allem, was er hört, soviel zu denken,
Daß er kein voll Gehör kann dem Gehörten schenken.

307.
Das Gähnen, lieber Sohn, es ist zwar unwillkürlich,
Doch abgewöhnen mußt du dir's als ungebürlich.
Ich habe nie gesehn, daß, wenn du auf den Zähnen
Was Gutes hast zu kann, dir kam dabei ein Gähnen.
306.
Aufmerkſamkeit, mein Sohn, iſt was ich dir empfehle:
Bei dem, wobei du biſt, zu ſeyn mit ganzer Seele.
Wenn du an andres denkſt, als was dein Lehrer ſpricht,
So hoͤrſt du dis nur halb, und in dir haftets nicht.
Du aber brauchſt zum Gluͤck an andres nicht zu denken,
Und kanſt Aufmerkſamkeit mir ungetheilte ſchenken.
Das iſt der Vorzug, den der Knabe hat vorm Mann,
Der eignen Denkens ſich nicht mehr entſchlagen kann.
Er hat bei allem, was er hoͤrt, ſoviel zu denken,
Daß er kein voll Gehoͤr kann dem Gehoͤrten ſchenken.

307.
Das Gaͤhnen, lieber Sohn, es iſt zwar unwillkuͤrlich,
Doch abgewoͤhnen mußt du dir's als ungebuͤrlich.
Ich habe nie geſehn, daß, wenn du auf den Zaͤhnen
Was Gutes haſt zu kann, dir kam dabei ein Gaͤhnen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0195" n="185"/>
        <div n="2">
          <head>306.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Aufmerk&#x017F;amkeit, mein Sohn, i&#x017F;t was ich dir empfehle:</l><lb/>
              <l>Bei dem, wobei du bi&#x017F;t, zu &#x017F;eyn mit ganzer Seele.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wenn du an andres denk&#x017F;t, als was dein Lehrer &#x017F;pricht,</l><lb/>
              <l>So ho&#x0364;r&#x017F;t du dis nur halb, und in dir haftets nicht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Du aber brauch&#x017F;t zum Glu&#x0364;ck an andres nicht zu denken,</l><lb/>
              <l>Und kan&#x017F;t Aufmerk&#x017F;amkeit mir ungetheilte &#x017F;chenken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Das i&#x017F;t der Vorzug, den der Knabe hat vorm Mann,</l><lb/>
              <l>Der eignen Denkens &#x017F;ich nicht mehr ent&#x017F;chlagen kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Er hat bei allem, was er ho&#x0364;rt, &#x017F;oviel zu denken,</l><lb/>
              <l>Daß er kein voll Geho&#x0364;r kann dem Geho&#x0364;rten &#x017F;chenken.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>307.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Das Ga&#x0364;hnen, lieber Sohn, es i&#x017F;t zwar unwillku&#x0364;rlich,</l><lb/>
              <l>Doch abgewo&#x0364;hnen mußt du dir's als ungebu&#x0364;rlich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ich habe nie ge&#x017F;ehn, daß, wenn du auf den Za&#x0364;hnen</l><lb/>
              <l>Was Gutes ha&#x017F;t zu <choice><sic>kaun</sic><corr>kann</corr></choice>, dir kam dabei ein Ga&#x0364;hnen.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0195] 306. Aufmerkſamkeit, mein Sohn, iſt was ich dir empfehle: Bei dem, wobei du biſt, zu ſeyn mit ganzer Seele. Wenn du an andres denkſt, als was dein Lehrer ſpricht, So hoͤrſt du dis nur halb, und in dir haftets nicht. Du aber brauchſt zum Gluͤck an andres nicht zu denken, Und kanſt Aufmerkſamkeit mir ungetheilte ſchenken. Das iſt der Vorzug, den der Knabe hat vorm Mann, Der eignen Denkens ſich nicht mehr entſchlagen kann. Er hat bei allem, was er hoͤrt, ſoviel zu denken, Daß er kein voll Gehoͤr kann dem Gehoͤrten ſchenken. 307. Das Gaͤhnen, lieber Sohn, es iſt zwar unwillkuͤrlich, Doch abgewoͤhnen mußt du dir's als ungebuͤrlich. Ich habe nie geſehn, daß, wenn du auf den Zaͤhnen Was Gutes haſt zu kann, dir kam dabei ein Gaͤhnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/195
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/195>, abgerufen am 23.11.2024.