Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Und dis Geschwür, das er doch pochen fühlt und kochen,
Noch besser wär' es aufgebrochen, aufgestochen.
Ja besser wär' es dir, du heiltest hier dich aus,
Und kämest dort gesund in deines Vaters Haus.

271.
Vor allen Thieren, die dem Menschen ähnlich scheinen,
Hat dis der Mensch voraus, zu lächeln und zu weinen.
Durch Lächeln suchet er und Weinen übers Thier
Hinüber, o Natur, den Weg zurück zu dir.
Denn deine Blume auch, sie lächelt und sie weint,
Wenn sie dein Thau benetzt, wenn sie dein Licht bescheint.
Dein Weinen das Gewölk, dein Lächeln ist die Sonne,
Dein Lächelweinen ist wie unsres Wehmuthswonne.
Du, weil wir weinen, weinst: wir lächeln, weil du lachst;
Wir machen vor und nach dir alles, wie du's machst.

Und dis Geſchwuͤr, das er doch pochen fuͤhlt und kochen,
Noch beſſer waͤr' es aufgebrochen, aufgeſtochen.
Ja beſſer waͤr' es dir, du heilteſt hier dich aus,
Und kaͤmeſt dort geſund in deines Vaters Haus.

271.
Vor allen Thieren, die dem Menſchen aͤhnlich ſcheinen,
Hat dis der Menſch voraus, zu laͤcheln und zu weinen.
Durch Laͤcheln ſuchet er und Weinen uͤbers Thier
Hinuͤber, o Natur, den Weg zuruͤck zu dir.
Denn deine Blume auch, ſie laͤchelt und ſie weint,
Wenn ſie dein Thau benetzt, wenn ſie dein Licht beſcheint.
Dein Weinen das Gewoͤlk, dein Laͤcheln iſt die Sonne,
Dein Laͤchelweinen iſt wie unſres Wehmuthswonne.
Du, weil wir weinen, weinſt: wir laͤcheln, weil du lachſt;
Wir machen vor und nach dir alles, wie du's machſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0174" n="164"/>
            </l>
            <lg n="13">
              <l>Und dis Ge&#x017F;chwu&#x0364;r, das er doch pochen fu&#x0364;hlt und kochen,</l><lb/>
              <l>Noch be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;r' es aufgebrochen, aufge&#x017F;tochen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Ja be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;r' es dir, du heilte&#x017F;t hier dich aus,</l><lb/>
              <l>Und ka&#x0364;me&#x017F;t dort ge&#x017F;und in deines Vaters Haus.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>271.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Vor allen Thieren, die dem Men&#x017F;chen a&#x0364;hnlich &#x017F;cheinen,</l><lb/>
              <l>Hat dis der Men&#x017F;ch voraus, zu la&#x0364;cheln und zu weinen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Durch La&#x0364;cheln &#x017F;uchet er und Weinen u&#x0364;bers Thier</l><lb/>
              <l>Hinu&#x0364;ber, o Natur, den Weg zuru&#x0364;ck zu dir.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Denn deine Blume auch, &#x017F;ie la&#x0364;chelt und &#x017F;ie weint,</l><lb/>
              <l>Wenn &#x017F;ie dein Thau benetzt, wenn &#x017F;ie dein Licht be&#x017F;cheint.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Dein Weinen das Gewo&#x0364;lk, dein La&#x0364;cheln i&#x017F;t die Sonne,</l><lb/>
              <l>Dein La&#x0364;chelweinen i&#x017F;t wie un&#x017F;res Wehmuthswonne.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Du, weil wir weinen, wein&#x017F;t: wir la&#x0364;cheln, weil du lach&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Wir machen vor und nach dir alles, wie du's mach&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0174] Und dis Geſchwuͤr, das er doch pochen fuͤhlt und kochen, Noch beſſer waͤr' es aufgebrochen, aufgeſtochen. Ja beſſer waͤr' es dir, du heilteſt hier dich aus, Und kaͤmeſt dort geſund in deines Vaters Haus. 271. Vor allen Thieren, die dem Menſchen aͤhnlich ſcheinen, Hat dis der Menſch voraus, zu laͤcheln und zu weinen. Durch Laͤcheln ſuchet er und Weinen uͤbers Thier Hinuͤber, o Natur, den Weg zuruͤck zu dir. Denn deine Blume auch, ſie laͤchelt und ſie weint, Wenn ſie dein Thau benetzt, wenn ſie dein Licht beſcheint. Dein Weinen das Gewoͤlk, dein Laͤcheln iſt die Sonne, Dein Laͤchelweinen iſt wie unſres Wehmuthswonne. Du, weil wir weinen, weinſt: wir laͤcheln, weil du lachſt; Wir machen vor und nach dir alles, wie du's machſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/174
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane02_1837/174>, abgerufen am 23.11.2024.