Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Wann aber hat ein Mensch an Gut und Ruhm genung? In beiden also suchst du nicht Befriedigung. So suchest du vielleicht dir selber zu genügen, Ein Werk nach deinem Sinn und deiner Kunst zu fügen! Wann aber thatest du dir jemals selbst genug? Auch die Befriedigung des Wunsches ist ein Trug. Und keine andre bleibt, als deine Lieb' und Stärke Zu weihen treu dem dir von Gott vertrauten Werke. Thust du soviel du kannst, so thust du ihm genug, Und dis Gefühl allein genügt dir ohne Trug. Dann kommen wol von selbst die Güter auch und Ehren; Und wenn sie bleiben aus, so kannst du sie entbehren. Wann aber hat ein Menſch an Gut und Ruhm genung? In beiden alſo ſuchſt du nicht Befriedigung. So ſucheſt du vielleicht dir ſelber zu genuͤgen, Ein Werk nach deinem Sinn und deiner Kunſt zu fuͤgen! Wann aber thateſt du dir jemals ſelbſt genug? Auch die Befriedigung des Wunſches iſt ein Trug. Und keine andre bleibt, als deine Lieb' und Staͤrke Zu weihen treu dem dir von Gott vertrauten Werke. Thuſt du ſoviel du kannſt, ſo thuſt du ihm genug, Und dis Gefuͤhl allein genuͤgt dir ohne Trug. Dann kommen wol von ſelbſt die Guͤter auch und Ehren; Und wenn ſie bleiben aus, ſo kannſt du ſie entbehren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0086" n="76"/> <lg n="3"> <l>Wann aber hat ein Menſch an Gut und Ruhm genung?</l><lb/> <l>In beiden alſo ſuchſt du nicht Befriedigung.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So ſucheſt du vielleicht dir ſelber zu genuͤgen,</l><lb/> <l>Ein Werk nach deinem Sinn und deiner Kunſt zu fuͤgen!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wann aber thateſt du dir jemals ſelbſt genug?</l><lb/> <l>Auch die Befriedigung des Wunſches iſt ein Trug.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und keine andre bleibt, als deine Lieb' und Staͤrke</l><lb/> <l>Zu weihen treu dem dir von Gott vertrauten Werke.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Thuſt du ſoviel du kannſt, ſo thuſt du ihm genug,</l><lb/> <l>Und dis Gefuͤhl allein genuͤgt dir ohne Trug.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Dann kommen wol von ſelbſt die Guͤter auch und Ehren;</l><lb/> <l>Und wenn ſie bleiben aus, ſo kannſt du ſie entbehren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [76/0086]
Wann aber hat ein Menſch an Gut und Ruhm genung?
In beiden alſo ſuchſt du nicht Befriedigung.
So ſucheſt du vielleicht dir ſelber zu genuͤgen,
Ein Werk nach deinem Sinn und deiner Kunſt zu fuͤgen!
Wann aber thateſt du dir jemals ſelbſt genug?
Auch die Befriedigung des Wunſches iſt ein Trug.
Und keine andre bleibt, als deine Lieb' und Staͤrke
Zu weihen treu dem dir von Gott vertrauten Werke.
Thuſt du ſoviel du kannſt, ſo thuſt du ihm genug,
Und dis Gefuͤhl allein genuͤgt dir ohne Trug.
Dann kommen wol von ſelbſt die Guͤter auch und Ehren;
Und wenn ſie bleiben aus, ſo kannſt du ſie entbehren.
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