Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.27. Unglücklich bist du nicht, wie unbeglückt du seist; Das Schicksal nur beglückt, doch glücklich macht der Geist. Denkst du, wie schön es wär', ob du ein Gut gewannst; Denk auch, noch schöner ists, daß du's entbehren kannst. Ob auszutheilen du nicht Schätze hast im Haus, So theile, die du hast, die goldnen Lieder aus. Ich gebe, was ich hab', und hab' um nur zu geben; Zu geben samml' ich ein, dis Sammeln ist mein Leben. Den König wollt' ich sehn, der in Freigebigkeit Mit mir wetteiferte! wer, Fürsten, wagt den Streit? Dazu aus Ost und West erheb' ich Geisteszehnten, Zu lohnen königlich all meinen Kronbelehnten. So zieht die Sonne wol das Wasser auf mit Stralen, Und gibts der Welt zurück in Regenbogenschalen. 27. Ungluͤcklich biſt du nicht, wie unbegluͤckt du ſeiſt; Das Schickſal nur begluͤckt, doch gluͤcklich macht der Geiſt. Denkſt du, wie ſchoͤn es waͤr', ob du ein Gut gewannſt; Denk auch, noch ſchoͤner iſts, daß du's entbehren kannſt. Ob auszutheilen du nicht Schaͤtze haſt im Haus, So theile, die du haſt, die goldnen Lieder aus. Ich gebe, was ich hab', und hab' um nur zu geben; Zu geben ſamml' ich ein, dis Sammeln iſt mein Leben. Den Koͤnig wollt' ich ſehn, der in Freigebigkeit Mit mir wetteiferte! wer, Fuͤrſten, wagt den Streit? Dazu aus Oſt und Weſt erheb' ich Geiſteszehnten, Zu lohnen koͤniglich all meinen Kronbelehnten. So zieht die Sonne wol das Waſſer auf mit Stralen, Und gibts der Welt zuruͤck in Regenbogenſchalen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="26"/> <div n="2"> <head>27.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ungluͤcklich biſt du nicht, wie unbegluͤckt du ſeiſt;</l><lb/> <l>Das Schickſal nur begluͤckt, doch gluͤcklich macht der Geiſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denkſt du, wie ſchoͤn es waͤr', ob du ein Gut gewannſt;</l><lb/> <l>Denk auch, noch ſchoͤner iſts, daß du's entbehren kannſt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ob auszutheilen du nicht Schaͤtze haſt im Haus,</l><lb/> <l>So theile, die du haſt, die goldnen Lieder aus.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich gebe, was ich hab', und hab' um nur zu geben;</l><lb/> <l>Zu geben ſamml' ich ein, dis Sammeln iſt mein Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Den Koͤnig wollt' ich ſehn, der in Freigebigkeit</l><lb/> <l>Mit mir wetteiferte! wer, Fuͤrſten, wagt den Streit?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dazu aus Oſt und Weſt erheb' ich Geiſteszehnten,</l><lb/> <l>Zu lohnen koͤniglich all meinen Kronbelehnten.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>So zieht die Sonne wol das Waſſer auf mit Stralen,</l><lb/> <l>Und gibts der Welt zuruͤck in Regenbogenſchalen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
27.
Ungluͤcklich biſt du nicht, wie unbegluͤckt du ſeiſt;
Das Schickſal nur begluͤckt, doch gluͤcklich macht der Geiſt.
Denkſt du, wie ſchoͤn es waͤr', ob du ein Gut gewannſt;
Denk auch, noch ſchoͤner iſts, daß du's entbehren kannſt.
Ob auszutheilen du nicht Schaͤtze haſt im Haus,
So theile, die du haſt, die goldnen Lieder aus.
Ich gebe, was ich hab', und hab' um nur zu geben;
Zu geben ſamml' ich ein, dis Sammeln iſt mein Leben.
Den Koͤnig wollt' ich ſehn, der in Freigebigkeit
Mit mir wetteiferte! wer, Fuͤrſten, wagt den Streit?
Dazu aus Oſt und Weſt erheb' ich Geiſteszehnten,
Zu lohnen koͤniglich all meinen Kronbelehnten.
So zieht die Sonne wol das Waſſer auf mit Stralen,
Und gibts der Welt zuruͤck in Regenbogenſchalen.
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