Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Leinweber sah ich so die ganze Nacht durch weben, Nach Lust mit schwebenden Rohrleuchten rings umgeben. Wer aber Kaffe will und wer will Speise kochen, Aus andrer Oeffnung kommt ein andrer Strom gebrochen. Ein Feuerstrom, der, ohn' Holz oder Kohlenfeuer, So gut als beides brennt, und lange nicht so theuer. Das Feuer schürt sich selbst, und brennt, so lang du's willst, Und still vergeht's, wenn du mit einem Wink es stillst. Aus kleinster Oeffnung bricht's mit gröster Kraft hervor, Und wächst, vom Zwang befreit, zur höchsten Höh' empor. Aus einer Mündung von zwei Zollen sah' ich's steigen Drei Fuß zuerst, und sich zuletzt zu zwei Fuß neigen. Und brauchest du's nicht mehr, so brauchet nur zu fächeln Ein Fächer, und sogleich verschwindet es mit Lächeln. In's unterird'sche Haus kehrt es zurück, sein Thor Verschließest du, und still nun wohnt es wie zuvor. Nur an der Wärme magst du dann sein Walten spüren; Sie wohnen Winterlang daselbst bei offnen Thüren. Leinweber ſah ich ſo die ganze Nacht durch weben, Nach Luſt mit ſchwebenden Rohrleuchten rings umgeben. Wer aber Kaffe will und wer will Speiſe kochen, Aus andrer Oeffnung kommt ein andrer Strom gebrochen. Ein Feuerſtrom, der, ohn' Holz oder Kohlenfeuer, So gut als beides brennt, und lange nicht ſo theuer. Das Feuer ſchuͤrt ſich ſelbſt, und brennt, ſo lang du's willſt, Und ſtill vergeht's, wenn du mit einem Wink es ſtillſt. Aus kleinſter Oeffnung bricht's mit groͤſter Kraft hervor, Und waͤchſt, vom Zwang befreit, zur hoͤchſten Hoͤh' empor. Aus einer Muͤndung von zwei Zollen ſah' ich's ſteigen Drei Fuß zuerſt, und ſich zuletzt zu zwei Fuß neigen. Und braucheſt du's nicht mehr, ſo brauchet nur zu faͤcheln Ein Faͤcher, und ſogleich verſchwindet es mit Laͤcheln. In's unterird'ſche Haus kehrt es zuruͤck, ſein Thor Verſchließeſt du, und ſtill nun wohnt es wie zuvor. Nur an der Waͤrme magſt du dann ſein Walten ſpuͤren; Sie wohnen Winterlang daſelbſt bei offnen Thuͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0214" n="204"/> <lg n="17"> <l>Leinweber ſah ich ſo die ganze Nacht durch weben,</l><lb/> <l>Nach Luſt mit ſchwebenden Rohrleuchten rings umgeben.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Wer aber Kaffe will und wer will Speiſe kochen,</l><lb/> <l>Aus andrer Oeffnung kommt ein andrer Strom gebrochen.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Ein Feuerſtrom, der, ohn' Holz oder Kohlenfeuer,</l><lb/> <l>So gut als beides brennt, und lange nicht ſo theuer.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Das Feuer ſchuͤrt ſich ſelbſt, und brennt, ſo lang du's willſt,</l><lb/> <l>Und ſtill vergeht's, wenn du mit einem Wink es ſtillſt.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Aus kleinſter Oeffnung bricht's mit groͤſter Kraft hervor,</l><lb/> <l>Und waͤchſt, vom Zwang befreit, zur hoͤchſten Hoͤh' empor.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Aus einer Muͤndung von zwei Zollen ſah' ich's ſteigen</l><lb/> <l>Drei Fuß zuerſt, und ſich zuletzt zu zwei Fuß neigen.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Und braucheſt du's nicht mehr, ſo brauchet nur zu faͤcheln</l><lb/> <l>Ein Faͤcher, und ſogleich verſchwindet es mit Laͤcheln.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>In's unterird'ſche Haus kehrt es zuruͤck, ſein Thor</l><lb/> <l>Verſchließeſt du, und ſtill nun wohnt es wie zuvor.</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Nur an der Waͤrme magſt du dann ſein Walten ſpuͤren;</l><lb/> <l>Sie wohnen Winterlang daſelbſt bei offnen Thuͤren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0214]
Leinweber ſah ich ſo die ganze Nacht durch weben,
Nach Luſt mit ſchwebenden Rohrleuchten rings umgeben.
Wer aber Kaffe will und wer will Speiſe kochen,
Aus andrer Oeffnung kommt ein andrer Strom gebrochen.
Ein Feuerſtrom, der, ohn' Holz oder Kohlenfeuer,
So gut als beides brennt, und lange nicht ſo theuer.
Das Feuer ſchuͤrt ſich ſelbſt, und brennt, ſo lang du's willſt,
Und ſtill vergeht's, wenn du mit einem Wink es ſtillſt.
Aus kleinſter Oeffnung bricht's mit groͤſter Kraft hervor,
Und waͤchſt, vom Zwang befreit, zur hoͤchſten Hoͤh' empor.
Aus einer Muͤndung von zwei Zollen ſah' ich's ſteigen
Drei Fuß zuerſt, und ſich zuletzt zu zwei Fuß neigen.
Und braucheſt du's nicht mehr, ſo brauchet nur zu faͤcheln
Ein Faͤcher, und ſogleich verſchwindet es mit Laͤcheln.
In's unterird'ſche Haus kehrt es zuruͤck, ſein Thor
Verſchließeſt du, und ſtill nun wohnt es wie zuvor.
Nur an der Waͤrme magſt du dann ſein Walten ſpuͤren;
Sie wohnen Winterlang daſelbſt bei offnen Thuͤren.
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