Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Der Niedrigste wird auch nach etwas Höchstem geizen, Das höchste Höchste kann den höchsten Sinn nur reizen. Ein Höchstes ist Genuß, ein Höh'res sel'ge Ruh; Was dir das Höchste gilt, Erkenntnis suche du. In der Erkenntnis ist Genuß das Suchen schon, Und einst wird sel'ge Ruh seyn der gefundne Lohn; Wenn alles du als gut im höchsten Gut erkennst, Und einen bösen Schein allein das Böse nennst. Inzwischen mußt du Gut und Böses unterscheiden, Und für das Gute selbst den Schein des Bösen meiden. Erkenntnis, Ruh, Genuß, ist nie bei bösem Muth; Nur auf des Guten Pfad kommst du zum höchsten Gut. Der Niedrigſte wird auch nach etwas Hoͤchſtem geizen, Das hoͤchſte Hoͤchſte kann den hoͤchſten Sinn nur reizen. Ein Hoͤchſtes iſt Genuß, ein Hoͤh'res ſel'ge Ruh; Was dir das Hoͤchſte gilt, Erkenntnis ſuche du. In der Erkenntnis iſt Genuß das Suchen ſchon, Und einſt wird ſel'ge Ruh ſeyn der gefundne Lohn; Wenn alles du als gut im hoͤchſten Gut erkennſt, Und einen boͤſen Schein allein das Boͤſe nennſt. Inzwiſchen mußt du Gut und Boͤſes unterſcheiden, Und fuͤr das Gute ſelbſt den Schein des Boͤſen meiden. Erkenntnis, Ruh, Genuß, iſt nie bei boͤſem Muth; Nur auf des Guten Pfad kommſt du zum hoͤchſten Gut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0020" n="10"/> <lg n="4"> <l>Der Niedrigſte wird auch nach etwas Hoͤchſtem geizen,</l><lb/> <l>Das hoͤchſte Hoͤchſte kann den hoͤchſten Sinn nur reizen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ein Hoͤchſtes iſt Genuß, ein Hoͤh'res ſel'ge Ruh;</l><lb/> <l>Was dir das Hoͤchſte gilt, Erkenntnis ſuche du.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>In der Erkenntnis iſt Genuß das Suchen ſchon,</l><lb/> <l>Und einſt wird ſel'ge Ruh ſeyn der gefundne Lohn;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wenn alles du als gut im hoͤchſten Gut erkennſt,</l><lb/> <l>Und einen boͤſen Schein allein das Boͤſe nennſt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Inzwiſchen mußt du Gut und Boͤſes unterſcheiden,</l><lb/> <l>Und fuͤr das Gute ſelbſt den Schein des Boͤſen meiden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Erkenntnis, Ruh, Genuß, iſt nie bei boͤſem Muth;</l><lb/> <l>Nur auf des Guten Pfad kommſt du zum hoͤchſten Gut.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
Der Niedrigſte wird auch nach etwas Hoͤchſtem geizen,
Das hoͤchſte Hoͤchſte kann den hoͤchſten Sinn nur reizen.
Ein Hoͤchſtes iſt Genuß, ein Hoͤh'res ſel'ge Ruh;
Was dir das Hoͤchſte gilt, Erkenntnis ſuche du.
In der Erkenntnis iſt Genuß das Suchen ſchon,
Und einſt wird ſel'ge Ruh ſeyn der gefundne Lohn;
Wenn alles du als gut im hoͤchſten Gut erkennſt,
Und einen boͤſen Schein allein das Boͤſe nennſt.
Inzwiſchen mußt du Gut und Boͤſes unterſcheiden,
Und fuͤr das Gute ſelbſt den Schein des Boͤſen meiden.
Erkenntnis, Ruh, Genuß, iſt nie bei boͤſem Muth;
Nur auf des Guten Pfad kommſt du zum hoͤchſten Gut.
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