Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.48. Den einen ehr' ich, der nach Idealem ringt; Den andern acht' ich auch, dem Wirkliches gelingt. Den aber lieb' ich, der nicht dis noch jenes wählt, Der höchstes Ideal der Wirklichstheit vermählt. 49. Vielseitigkeit gefällt an zierlichen Kristallen, Das Licht gebrochen spielt darin mit Wohlgefallen. Doch auch Einseitigkeit in rechter Art ist gut; Die Lust des Himmels ist des Se'es Spiegelflut. 50. Wo jeder misversteht den andern unwillkürlich, Und misverstanden selbst zu seyn klagt ungebürlich; Was bleibt da Lernenden zu lernen? Misverstand; Da lerne lieber nichts! Das ist gewiß Verstand. 48. Den einen ehr' ich, der nach Idealem ringt; Den andern acht' ich auch, dem Wirkliches gelingt. Den aber lieb' ich, der nicht dis noch jenes waͤhlt, Der hoͤchſtes Ideal der Wirklichſtheit vermaͤhlt. 49. Vielſeitigkeit gefaͤllt an zierlichen Kriſtallen, Das Licht gebrochen ſpielt darin mit Wohlgefallen. Doch auch Einſeitigkeit in rechter Art iſt gut; Die Luſt des Himmels iſt des Se'es Spiegelflut. 50. Wo jeder misverſteht den andern unwillkuͤrlich, Und misverſtanden ſelbſt zu ſeyn klagt ungebuͤrlich; Was bleibt da Lernenden zu lernen? Misverſtand; Da lerne lieber nichts! Das iſt gewiß Verſtand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0182" n="172"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Den einen ehr' ich, der nach Idealem ringt;</l><lb/> <l>Den andern acht' ich auch, dem Wirkliches gelingt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Den aber lieb' ich, der nicht dis noch jenes waͤhlt,</l><lb/> <l>Der hoͤchſtes Ideal der Wirklichſtheit vermaͤhlt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>49.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Vielſeitigkeit gefaͤllt an zierlichen Kriſtallen,</l><lb/> <l>Das Licht gebrochen ſpielt darin mit Wohlgefallen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch auch Einſeitigkeit in rechter Art iſt gut;</l><lb/> <l>Die Luſt des Himmels iſt des Se'es Spiegelflut.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>50.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wo jeder misverſteht den andern unwillkuͤrlich,</l><lb/> <l>Und misverſtanden ſelbſt zu ſeyn klagt ungebuͤrlich;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was bleibt da Lernenden zu lernen? Misverſtand;</l><lb/> <l>Da lerne lieber nichts! Das iſt gewiß Verſtand.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [172/0182]
48.
Den einen ehr' ich, der nach Idealem ringt;
Den andern acht' ich auch, dem Wirkliches gelingt.
Den aber lieb' ich, der nicht dis noch jenes waͤhlt,
Der hoͤchſtes Ideal der Wirklichſtheit vermaͤhlt.
49.
Vielſeitigkeit gefaͤllt an zierlichen Kriſtallen,
Das Licht gebrochen ſpielt darin mit Wohlgefallen.
Doch auch Einſeitigkeit in rechter Art iſt gut;
Die Luſt des Himmels iſt des Se'es Spiegelflut.
50.
Wo jeder misverſteht den andern unwillkuͤrlich,
Und misverſtanden ſelbſt zu ſeyn klagt ungebuͤrlich;
Was bleibt da Lernenden zu lernen? Misverſtand;
Da lerne lieber nichts! Das iſt gewiß Verſtand.
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