Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.Sein Rollen hör' ich noch, und glaube noch die Spur Zu sehn, wie auch indeß manch andres drüber fuhr. Was auch darüber fuhr, nie hat's die Spur verwischt, Und stets auf dieser Spur geh' ich, die nie erlischt. 36. Ein weiter Thorweg ist, ein Pförtchen eng zur Seiten, Zum Gehn und Schreiten das, zum Fahren der und Reiten. Im Fahrweg ist Gedräng, heut Staub und morgen Koth; Durchs enge Pförtchen kommt man immer gut zur Noth. Ein Bücken darf dich nur und Drücken nicht verdrießen; Allein zu Buck und Druck konnt' ich mich nie entschließen. Und wie ich täglich dort geh' aus und ein das Thor, Zieh' ich das weite stets dem engen thöricht vor. Mir ist, ein Unglück müßt' am Tage mich befallen, Wo ich mich bückte durch das enge Joch zu wallen. Sein Rollen hoͤr' ich noch, und glaube noch die Spur Zu ſehn, wie auch indeß manch andres druͤber fuhr. Was auch daruͤber fuhr, nie hat's die Spur verwiſcht, Und ſtets auf dieſer Spur geh' ich, die nie erliſcht. 36. Ein weiter Thorweg iſt, ein Pfoͤrtchen eng zur Seiten, Zum Gehn und Schreiten das, zum Fahren der und Reiten. Im Fahrweg iſt Gedraͤng, heut Staub und morgen Koth; Durchs enge Pfoͤrtchen kommt man immer gut zur Noth. Ein Buͤcken darf dich nur und Druͤcken nicht verdrießen; Allein zu Buck und Druck konnt' ich mich nie entſchließen. Und wie ich taͤglich dort geh' aus und ein das Thor, Zieh' ich das weite ſtets dem engen thoͤricht vor. Mir iſt, ein Ungluͤck muͤßt' am Tage mich befallen, Wo ich mich buͤckte durch das enge Joch zu wallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0166" n="156"/> <lg n="8"> <l>Sein Rollen hoͤr' ich noch, und glaube noch die Spur</l><lb/> <l>Zu ſehn, wie auch indeß manch andres druͤber fuhr.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Was auch daruͤber fuhr, nie hat's die Spur verwiſcht,</l><lb/> <l>Und ſtets auf dieſer Spur geh' ich, die nie erliſcht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>36.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein weiter Thorweg iſt, ein Pfoͤrtchen eng zur Seiten,</l><lb/> <l>Zum Gehn und Schreiten das, zum Fahren der und Reiten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Im Fahrweg iſt Gedraͤng, heut Staub und morgen Koth;</l><lb/> <l>Durchs enge Pfoͤrtchen kommt man immer gut zur Noth.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ein Buͤcken darf dich nur und Druͤcken nicht verdrießen;</l><lb/> <l>Allein zu Buck und Druck konnt' ich mich nie entſchließen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und wie ich taͤglich dort geh' aus und ein das Thor,</l><lb/> <l>Zieh' ich das weite ſtets dem engen thoͤricht vor.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mir iſt, ein Ungluͤck muͤßt' am Tage mich befallen,</l><lb/> <l>Wo ich mich buͤckte durch das enge Joch zu wallen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0166]
Sein Rollen hoͤr' ich noch, und glaube noch die Spur
Zu ſehn, wie auch indeß manch andres druͤber fuhr.
Was auch daruͤber fuhr, nie hat's die Spur verwiſcht,
Und ſtets auf dieſer Spur geh' ich, die nie erliſcht.
36.
Ein weiter Thorweg iſt, ein Pfoͤrtchen eng zur Seiten,
Zum Gehn und Schreiten das, zum Fahren der und Reiten.
Im Fahrweg iſt Gedraͤng, heut Staub und morgen Koth;
Durchs enge Pfoͤrtchen kommt man immer gut zur Noth.
Ein Buͤcken darf dich nur und Druͤcken nicht verdrießen;
Allein zu Buck und Druck konnt' ich mich nie entſchließen.
Und wie ich taͤglich dort geh' aus und ein das Thor,
Zieh' ich das weite ſtets dem engen thoͤricht vor.
Mir iſt, ein Ungluͤck muͤßt' am Tage mich befallen,
Wo ich mich buͤckte durch das enge Joch zu wallen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |