Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.26. Ich sah den Schöpfungsbrunn, der Schöpfer saß daran, Und schöpfte, daß die Flut vom goldnen Eimer rann. Er schöpft' und goß den Thau rings in die Wüste aus, Die ward zur Lebensau mit Frühlingsblumenstraus. Die Bäch' und Bächelchen, die Quell' und Quellchen rannen, Zu Gras und Kraut hinan, und schneller noch von dannen. Wo eine Welle kam, blüht' eine Frühlingsbraut; Wo eine Abschied nahm, da war verwelkt ein Kraut. Und wo in Asche war ein Pflanzenleib zerfallen, Schnell ward er neu gebaut von rinnenden Kristallen. Der Schöpfer schöpfte fort, der Brunnen ward nicht leer, Wiewol ihm fort und fort entschöpft ward Meer um Meer. Denn was von oben goß der goldne Eimer nieder, Das alles unten floß zurück zum Brunnen wieder. 26. Ich ſah den Schoͤpfungsbrunn, der Schoͤpfer ſaß daran, Und ſchoͤpfte, daß die Flut vom goldnen Eimer rann. Er ſchoͤpft' und goß den Thau rings in die Wuͤſte aus, Die ward zur Lebensau mit Fruͤhlingsblumenſtraus. Die Baͤch' und Baͤchelchen, die Quell' und Quellchen rannen, Zu Gras und Kraut hinan, und ſchneller noch von dannen. Wo eine Welle kam, bluͤht' eine Fruͤhlingsbraut; Wo eine Abſchied nahm, da war verwelkt ein Kraut. Und wo in Aſche war ein Pflanzenleib zerfallen, Schnell ward er neu gebaut von rinnenden Kriſtallen. Der Schoͤpfer ſchoͤpfte fort, der Brunnen ward nicht leer, Wiewol ihm fort und fort entſchoͤpft ward Meer um Meer. Denn was von oben goß der goldne Eimer nieder, Das alles unten floß zuruͤck zum Brunnen wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0128" n="118"/> <div n="2"> <head>26.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſah den Schoͤpfungsbrunn, der Schoͤpfer ſaß daran,</l><lb/> <l>Und ſchoͤpfte, daß die Flut vom goldnen Eimer rann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er ſchoͤpft' und goß den Thau rings in die Wuͤſte aus,</l><lb/> <l>Die ward zur Lebensau mit Fruͤhlingsblumenſtraus.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Baͤch' und Baͤchelchen, die Quell' und Quellchen rannen,</l><lb/> <l>Zu Gras und Kraut hinan, und ſchneller noch von dannen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wo eine Welle kam, bluͤht' eine Fruͤhlingsbraut;</l><lb/> <l>Wo eine Abſchied nahm, da war verwelkt ein Kraut.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und wo in Aſche war ein Pflanzenleib zerfallen,</l><lb/> <l>Schnell ward er neu gebaut von rinnenden Kriſtallen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Der Schoͤpfer ſchoͤpfte fort, der Brunnen ward nicht leer,</l><lb/> <l>Wiewol ihm fort und fort entſchoͤpft ward Meer um Meer.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Denn was von oben goß der goldne Eimer nieder,</l><lb/> <l>Das alles unten floß zuruͤck zum Brunnen wieder.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
26.
Ich ſah den Schoͤpfungsbrunn, der Schoͤpfer ſaß daran,
Und ſchoͤpfte, daß die Flut vom goldnen Eimer rann.
Er ſchoͤpft' und goß den Thau rings in die Wuͤſte aus,
Die ward zur Lebensau mit Fruͤhlingsblumenſtraus.
Die Baͤch' und Baͤchelchen, die Quell' und Quellchen rannen,
Zu Gras und Kraut hinan, und ſchneller noch von dannen.
Wo eine Welle kam, bluͤht' eine Fruͤhlingsbraut;
Wo eine Abſchied nahm, da war verwelkt ein Kraut.
Und wo in Aſche war ein Pflanzenleib zerfallen,
Schnell ward er neu gebaut von rinnenden Kriſtallen.
Der Schoͤpfer ſchoͤpfte fort, der Brunnen ward nicht leer,
Wiewol ihm fort und fort entſchoͤpft ward Meer um Meer.
Denn was von oben goß der goldne Eimer nieder,
Das alles unten floß zuruͤck zum Brunnen wieder.
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