Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite



aber tausend Liebes entgegen. Zum Schreiben ist
selbst Jda zu glücklich. Lebe wohl!



Acht und achtzigster Brief.

Dies ist also das letztemal, daß ich die Feder
zur Hand nehme, um mit Dir, meine geliebte
Emma, zu reden. Auch soll es nur ein kurzer
Abschiedsbrief von unserm Briefwechsel seyn.
Meine Hand versagt mir ihre Dienste. Mein
Geist und Herz sehnen sich nach dem lebendigen
Wort, und nach dem lang entbehrten Schauen
Deines Angesichtes. Deinen letzten schriftlich ge-
äußerten Wunsch kann ich aber nicht erfüllen.
Wollt' ich auch gern, wie Du es wünschest, alles
in meinen Dir geschriebenen Briefen, was des
Bewahrens werth seyn mag, in einem gedräng-
ten Auszuge in diesen letzten zusammenfassen, um
diesen dem Druck zu übergeben: ich fühle, daß ich
es jetzt nicht kann, und vielleicht nie können werde.
Lieber also gebe ich Deines Mannes Begehr einer
Einwilligung zum Druck des Ganzen nach; wo es
dann bei jeder Mutter stehet, sich das brauchbare
selbst herauszuziehen. Du und die Welt, in wel-
cher Deine Kinder bald auftreten werden, mögen
richten, ob der Geist und Sinn der rechte war, in



aber tauſend Liebes entgegen. Zum Schreiben iſt
ſelbſt Jda zu glücklich. Lebe wohl!



Acht und achtzigſter Brief.

Dies iſt alſo das letztemal, daß ich die Feder
zur Hand nehme, um mit Dir, meine geliebte
Emma, zu reden. Auch ſoll es nur ein kurzer
Abſchiedsbrief von unſerm Briefwechſel ſeyn.
Meine Hand verſagt mir ihre Dienſte. Mein
Geiſt und Herz ſehnen ſich nach dem lebendigen
Wort, und nach dem lang entbehrten Schauen
Deines Angeſichtes. Deinen letzten ſchriftlich ge-
äußerten Wunſch kann ich aber nicht erfüllen.
Wollt’ ich auch gern, wie Du es wünſcheſt, alles
in meinen Dir geſchriebenen Briefen, was des
Bewahrens werth ſeyn mag, in einem gedräng-
ten Auszuge in dieſen letzten zuſammenfaſſen, um
dieſen dem Druck zu übergeben: ich fühle, daß ich
es jetzt nicht kann, und vielleicht nie können werde.
Lieber alſo gebe ich Deines Mannes Begehr einer
Einwilligung zum Druck des Ganzen nach; wo es
dann bei jeder Mutter ſtehet, ſich das brauchbare
ſelbſt herauszuziehen. Du und die Welt, in wel-
cher Deine Kinder bald auftreten werden, mögen
richten, ob der Geiſt und Sinn der rechte war, in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0387" n="379"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
aber tau&#x017F;end Liebes entgegen. Zum Schreiben i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Jda zu glücklich. Lebe wohl!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Acht und achtzig&#x017F;ter Brief</hi>.</head><lb/>
          <p>Dies i&#x017F;t al&#x017F;o das letztemal, daß ich die Feder<lb/>
zur Hand nehme, um mit Dir, meine geliebte<lb/>
Emma, zu reden. Auch &#x017F;oll es nur ein kurzer<lb/>
Ab&#x017F;chiedsbrief von un&#x017F;erm Briefwech&#x017F;el &#x017F;eyn.<lb/>
Meine Hand ver&#x017F;agt mir ihre Dien&#x017F;te. Mein<lb/>
Gei&#x017F;t und Herz &#x017F;ehnen &#x017F;ich nach dem lebendigen<lb/>
Wort, und nach dem lang entbehrten Schauen<lb/>
Deines Ange&#x017F;ichtes. Deinen letzten &#x017F;chriftlich ge-<lb/>
äußerten Wun&#x017F;ch kann ich aber nicht erfüllen.<lb/>
Wollt&#x2019; ich auch gern, wie Du es wün&#x017F;che&#x017F;t, alles<lb/>
in meinen Dir ge&#x017F;chriebenen Briefen, was des<lb/>
Bewahrens werth &#x017F;eyn mag, in einem gedräng-<lb/>
ten Auszuge in die&#x017F;en letzten zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;en, um<lb/>
die&#x017F;en dem Druck zu übergeben: ich fühle, daß ich<lb/>
es jetzt nicht kann, und vielleicht nie können werde.<lb/>
Lieber al&#x017F;o gebe ich Deines Mannes Begehr einer<lb/>
Einwilligung zum Druck des Ganzen nach; wo es<lb/>
dann bei jeder Mutter &#x017F;tehet, &#x017F;ich das brauchbare<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t herauszuziehen. Du und die Welt, in wel-<lb/>
cher Deine Kinder bald auftreten werden, mögen<lb/>
richten, ob der Gei&#x017F;t und Sinn der rechte war, in<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0387] aber tauſend Liebes entgegen. Zum Schreiben iſt ſelbſt Jda zu glücklich. Lebe wohl! Acht und achtzigſter Brief. Dies iſt alſo das letztemal, daß ich die Feder zur Hand nehme, um mit Dir, meine geliebte Emma, zu reden. Auch ſoll es nur ein kurzer Abſchiedsbrief von unſerm Briefwechſel ſeyn. Meine Hand verſagt mir ihre Dienſte. Mein Geiſt und Herz ſehnen ſich nach dem lebendigen Wort, und nach dem lang entbehrten Schauen Deines Angeſichtes. Deinen letzten ſchriftlich ge- äußerten Wunſch kann ich aber nicht erfüllen. Wollt’ ich auch gern, wie Du es wünſcheſt, alles in meinen Dir geſchriebenen Briefen, was des Bewahrens werth ſeyn mag, in einem gedräng- ten Auszuge in dieſen letzten zuſammenfaſſen, um dieſen dem Druck zu übergeben: ich fühle, daß ich es jetzt nicht kann, und vielleicht nie können werde. Lieber alſo gebe ich Deines Mannes Begehr einer Einwilligung zum Druck des Ganzen nach; wo es dann bei jeder Mutter ſtehet, ſich das brauchbare ſelbſt herauszuziehen. Du und die Welt, in wel- cher Deine Kinder bald auftreten werden, mögen richten, ob der Geiſt und Sinn der rechte war, in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/387
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/387>, abgerufen am 22.11.2024.