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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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es gar nicht erwarten, bis beide kommen. Se-
raphine hat das schönste von ihren Spielsachen für
sie ausgelesen. Mathilde fragte mich jüngst ganz
im Vertrauen, ob die Mama sie nun wohl lieb
haben könne? Das kann und das muß sie gewiß,
sagt' ich, sie freudig in meine Arme schließend. --
"Aber wer wird mich armen Schelm nun wollen?"
fiel Hertha lachend und mit Thränen im Auge ein.
Der Bruder braucht mich nun nicht mehr, der
ist entsetzlich glücklich. Und die Mama hat nie
einen Spaßvogel nöthig gehabt. Willst Du mich
denn noch haben, Du goldene Tante? -- So
lange Du willst, sollst Du meine lustige Hertha
bleiben. -- Auch dieses sonderbare Geschöpf wirst
Du lieben müssen, gute Emma. O wärest Du
erst da! Jch habe, glücklich genug, ein Haus
dicht an dem unsern, für euch gefunden, welches
groß, heiter und selbst elegant ist, und einen
schönen Garten hat, der viel größer ist, als der
unsrige. Da werden wir also künftig nur eine
Familie ausmachen. Schon wird alles zu eurem
Empfang bereitet. Seraphine sagte, als sie die
hohen geräumigen Zimmer sah, das muß ein gros-

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es gar nicht erwarten, bis beide kommen. Se-
raphine hat das ſchönſte von ihren Spielſachen für
ſie ausgeleſen. Mathilde fragte mich jüngſt ganz
im Vertrauen, ob die Mama ſie nun wohl lieb
haben könne? Das kann und das muß ſie gewiß,
ſagt’ ich, ſie freudig in meine Arme ſchließend. —
„Aber wer wird mich armen Schelm nun wollen?‟
fiel Hertha lachend und mit Thränen im Auge ein.
Der Bruder braucht mich nun nicht mehr, der
iſt entſetzlich glücklich. Und die Mama hat nie
einen Spaßvogel nöthig gehabt. Willſt Du mich
denn noch haben, Du goldene Tante? — So
lange Du willſt, ſollſt Du meine luſtige Hertha
bleiben. — Auch dieſes ſonderbare Geſchöpf wirſt
Du lieben müſſen, gute Emma. O wäreſt Du
erſt da! Jch habe, glücklich genug, ein Haus
dicht an dem unſern, für euch gefunden, welches
groß, heiter und ſelbſt elegant iſt, und einen
ſchönen Garten hat, der viel größer iſt, als der
unſrige. Da werden wir alſo künftig nur eine
Familie ausmachen. Schon wird alles zu eurem
Empfang bereitet. Seraphine ſagte, als ſie die
hohen geräumigen Zimmer ſah, das muß ein groſ-

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[377/0385] es gar nicht erwarten, bis beide kommen. Se- raphine hat das ſchönſte von ihren Spielſachen für ſie ausgeleſen. Mathilde fragte mich jüngſt ganz im Vertrauen, ob die Mama ſie nun wohl lieb haben könne? Das kann und das muß ſie gewiß, ſagt’ ich, ſie freudig in meine Arme ſchließend. — „Aber wer wird mich armen Schelm nun wollen?‟ fiel Hertha lachend und mit Thränen im Auge ein. Der Bruder braucht mich nun nicht mehr, der iſt entſetzlich glücklich. Und die Mama hat nie einen Spaßvogel nöthig gehabt. Willſt Du mich denn noch haben, Du goldene Tante? — So lange Du willſt, ſollſt Du meine luſtige Hertha bleiben. — Auch dieſes ſonderbare Geſchöpf wirſt Du lieben müſſen, gute Emma. O wäreſt Du erſt da! Jch habe, glücklich genug, ein Haus dicht an dem unſern, für euch gefunden, welches groß, heiter und ſelbſt elegant iſt, und einen ſchönen Garten hat, der viel größer iſt, als der unſrige. Da werden wir alſo künftig nur eine Familie ausmachen. Schon wird alles zu eurem Empfang bereitet. Seraphine ſagte, als ſie die hohen geräumigen Zimmer ſah, das muß ein groſ- (48)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/385>, abgerufen am 25.11.2024.