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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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anders gegen Jda, wie sonst; wir alle haben es
gemerkt, und sind ihm bös darüber, denn Jda
kann es nicht verdient haben; es ist nicht möglich.
Aber das dacht' ich nicht, daß dies die Ursache von
Jda's Schmerz seyn könne.

Jch. Vielleicht ist dieses seltsame Betragen
Platov's auch nicht die einzige Ursache. Laß uns
die ganze Sache noch ein wenig mit Schweigen
übergehen. Und vor allem, meine liebste Ma-
thilde, trage Sorge, daß niemand von den an-
dern die arme Jda mit Fragen über ihre Traurig-
keit quäle. Vielleicht, daß sie ihrer in kurzem
mächtig wird. Überlasse sie nur ganz sich selbst.
Sie hat Kraft, und vermag viel über sich. -- Da-
mit entließ ich Mathilde. Sollte Jda aber noch
stiller ihren Schmerz in sich verschließen, und Pla-
tov sich immer gleichfinster zurückziehen, dann
muß ich auf eine Trennung Platov's von uns
dringen, ehe die zarte Knospe zerfällt. O wüßt'
ich sie im Augenblicke bei Dir -- fern, fern von
der quälenden Gegenwart des Mannes, der ihr
ganzes Wesen erfüllt! -- Da kam sie eben ge-
gangen, legte Blumen auf meinen Tisch, um-



anders gegen Jda, wie ſonſt; wir alle haben es
gemerkt, und ſind ihm bös darüber, denn Jda
kann es nicht verdient haben; es iſt nicht möglich.
Aber das dacht’ ich nicht, daß dies die Urſache von
Jda’s Schmerz ſeyn könne.

Jch. Vielleicht iſt dieſes ſeltſame Betragen
Platov’s auch nicht die einzige Urſache. Laß uns
die ganze Sache noch ein wenig mit Schweigen
übergehen. Und vor allem, meine liebſte Ma-
thilde, trage Sorge, daß niemand von den an-
dern die arme Jda mit Fragen über ihre Traurig-
keit quäle. Vielleicht, daß ſie ihrer in kurzem
mächtig wird. Überlaſſe ſie nur ganz ſich ſelbſt.
Sie hat Kraft, und vermag viel über ſich. — Da-
mit entließ ich Mathilde. Sollte Jda aber noch
ſtiller ihren Schmerz in ſich verſchließen, und Pla-
tov ſich immer gleichfinſter zurückziehen, dann
muß ich auf eine Trennung Platov’s von uns
dringen, ehe die zarte Knospe zerfällt. O wüßt’
ich ſie im Augenblicke bei Dir — fern, fern von
der quälenden Gegenwart des Mannes, der ihr
ganzes Weſen erfüllt! — Da kam ſie eben ge-
gangen, legte Blumen auf meinen Tiſch, um-

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[310/0318] anders gegen Jda, wie ſonſt; wir alle haben es gemerkt, und ſind ihm bös darüber, denn Jda kann es nicht verdient haben; es iſt nicht möglich. Aber das dacht’ ich nicht, daß dies die Urſache von Jda’s Schmerz ſeyn könne. Jch. Vielleicht iſt dieſes ſeltſame Betragen Platov’s auch nicht die einzige Urſache. Laß uns die ganze Sache noch ein wenig mit Schweigen übergehen. Und vor allem, meine liebſte Ma- thilde, trage Sorge, daß niemand von den an- dern die arme Jda mit Fragen über ihre Traurig- keit quäle. Vielleicht, daß ſie ihrer in kurzem mächtig wird. Überlaſſe ſie nur ganz ſich ſelbſt. Sie hat Kraft, und vermag viel über ſich. — Da- mit entließ ich Mathilde. Sollte Jda aber noch ſtiller ihren Schmerz in ſich verſchließen, und Pla- tov ſich immer gleichfinſter zurückziehen, dann muß ich auf eine Trennung Platov’s von uns dringen, ehe die zarte Knospe zerfällt. O wüßt’ ich ſie im Augenblicke bei Dir — fern, fern von der quälenden Gegenwart des Mannes, der ihr ganzes Weſen erfüllt! — Da kam ſie eben ge- gangen, legte Blumen auf meinen Tiſch, um-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/318>, abgerufen am 24.11.2024.