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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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welchen an dem Fähnrich keine begehrte. Hertha
schämt sich ihrer ehemaligen Rolle vor Woldemar
und Platov. Jn die entgegengesetzte sich hinein
zu setzen will nicht gelingen, und so tritt sie ganz
zurück. Bruno ist von Platov über sein Erwarten
gütig behandelt. Platov schätzt in ihm, was Fleiß
und Studium aus einer mittelmäßigen Natur ma-
chen können. Bruno ehrt Platov wie einen Heroen,
und schaut bewundernd an ihm hinauf. Nicht
viel anders wirkt selbst der jüngere Woldemar
auf ihn.

Noch waren alle Tage ihres Hierseyns Ferien-
tage. Alle Lehrstunden sind wie von selbst suspen-
dirt. Jetzt werden wir kleine Gebirgsreisen mit
ihnen machen. Elvire und ihre Töchter mit uns,
die, im Vorbeigehen gesagt, an der Lebenswärme
unseres Häufleins immer mehr entglimmen. Denke
Dir doch eine Karavane von 16 Personen, ohne
die Dienerschaft. Auch Seraphine nehmen wir
mit, und da darf uns die treue Lisel nicht fehlen,
die, während wir steigen, mit der Kleinen, und
einem von den jungen Mädchen mit ihr an irgend



welchen an dem Fähnrich keine begehrte. Hertha
ſchämt ſich ihrer ehemaligen Rolle vor Woldemar
und Platov. Jn die entgegengeſetzte ſich hinein
zu ſetzen will nicht gelingen, und ſo tritt ſie ganz
zurück. Bruno iſt von Platov über ſein Erwarten
gütig behandelt. Platov ſchätzt in ihm, was Fleiß
und Studium aus einer mittelmäßigen Natur ma-
chen können. Bruno ehrt Platov wie einen Heroen,
und ſchaut bewundernd an ihm hinauf. Nicht
viel anders wirkt ſelbſt der jüngere Woldemar
auf ihn.

Noch waren alle Tage ihres Hierſeyns Ferien-
tage. Alle Lehrſtunden ſind wie von ſelbſt ſuſpen-
dirt. Jetzt werden wir kleine Gebirgsreiſen mit
ihnen machen. Elvire und ihre Töchter mit uns,
die, im Vorbeigehen geſagt, an der Lebenswärme
unſeres Häufleins immer mehr entglimmen. Denke
Dir doch eine Karavane von 16 Perſonen, ohne
die Dienerſchaft. Auch Seraphine nehmen wir
mit, und da darf uns die treue Liſel nicht fehlen,
die, während wir ſteigen, mit der Kleinen, und
einem von den jungen Mädchen mit ihr an irgend

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[287/0295] welchen an dem Fähnrich keine begehrte. Hertha ſchämt ſich ihrer ehemaligen Rolle vor Woldemar und Platov. Jn die entgegengeſetzte ſich hinein zu ſetzen will nicht gelingen, und ſo tritt ſie ganz zurück. Bruno iſt von Platov über ſein Erwarten gütig behandelt. Platov ſchätzt in ihm, was Fleiß und Studium aus einer mittelmäßigen Natur ma- chen können. Bruno ehrt Platov wie einen Heroen, und ſchaut bewundernd an ihm hinauf. Nicht viel anders wirkt ſelbſt der jüngere Woldemar auf ihn. Noch waren alle Tage ihres Hierſeyns Ferien- tage. Alle Lehrſtunden ſind wie von ſelbſt ſuſpen- dirt. Jetzt werden wir kleine Gebirgsreiſen mit ihnen machen. Elvire und ihre Töchter mit uns, die, im Vorbeigehen geſagt, an der Lebenswärme unſeres Häufleins immer mehr entglimmen. Denke Dir doch eine Karavane von 16 Perſonen, ohne die Dienerſchaft. Auch Seraphine nehmen wir mit, und da darf uns die treue Liſel nicht fehlen, die, während wir ſteigen, mit der Kleinen, und einem von den jungen Mädchen mit ihr an irgend

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/295>, abgerufen am 03.05.2024.