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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Gefahr geordnet war, bat ich Elvire, ein Glei-
ches thun, und dann zu uns zu kommen. Es
liegt bei jeder Gefahr etwas überaus Tröstendes
in der Gesellschaft mehrerer Personen, und wenn
wir jeder einzelnen auch keinen hohen Grad des
Muthes oder der Besonnenheit zutrauten, so ist
es die Mehrheit der Personen, die uns beruhigt,
und jede Besorgniß durch leise Schutzesahnung
besänftigt. Höchst erfreulich war also mir und
den jungen Mädchen der unerwartete Zuspruch
mehrerer unsrer Bekannten, besonders einiger
Männer, da deren Gegenwart durch ihre Figur
allein schon den Begriff des Schutzes in uns le-
bendig macht. Einer von ihnen ging ab und zu,
von uns zur Brandstelle, und von da wieder zu
uns, um uns Bericht abzustatten. Hertha's
Angst war unbeschreiblich, jemehr das Stürmen
der Glocken und der ganze wüste Tumult zunahm.
Der Lärmen war indessen größer, als die Gefahr.
Hertha war fast nicht zu halten; sie wollte fort,
ohne zu wissen wohin? Endlich ließ das Stür-
men nach. Von der Flamme war nichts mehr zu
sehen, und der Freund brachte die frohe Both-



Gefahr geordnet war, bat ich Elvire, ein Glei-
ches thun, und dann zu uns zu kommen. Es
liegt bei jeder Gefahr etwas überaus Tröſtendes
in der Geſellſchaft mehrerer Perſonen, und wenn
wir jeder einzelnen auch keinen hohen Grad des
Muthes oder der Beſonnenheit zutrauten, ſo iſt
es die Mehrheit der Perſonen, die uns beruhigt,
und jede Beſorgniß durch leiſe Schutzesahnung
beſänftigt. Höchſt erfreulich war alſo mir und
den jungen Mädchen der unerwartete Zuſpruch
mehrerer unſrer Bekannten, beſonders einiger
Männer, da deren Gegenwart durch ihre Figur
allein ſchon den Begriff des Schutzes in uns le-
bendig macht. Einer von ihnen ging ab und zu,
von uns zur Brandſtelle, und von da wieder zu
uns, um uns Bericht abzuſtatten. Hertha’s
Angſt war unbeſchreiblich, jemehr das Stürmen
der Glocken und der ganze wüſte Tumult zunahm.
Der Lärmen war indeſſen größer, als die Gefahr.
Hertha war faſt nicht zu halten; ſie wollte fort,
ohne zu wiſſen wohin? Endlich ließ das Stür-
men nach. Von der Flamme war nichts mehr zu
ſehen, und der Freund brachte die frohe Both-

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[272/0280] Gefahr geordnet war, bat ich Elvire, ein Glei- ches thun, und dann zu uns zu kommen. Es liegt bei jeder Gefahr etwas überaus Tröſtendes in der Geſellſchaft mehrerer Perſonen, und wenn wir jeder einzelnen auch keinen hohen Grad des Muthes oder der Beſonnenheit zutrauten, ſo iſt es die Mehrheit der Perſonen, die uns beruhigt, und jede Beſorgniß durch leiſe Schutzesahnung beſänftigt. Höchſt erfreulich war alſo mir und den jungen Mädchen der unerwartete Zuſpruch mehrerer unſrer Bekannten, beſonders einiger Männer, da deren Gegenwart durch ihre Figur allein ſchon den Begriff des Schutzes in uns le- bendig macht. Einer von ihnen ging ab und zu, von uns zur Brandſtelle, und von da wieder zu uns, um uns Bericht abzuſtatten. Hertha’s Angſt war unbeſchreiblich, jemehr das Stürmen der Glocken und der ganze wüſte Tumult zunahm. Der Lärmen war indeſſen größer, als die Gefahr. Hertha war faſt nicht zu halten; ſie wollte fort, ohne zu wiſſen wohin? Endlich ließ das Stür- men nach. Von der Flamme war nichts mehr zu ſehen, und der Freund brachte die frohe Both-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/280>, abgerufen am 21.11.2024.