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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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mir mit: ich lasse mich belehren. Diese Sprache
fand Eingang bei ihr. Hätte ich mich mit Eifer
gegen diese Dinge erklärt, so hätte vielleicht Ei-
gensinn und Rechthaberei sich zu dem tiefgewur-
zelten Ammenglauben gesellt, und ihn unauslösch-
lich gemacht. Clare erzählte nun noch, wie der
Vater zu Neuenburg darauf gearbeitet, daß der-
gleichen Vorstellungen immer mehr außer Credit
gekommen, und wie er die Leute seiner Gemeine
oft scherzend, oft sanft schonend zurechtgewiesen,
wenn sie ihm mit dergleichen Dingen gekommen,
und wie er ihnen oft gesagt: der rechte Glaube an
Gott lasse gar keinen solchen Glauben Platz in
dem Gemüthe, und daß es fast unmöglich sey,
mit Gott erfüllter Seele sich so etwas zu denken.
Ein Mensch, der mit ganzem Herzen bete, könne
fast nicht zugleich sich vor der Macht der Geister
fürchten. Auch dies ging nicht an Hertha vor-
über.

Wir freuet es mich, daß unsern andern Kin-
dern der Kampf gegen die peinliche Furcht erspart
worden. Es ist einer der härtesten Kämpfe,



mir mit: ich laſſe mich belehren. Dieſe Sprache
fand Eingang bei ihr. Hätte ich mich mit Eifer
gegen dieſe Dinge erklärt, ſo hätte vielleicht Ei-
genſinn und Rechthaberei ſich zu dem tiefgewur-
zelten Ammenglauben geſellt, und ihn unauslöſch-
lich gemacht. Clare erzählte nun noch, wie der
Vater zu Neuenburg darauf gearbeitet, daß der-
gleichen Vorſtellungen immer mehr außer Credit
gekommen, und wie er die Leute ſeiner Gemeine
oft ſcherzend, oft ſanft ſchonend zurechtgewieſen,
wenn ſie ihm mit dergleichen Dingen gekommen,
und wie er ihnen oft geſagt: der rechte Glaube an
Gott laſſe gar keinen ſolchen Glauben Platz in
dem Gemüthe, und daß es faſt unmöglich ſey,
mit Gott erfüllter Seele ſich ſo etwas zu denken.
Ein Menſch, der mit ganzem Herzen bete, könne
faſt nicht zugleich ſich vor der Macht der Geiſter
fürchten. Auch dies ging nicht an Hertha vor-
über.

Wir freuet es mich, daß unſern andern Kin-
dern der Kampf gegen die peinliche Furcht erſpart
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[222/0230] mir mit: ich laſſe mich belehren. Dieſe Sprache fand Eingang bei ihr. Hätte ich mich mit Eifer gegen dieſe Dinge erklärt, ſo hätte vielleicht Ei- genſinn und Rechthaberei ſich zu dem tiefgewur- zelten Ammenglauben geſellt, und ihn unauslöſch- lich gemacht. Clare erzählte nun noch, wie der Vater zu Neuenburg darauf gearbeitet, daß der- gleichen Vorſtellungen immer mehr außer Credit gekommen, und wie er die Leute ſeiner Gemeine oft ſcherzend, oft ſanft ſchonend zurechtgewieſen, wenn ſie ihm mit dergleichen Dingen gekommen, und wie er ihnen oft geſagt: der rechte Glaube an Gott laſſe gar keinen ſolchen Glauben Platz in dem Gemüthe, und daß es faſt unmöglich ſey, mit Gott erfüllter Seele ſich ſo etwas zu denken. Ein Menſch, der mit ganzem Herzen bete, könne faſt nicht zugleich ſich vor der Macht der Geiſter fürchten. Auch dies ging nicht an Hertha vor- über. Wir freuet es mich, daß unſern andern Kin- dern der Kampf gegen die peinliche Furcht erſpart worden. Es iſt einer der härteſten Kämpfe,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/230>, abgerufen am 21.11.2024.