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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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ich will lieber aufhören; wenn ich auch noch so
viel schreibe, so ist es doch immer, als hätte ich
Dir noch nichts gesagt, und aufhören muß man
doch einmal. Adieu, lieber Woldemar! Jch
lasse den Herrn von Platov 50 Mal grüßen."

So schreibt die kleine Schwärmerin, und mit
einer unglaublichen Leichtigkeit. Clärchen studiert
lang auf ihre Briefe: der Vater sagte neulich,
sie zimmerte sie; das ganze Wesen ist noch immer
etwas unbeholfen, dennoch sind auch die ihrigen
sehr kindlich. Mathildens Briefe klingen schon
hochtrabender. Jhr langer Brief an Woldemar,
den sie Jda und Clärchen nicht zeigen wollte, ent-
hält eine Beschreibung des Konzertes, und un-
sers Abschieds aus der Stadt, und der kleinen
Herreise und des Empfanges, alles in eine ge-
wiße studierte Ordnung gebracht. Auch trägt sie
ihm auf, was er dem Bruder Kornet alles sagen
soll, wenn er ihn besucht, und das ist vermuthlich
der Grund, warum sie den Brief nicht wollte ge-
sehen haben. Jch kann dies Gefühl nicht tadeln,
und nahm hievon Veranlassung, Clärchen und Jda

ich will lieber aufhören; wenn ich auch noch ſo
viel ſchreibe, ſo iſt es doch immer, als hätte ich
Dir noch nichts geſagt, und aufhören muß man
doch einmal. Adieu, lieber Woldemar! Jch
laſſe den Herrn von Platov 50 Mal grüßen.‟

So ſchreibt die kleine Schwärmerin, und mit
einer unglaublichen Leichtigkeit. Clärchen ſtudiert
lang auf ihre Briefe: der Vater ſagte neulich,
ſie zimmerte ſie; das ganze Weſen iſt noch immer
etwas unbeholfen, dennoch ſind auch die ihrigen
ſehr kindlich. Mathildens Briefe klingen ſchon
hochtrabender. Jhr langer Brief an Woldemar,
den ſie Jda und Clärchen nicht zeigen wollte, ent-
hält eine Beſchreibung des Konzertes, und un-
ſers Abſchieds aus der Stadt, und der kleinen
Herreiſe und des Empfanges, alles in eine ge-
wiße ſtudierte Ordnung gebracht. Auch trägt ſie
ihm auf, was er dem Bruder Kornet alles ſagen
ſoll, wenn er ihn beſucht, und das iſt vermuthlich
der Grund, warum ſie den Brief nicht wollte ge-
ſehen haben. Jch kann dies Gefühl nicht tadeln,
und nahm hievon Veranlaſſung, Clärchen und Jda

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[15/0023] ich will lieber aufhören; wenn ich auch noch ſo viel ſchreibe, ſo iſt es doch immer, als hätte ich Dir noch nichts geſagt, und aufhören muß man doch einmal. Adieu, lieber Woldemar! Jch laſſe den Herrn von Platov 50 Mal grüßen.‟ So ſchreibt die kleine Schwärmerin, und mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Clärchen ſtudiert lang auf ihre Briefe: der Vater ſagte neulich, ſie zimmerte ſie; das ganze Weſen iſt noch immer etwas unbeholfen, dennoch ſind auch die ihrigen ſehr kindlich. Mathildens Briefe klingen ſchon hochtrabender. Jhr langer Brief an Woldemar, den ſie Jda und Clärchen nicht zeigen wollte, ent- hält eine Beſchreibung des Konzertes, und un- ſers Abſchieds aus der Stadt, und der kleinen Herreiſe und des Empfanges, alles in eine ge- wiße ſtudierte Ordnung gebracht. Auch trägt ſie ihm auf, was er dem Bruder Kornet alles ſagen ſoll, wenn er ihn beſucht, und das iſt vermuthlich der Grund, warum ſie den Brief nicht wollte ge- ſehen haben. Jch kann dies Gefühl nicht tadeln, und nahm hievon Veranlaſſung, Clärchen und Jda

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/23>, abgerufen am 03.12.2024.