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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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uns freundlich entgegen als wir eintraten. Der
Anblick war herzzerreißend. Mit tiefer heili-
ger Ehrfurcht nahte sich Jda der lächelnden Tod-
ten. Jch ordnete an was nöthig war. "Willst
Du mit uns in unsern schönen Garten kommen,
und Blumen pflücken, so lange die Mutter schläft,
Seraphinchen? Sieh, die Mutter schläft so fest,
wir wollen sie nicht aufwecken." Das Kind ließ
sich willig von mir in die Arme nehmen. Jda
trug sein Spielzeug. Die Magd sein Bettchen.
Bruno ging tief in sich gekehrt neben mir. Wir
hatten den kleinen Weg bald gemacht. Mit un-
glaublicher Sehnsucht hatten die andern uns zu-
rückerwartet. Freudig umringten alle den lächeln-
den Engel. Auch Elvirens Töchter kamen herbei.
"Mutter fest fest schlafen, Mutter nicht aufwek-
ken," war das erste, was das Kind sagte. Wir
gaben ihr das Mergensüppchen und sie liegt dann
unter uns umher, als ob sie uns von je angehöre.

Als im Trauerhause alles besorgt, und die un-
glückliche Mutter zur letzten Ruhestätte begleitet
war, bettete ich die kleine Seraphine zwischen Jda



uns freundlich entgegen als wir eintraten. Der
Anblick war herzzerreißend. Mit tiefer heili-
ger Ehrfurcht nahte ſich Jda der lächelnden Tod-
ten. Jch ordnete an was nöthig war. „Willſt
Du mit uns in unſern ſchönen Garten kommen,
und Blumen pflücken, ſo lange die Mutter ſchläft,
Seraphinchen? Sieh, die Mutter ſchläft ſo feſt,
wir wollen ſie nicht aufwecken.‟ Das Kind ließ
ſich willig von mir in die Arme nehmen. Jda
trug ſein Spielzeug. Die Magd ſein Bettchen.
Bruno ging tief in ſich gekehrt neben mir. Wir
hatten den kleinen Weg bald gemacht. Mit un-
glaublicher Sehnſucht hatten die andern uns zu-
rückerwartet. Freudig umringten alle den lächeln-
den Engel. Auch Elvirens Töchter kamen herbei.
„Mutter feſt feſt ſchlafen, Mutter nicht aufwek-
ken,‟ war das erſte, was das Kind ſagte. Wir
gaben ihr das Mergenſüppchen und ſie liegt dann
unter uns umher, als ob ſie uns von je angehöre.

Als im Trauerhauſe alles beſorgt, und die un-
glückliche Mutter zur letzten Ruheſtätte begleitet
war, bettete ich die kleine Seraphine zwiſchen Jda

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[204/0212] uns freundlich entgegen als wir eintraten. Der Anblick war herzzerreißend. Mit tiefer heili- ger Ehrfurcht nahte ſich Jda der lächelnden Tod- ten. Jch ordnete an was nöthig war. „Willſt Du mit uns in unſern ſchönen Garten kommen, und Blumen pflücken, ſo lange die Mutter ſchläft, Seraphinchen? Sieh, die Mutter ſchläft ſo feſt, wir wollen ſie nicht aufwecken.‟ Das Kind ließ ſich willig von mir in die Arme nehmen. Jda trug ſein Spielzeug. Die Magd ſein Bettchen. Bruno ging tief in ſich gekehrt neben mir. Wir hatten den kleinen Weg bald gemacht. Mit un- glaublicher Sehnſucht hatten die andern uns zu- rückerwartet. Freudig umringten alle den lächeln- den Engel. Auch Elvirens Töchter kamen herbei. „Mutter feſt feſt ſchlafen, Mutter nicht aufwek- ken,‟ war das erſte, was das Kind ſagte. Wir gaben ihr das Mergenſüppchen und ſie liegt dann unter uns umher, als ob ſie uns von je angehöre. Als im Trauerhauſe alles beſorgt, und die un- glückliche Mutter zur letzten Ruheſtätte begleitet war, bettete ich die kleine Seraphine zwiſchen Jda

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/212>, abgerufen am 21.11.2024.