Ernst mitbringen, oder? -- -- Sie sollen nicht Recht behalten, meine beste Tante. Bitte den Bruno, daß er die leichtsinnige Hertha in die nächste Stunde wieder mit aufnimmt, und wenn sie dann, in dieser oder einer andern Stunde wie- der stört, so mag sie verstoßen werden, sie hat es verdient. Jch halte Dich beim Worte, meine Hertha. Seitdem hat sie sich noch nicht einmal wieder vergessen. Lebe wohl, geliebte Emma!
Vier und sechszigster Brief.
Sehr traurig kam (gestern sinds 14 Tage) Jda zu mir in den Garten. Was hast Du, Liebe? fragt ich sie. O beste Tante, erinnerst Du Dich der kleinen Seraphine, mit der wir vor einigen Mo- naten auf der Promenade so gern spielten? Ja wohl, denk ich des heitern Engels, was ist dem Kinde wiederfahren, daß du so traurig von ihm sprichst? Ach es hat in dieser Nacht seine Mutter verloren. Jch kann Dir nicht sagen Emma, wie
Ernſt mitbringen, oder? — — Sie ſollen nicht Recht behalten, meine beſte Tante. Bitte den Bruno, daß er die leichtſinnige Hertha in die nächſte Stunde wieder mit aufnimmt, und wenn ſie dann, in dieſer oder einer andern Stunde wie- der ſtört, ſo mag ſie verſtoßen werden, ſie hat es verdient. Jch halte Dich beim Worte, meine Hertha. Seitdem hat ſie ſich noch nicht einmal wieder vergeſſen. Lebe wohl, geliebte Emma!
Vier und ſechszigſter Brief.
Sehr traurig kam (geſtern ſinds 14 Tage) Jda zu mir in den Garten. Was haſt Du, Liebe? fragt ich ſie. O beſte Tante, erinnerſt Du Dich der kleinen Seraphine, mit der wir vor einigen Mo- naten auf der Promenade ſo gern ſpielten? Ja wohl, denk ich des heitern Engels, was iſt dem Kinde wiederfahren, daß du ſo traurig von ihm ſprichſt? Ach es hat in dieſer Nacht ſeine Mutter verloren. Jch kann Dir nicht ſagen Emma, wie
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Ernſt mitbringen, oder? — — Sie ſollen nicht
Recht behalten, meine beſte Tante. Bitte den
Bruno, daß er die leichtſinnige Hertha in die
nächſte Stunde wieder mit aufnimmt, und wenn
ſie dann, in dieſer oder einer andern Stunde wie-
der ſtört, ſo mag ſie verſtoßen werden, ſie hat es
verdient. Jch halte Dich beim Worte, meine
Hertha. Seitdem hat ſie ſich noch nicht einmal
wieder vergeſſen. Lebe wohl, geliebte Emma!
Vier und ſechszigſter Brief.
Sehr traurig kam (geſtern ſinds 14 Tage) Jda
zu mir in den Garten. Was haſt Du, Liebe?
fragt ich ſie. O beſte Tante, erinnerſt Du Dich
der kleinen Seraphine, mit der wir vor einigen Mo-
naten auf der Promenade ſo gern ſpielten? Ja
wohl, denk ich des heitern Engels, was iſt dem
Kinde wiederfahren, daß du ſo traurig von ihm
ſprichſt? Ach es hat in dieſer Nacht ſeine Mutter
verloren. Jch kann Dir nicht ſagen Emma, wie
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/205>, abgerufen am 24.07.2024.
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