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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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sehr klein war, vor dem Schlosse seiner Eltern
oft gespielt, sich einmal verlaufen habe, dann von
Räubern entführt worden, und in ein fremdes
kälteres, rauheres Land gebracht, durch Härte zu
allerlei peinlichen, unnatürlichen Anstrengungen
ihrer Glieder gezwungen worden. Wie sie dann
von ihren Räubern immer weiter umhergeschleppt,
und wie sie bei allem Herumziehen das schöne
Mutterland nie ganz vergessen, es immer im Her-
zen behalten, und wie sie mit ihrem Herzen sich
immer sehnsüchtiger danach hingewendet, je wei-
ter die bösen Menschen sie davon entfernt hatten.
Dann erzählt' ich ihr, wie sie endlich so viel Kraft
und Muth gewonnen, sich den Mißhandlungen
ihrer Tyrannen zu entziehen, und sich einem
freundlichen sanften Manne anzuvertrauen, der
sie von ihren bösen Herren befreit, zu sich genom-
men, hübsch gekleidet und väterlich versorgt habe,
und wie sie ihn so heiß, so innig geliebt, und ihm
so willig gehorcht, wie aber dennoch die Sehn-
sucht nach dem schönen warmen Mutterlande sie
immer wieder hingezogen, die ihr auch das herr-
liche Lied eingegeben. Wie endlich ihr väterlicher

ſehr klein war, vor dem Schloſſe ſeiner Eltern
oft geſpielt, ſich einmal verlaufen habe, dann von
Räubern entführt worden, und in ein fremdes
kälteres, rauheres Land gebracht, durch Härte zu
allerlei peinlichen, unnatürlichen Anſtrengungen
ihrer Glieder gezwungen worden. Wie ſie dann
von ihren Räubern immer weiter umhergeſchleppt,
und wie ſie bei allem Herumziehen das ſchöne
Mutterland nie ganz vergeſſen, es immer im Her-
zen behalten, und wie ſie mit ihrem Herzen ſich
immer ſehnſüchtiger danach hingewendet, je wei-
ter die böſen Menſchen ſie davon entfernt hatten.
Dann erzählt’ ich ihr, wie ſie endlich ſo viel Kraft
und Muth gewonnen, ſich den Mißhandlungen
ihrer Tyrannen zu entziehen, und ſich einem
freundlichen ſanften Manne anzuvertrauen, der
ſie von ihren böſen Herren befreit, zu ſich genom-
men, hübſch gekleidet und väterlich verſorgt habe,
und wie ſie ihn ſo heiß, ſo innig geliebt, und ihm
ſo willig gehorcht, wie aber dennoch die Sehn-
ſucht nach dem ſchönen warmen Mutterlande ſie
immer wieder hingezogen, die ihr auch das herr-
liche Lied eingegeben. Wie endlich ihr väterlicher

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[285/0299] ſehr klein war, vor dem Schloſſe ſeiner Eltern oft geſpielt, ſich einmal verlaufen habe, dann von Räubern entführt worden, und in ein fremdes kälteres, rauheres Land gebracht, durch Härte zu allerlei peinlichen, unnatürlichen Anſtrengungen ihrer Glieder gezwungen worden. Wie ſie dann von ihren Räubern immer weiter umhergeſchleppt, und wie ſie bei allem Herumziehen das ſchöne Mutterland nie ganz vergeſſen, es immer im Her- zen behalten, und wie ſie mit ihrem Herzen ſich immer ſehnſüchtiger danach hingewendet, je wei- ter die böſen Menſchen ſie davon entfernt hatten. Dann erzählt’ ich ihr, wie ſie endlich ſo viel Kraft und Muth gewonnen, ſich den Mißhandlungen ihrer Tyrannen zu entziehen, und ſich einem freundlichen ſanften Manne anzuvertrauen, der ſie von ihren böſen Herren befreit, zu ſich genom- men, hübſch gekleidet und väterlich verſorgt habe, und wie ſie ihn ſo heiß, ſo innig geliebt, und ihm ſo willig gehorcht, wie aber dennoch die Sehn- ſucht nach dem ſchönen warmen Mutterlande ſie immer wieder hingezogen, die ihr auch das herr- liche Lied eingegeben. Wie endlich ihr väterlicher

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/299>, abgerufen am 22.11.2024.