Grösse des Unterschiedes in der Affinität der beiden im Uebri- gen gleich lebensfähigen Substanzen abhängen.
Es wird sich also zunächst in jeder Zelle ceteris paribus das unter den durch die Blutbeschaffenheit, Diffusionsmöglich- keit etc. gegebenen Umständen am raschesten sich Regeneri- rende erhalten und die anderen Qualitäten unterdrücken.
Sind die Unterschiede derartig, dass die beiden Substan- zen ungleich rasch sich verbrauchen, so wird dieses cet. par. einen nachtheiligen Einfluss für die rascher sich ver- zehrende Substanz und die langsamer sich verzehrende wird die Herrschaft erlangen; denn da sie sich langsamer verzehrt, aber nach der Voraussetzung ebenso rasch regenerirt, als die schneller sich verzehrende, wird sie immer mehr räumlich überwiegen und so den Platz schliesslich allein einnehmen.
In den beiden bisher besprochenen Fällen war es Kampf um den Raum, der stattfand; denn wenn der Raum nicht beschränkt wäre, würde die schwächere Substanz ihren Nach- theil durch längere Dauer der Regeneration wieder auszuglei- chen vermögen, sofern der Verbrauch kein continuirlicher, gleich starker ist, sondern Pausen vorkommen, wo die Regeneration stärker ist als der Verbrauch.
Dass aber dieser Kampf um den Raum stattfinden muss, werden wir bei Betrachtung der Raumeinheit, innerhalb deren sich der hier besprochene Kampf vollzieht, beim Kampf der Zellen ersehen. Jedenfalls muss der Kampf um den Raum ein viel heftigerer innerhalb des Organismus sein, wo alles zu einer räumlichen Einheit verbunden an einander liegt und sich drängt, als bei den freien Individuen selber, als beim Kampf der Per- sonen unter einander. Dass Raumbeschränkung wirk- lich die Entwickelung der Zelle zu hemmen im Stande ist, ergiebt sich z. B. aus der Abplattung der Epithel- zellen an einander und aus der Aenderung, welche deren Gestalt
II. Der Kampf der Theile im Organismus.
Grösse des Unterschiedes in der Affinität der beiden im Uebri- gen gleich lebensfähigen Substanzen abhängen.
Es wird sich also zunächst in jeder Zelle ceteris paribus das unter den durch die Blutbeschaffenheit, Diffusionsmöglich- keit etc. gegebenen Umständen am raschesten sich Regeneri- rende erhalten und die anderen Qualitäten unterdrücken.
Sind die Unterschiede derartig, dass die beiden Substan- zen ungleich rasch sich verbrauchen, so wird dieses cet. par. einen nachtheiligen Einfluss für die rascher sich ver- zehrende Substanz und die langsamer sich verzehrende wird die Herrschaft erlangen; denn da sie sich langsamer verzehrt, aber nach der Voraussetzung ebenso rasch regenerirt, als die schneller sich verzehrende, wird sie immer mehr räumlich überwiegen und so den Platz schliesslich allein einnehmen.
In den beiden bisher besprochenen Fällen war es Kampf um den Raum, der stattfand; denn wenn der Raum nicht beschränkt wäre, würde die schwächere Substanz ihren Nach- theil durch längere Dauer der Regeneration wieder auszuglei- chen vermögen, sofern der Verbrauch kein continuirlicher, gleich starker ist, sondern Pausen vorkommen, wo die Regeneration stärker ist als der Verbrauch.
Dass aber dieser Kampf um den Raum stattfinden muss, werden wir bei Betrachtung der Raumeinheit, innerhalb deren sich der hier besprochene Kampf vollzieht, beim Kampf der Zellen ersehen. Jedenfalls muss der Kampf um den Raum ein viel heftigerer innerhalb des Organismus sein, wo alles zu einer räumlichen Einheit verbunden an einander liegt und sich drängt, als bei den freien Individuen selber, als beim Kampf der Per- sonen unter einander. Dass Raumbeschränkung wirk- lich die Entwickelung der Zelle zu hemmen im Stande ist, ergiebt sich z. B. aus der Abplattung der Epithel- zellen an einander und aus der Aenderung, welche deren Gestalt
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II. Der Kampf der Theile im Organismus.
Grösse des Unterschiedes in der Affinität der beiden im Uebri-
gen gleich lebensfähigen Substanzen abhängen.
Es wird sich also zunächst in jeder Zelle ceteris paribus
das unter den durch die Blutbeschaffenheit, Diffusionsmöglich-
keit etc. gegebenen Umständen am raschesten sich Regeneri-
rende erhalten und die anderen Qualitäten unterdrücken.
Sind die Unterschiede derartig, dass die beiden Substan-
zen ungleich rasch sich verbrauchen, so wird dieses
cet. par. einen nachtheiligen Einfluss für die rascher sich ver-
zehrende Substanz und die langsamer sich verzehrende wird
die Herrschaft erlangen; denn da sie sich langsamer verzehrt,
aber nach der Voraussetzung ebenso rasch regenerirt, als die
schneller sich verzehrende, wird sie immer mehr räumlich
überwiegen und so den Platz schliesslich allein einnehmen.
In den beiden bisher besprochenen Fällen war es Kampf
um den Raum, der stattfand; denn wenn der Raum nicht
beschränkt wäre, würde die schwächere Substanz ihren Nach-
theil durch längere Dauer der Regeneration wieder auszuglei-
chen vermögen, sofern der Verbrauch kein continuirlicher, gleich
starker ist, sondern Pausen vorkommen, wo die Regeneration
stärker ist als der Verbrauch.
Dass aber dieser Kampf um den Raum stattfinden muss,
werden wir bei Betrachtung der Raumeinheit, innerhalb deren
sich der hier besprochene Kampf vollzieht, beim Kampf der
Zellen ersehen. Jedenfalls muss der Kampf um den Raum ein
viel heftigerer innerhalb des Organismus sein, wo alles zu einer
räumlichen Einheit verbunden an einander liegt und sich drängt,
als bei den freien Individuen selber, als beim Kampf der Per-
sonen unter einander. Dass Raumbeschränkung wirk-
lich die Entwickelung der Zelle zu hemmen im
Stande ist, ergiebt sich z. B. aus der Abplattung der Epithel-
zellen an einander und aus der Aenderung, welche deren Gestalt
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/88>, abgerufen am 22.07.2024.
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