Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung. Zurückrückens müssen viele Generationen vergehen, ehe eineim Mannesalter erworbene Eigenschaft schon in früheren Ju- gendstadien auftritt. Daher kann bei der wechselnden Beschäf- tigung der Menschen sehr leicht eine vererbte Eigenschaft, ehe sie noch offenbar geworden ist, durch andere Lebensweise des Nachkommen wieder aufgehoben werden, so dass ihre Verer- bung gar nicht erkennbar zu Tage tritt. Das sind wohl die Gründe, warum zur erkennbaren Ver- Es scheint mir ferner eine berechtigte Auffassung zu sein, B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung. Zurückrückens müssen viele Generationen vergehen, ehe eineim Mannesalter erworbene Eigenschaft schon in früheren Ju- gendstadien auftritt. Daher kann bei der wechselnden Beschäf- tigung der Menschen sehr leicht eine vererbte Eigenschaft, ehe sie noch offenbar geworden ist, durch andere Lebensweise des Nachkommen wieder aufgehoben werden, so dass ihre Verer- bung gar nicht erkennbar zu Tage tritt. Das sind wohl die Gründe, warum zur erkennbaren Ver- Es scheint mir ferner eine berechtigte Auffassung zu sein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" n="63"/><fw place="top" type="header">B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.</fw><lb/> Zurückrückens müssen viele Generationen vergehen, ehe eine<lb/> im Mannesalter erworbene Eigenschaft schon in früheren Ju-<lb/> gendstadien auftritt. Daher kann bei der wechselnden Beschäf-<lb/> tigung der Menschen sehr leicht eine vererbte Eigenschaft, ehe<lb/> sie noch offenbar geworden ist, durch andere Lebensweise des<lb/> Nachkommen wieder aufgehoben werden, so dass ihre Verer-<lb/> bung gar nicht erkennbar zu Tage tritt.</p><lb/> <p>Das sind wohl die Gründe, warum zur erkennbaren Ver-<lb/> erbung sogenannter erworbener Veränderungen viele Genera-<lb/> tionen hindurch dauernde Einwirkung der umgestaltenden Ur-<lb/> sache erforderlich ist, einmal, um die Eigenschaft mehr zu be-<lb/> festigen, andererseits, um sie in früheren Stadien des Lebens<lb/> auftreten zu lassen.</p><lb/> <p>Es scheint mir ferner eine berechtigte Auffassung zu sein,<lb/> welche <hi rendition="#g">Darwin</hi> in einem trefflichen Beispiele ausspricht, ohne<lb/> indessen das Princip zu entwickeln, indem er erwähnt, dass mit<lb/> dem zunehmenden Alter die Handschrift des Menschen manchmal<lb/> mehr Aehnlichkeit mit der des Vaters erlange. Dem liegt der Ge-<lb/> danke zu Grunde, dass vererbte erworbene Eigenthümlichkeiten<lb/> der Vorfahren, statt nach der Jugend zurückzurücken, durch<lb/> die ändernden Einflüsse der Aussenwelt auf die bildsame, an-<lb/> passungsfähige Jugend unterdrückt werden können und erst im<lb/> reiferen Alter, wenn einmal diese Wechselwirkung mit der<lb/> Aussenwelt eine geringere geworden ist, mehr und mehr her-<lb/> vortreten. Ich glaube dem entsprechend beobachtet zu haben,<lb/> dass beim Manne die Familiencharaktere, besonders die geisti-<lb/> gen, manchmal erst im späteren Alter mehr und mehr sich<lb/> ausbilden und zum Vorschein kommen, nachdem sie in der<lb/> Jugend durch Erziehung ausserhalb der Familie unterdrückt<lb/> worden waren.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [63/0077]
B. Erblichkeit der Wirkungen der functionellen Anpassung.
Zurückrückens müssen viele Generationen vergehen, ehe eine
im Mannesalter erworbene Eigenschaft schon in früheren Ju-
gendstadien auftritt. Daher kann bei der wechselnden Beschäf-
tigung der Menschen sehr leicht eine vererbte Eigenschaft, ehe
sie noch offenbar geworden ist, durch andere Lebensweise des
Nachkommen wieder aufgehoben werden, so dass ihre Verer-
bung gar nicht erkennbar zu Tage tritt.
Das sind wohl die Gründe, warum zur erkennbaren Ver-
erbung sogenannter erworbener Veränderungen viele Genera-
tionen hindurch dauernde Einwirkung der umgestaltenden Ur-
sache erforderlich ist, einmal, um die Eigenschaft mehr zu be-
festigen, andererseits, um sie in früheren Stadien des Lebens
auftreten zu lassen.
Es scheint mir ferner eine berechtigte Auffassung zu sein,
welche Darwin in einem trefflichen Beispiele ausspricht, ohne
indessen das Princip zu entwickeln, indem er erwähnt, dass mit
dem zunehmenden Alter die Handschrift des Menschen manchmal
mehr Aehnlichkeit mit der des Vaters erlange. Dem liegt der Ge-
danke zu Grunde, dass vererbte erworbene Eigenthümlichkeiten
der Vorfahren, statt nach der Jugend zurückzurücken, durch
die ändernden Einflüsse der Aussenwelt auf die bildsame, an-
passungsfähige Jugend unterdrückt werden können und erst im
reiferen Alter, wenn einmal diese Wechselwirkung mit der
Aussenwelt eine geringere geworden ist, mehr und mehr her-
vortreten. Ich glaube dem entsprechend beobachtet zu haben,
dass beim Manne die Familiencharaktere, besonders die geisti-
gen, manchmal erst im späteren Alter mehr und mehr sich
ausbilden und zum Vorschein kommen, nachdem sie in der
Jugend durch Erziehung ausserhalb der Familie unterdrückt
worden waren.
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