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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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I. Die functionelle Anpassung.
welche als die Resultante aus der Stromgeschwindigkeit und der
Grösse des Seitendruckes sich ergiebt; und aus dieser Richtung
biegt er erst allmählich zu derjenigen um, welche ihn an den
Ort seines Verbreitungsbezirkes führt.

Wenn ferner ein Arterienstamm Aeste abgiebt, welche
stärker als 2/5 des Durchmessers des Stammes sind, so erfährt
dabei der Stamm selber eine Ablenkung nach der entgegen-
gesetzten Seite, und diese Ablenkung wächst wieder ganz ent-
sprechend den hydraulischen Verhältnissen mit der Grösse des
Astursprungswinkels und mit der Stärke des Astes im Verhält-
niss zur Stärke des Stammes.

Alle diese Einrichtungen haben zur Folge, dass die Ver-
breitung des Blutes im Körper an den unzähligen Verästelungs-
stellen unter der geringsten Reibung erfolgt, dass also der Be-
trieb der Circulation mit einem Minimum von lebendiger Kraft
und von Wandungsmaterial ermöglicht ist.

Ihnen sind noch einige längst bekannte und im gleichen
Sinne wirkende Eigenschaften der Gestalt des Blutgefässlumens
anzuschliessen, so die vollkommene Glattheit der Innenwandung,
die cylindrische Beschaffenheit des Lumens im Verlauf der Ge-
fässe und vor allem die Ausbildung von Hauptbahnen in der
netzförmigen Anlage.

Alle diese Eigenschaften werden schon angeboren und ab-
gesehen von den Richtungsverhältnissen bilden sie sich auch
unter abnormen Verhältnissen von selber aus und weisen da-
durch auf das Vorhandensein einer ganz wunderbaren Eigen-
schaft der Blutgefässwandung hin. Die Letztere muss nämlich,
um zu ermöglichen, dass der Blutstrahl durch die in ihm ent-
haltenen Kräfte die geschilderten Verhältnisse überall von selber
gestaltet, die Eigenschaft haben, blos der kräftigen Blutspannung
Widerstand zu leisten, dagegen den feinsten Flüssigkeitsstössen
durch Anprall vollkommen nachzugeben.

I. Die functionelle Anpassung.
welche als die Resultante aus der Stromgeschwindigkeit und der
Grösse des Seitendruckes sich ergiebt; und aus dieser Richtung
biegt er erst allmählich zu derjenigen um, welche ihn an den
Ort seines Verbreitungsbezirkes führt.

Wenn ferner ein Arterienstamm Aeste abgiebt, welche
stärker als ⅖ des Durchmessers des Stammes sind, so erfährt
dabei der Stamm selber eine Ablenkung nach der entgegen-
gesetzten Seite, und diese Ablenkung wächst wieder ganz ent-
sprechend den hydraulischen Verhältnissen mit der Grösse des
Astursprungswinkels und mit der Stärke des Astes im Verhält-
niss zur Stärke des Stammes.

Alle diese Einrichtungen haben zur Folge, dass die Ver-
breitung des Blutes im Körper an den unzähligen Verästelungs-
stellen unter der geringsten Reibung erfolgt, dass also der Be-
trieb der Circulation mit einem Minimum von lebendiger Kraft
und von Wandungsmaterial ermöglicht ist.

Ihnen sind noch einige längst bekannte und im gleichen
Sinne wirkende Eigenschaften der Gestalt des Blutgefässlumens
anzuschliessen, so die vollkommene Glattheit der Innenwandung,
die cylindrische Beschaffenheit des Lumens im Verlauf der Ge-
fässe und vor allem die Ausbildung von Hauptbahnen in der
netzförmigen Anlage.

Alle diese Eigenschaften werden schon angeboren und ab-
gesehen von den Richtungsverhältnissen bilden sie sich auch
unter abnormen Verhältnissen von selber aus und weisen da-
durch auf das Vorhandensein einer ganz wunderbaren Eigen-
schaft der Blutgefässwandung hin. Die Letztere muss nämlich,
um zu ermöglichen, dass der Blutstrahl durch die in ihm ent-
haltenen Kräfte die geschilderten Verhältnisse überall von selber
gestaltet, die Eigenschaft haben, blos der kräftigen Blutspannung
Widerstand zu leisten, dagegen den feinsten Flüssigkeitsstössen
durch Anprall vollkommen nachzugeben.

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[32/0046] I. Die functionelle Anpassung. welche als die Resultante aus der Stromgeschwindigkeit und der Grösse des Seitendruckes sich ergiebt; und aus dieser Richtung biegt er erst allmählich zu derjenigen um, welche ihn an den Ort seines Verbreitungsbezirkes führt. Wenn ferner ein Arterienstamm Aeste abgiebt, welche stärker als ⅖ des Durchmessers des Stammes sind, so erfährt dabei der Stamm selber eine Ablenkung nach der entgegen- gesetzten Seite, und diese Ablenkung wächst wieder ganz ent- sprechend den hydraulischen Verhältnissen mit der Grösse des Astursprungswinkels und mit der Stärke des Astes im Verhält- niss zur Stärke des Stammes. Alle diese Einrichtungen haben zur Folge, dass die Ver- breitung des Blutes im Körper an den unzähligen Verästelungs- stellen unter der geringsten Reibung erfolgt, dass also der Be- trieb der Circulation mit einem Minimum von lebendiger Kraft und von Wandungsmaterial ermöglicht ist. Ihnen sind noch einige längst bekannte und im gleichen Sinne wirkende Eigenschaften der Gestalt des Blutgefässlumens anzuschliessen, so die vollkommene Glattheit der Innenwandung, die cylindrische Beschaffenheit des Lumens im Verlauf der Ge- fässe und vor allem die Ausbildung von Hauptbahnen in der netzförmigen Anlage. Alle diese Eigenschaften werden schon angeboren und ab- gesehen von den Richtungsverhältnissen bilden sie sich auch unter abnormen Verhältnissen von selber aus und weisen da- durch auf das Vorhandensein einer ganz wunderbaren Eigen- schaft der Blutgefässwandung hin. Die Letztere muss nämlich, um zu ermöglichen, dass der Blutstrahl durch die in ihm ent- haltenen Kräfte die geschilderten Verhältnisse überall von selber gestaltet, die Eigenschaft haben, blos der kräftigen Blutspannung Widerstand zu leisten, dagegen den feinsten Flüssigkeitsstössen durch Anprall vollkommen nachzugeben.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/46>, abgerufen am 28.03.2024.