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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
und selbständig durch grössere oder geringere Nahrungsaufnahme,
sei es aus ihrer zugehörigen Zelle oder aus der Umgebung, sich
regenerirt und vielleicht auch wächst. Letzteres, das Wachs-
thum des Sinneshaares, wird natürlich nur innerhalb sehr enger
Grenzen zweckdienlich sein, da ein zu starkes Wachsthum
theils die perceptionsfähige Gestalt des ganzen Sinnesorganes,
oder blos der Sinneszelle stören würde. So ist es verständlich,
dass in den Sinnesorganen Processe gezüchtet worden sind,
welche, wenn überhaupt, so nur in einem Minimum der Ueber-
compensation fähig sind. Die letzterwähnte Art der Entstehung
des Sinneshaares aus einem durch zufällige Variation aufge-
tretenen Fortsatz der Zelle wäre die einfachste, und wir haben
auch durch die Untersuchungen von W. Kühne1) Stoffwechsel-
erscheinungen in den Sehstäbchen kennen gelernt, welche sich
in Aufquellung derselben bei der Thätigkeit äussern. Im ersteren
Falle dagegen ist das Sinneshaar blos eine Ausscheidung der
Sinneszelle und müsste, obgleich an sich todt, durch Auslese
aus beliebigen Variationen im Kampf um's Dasein nach Darwin,
also ohne direct züchtende Wirkung des Kampfes der Theile
die Fähigkeit erlangt haben, den Sinnesreiz aufzunehmen.

Indem der Sinnesreiz die Sinneszelle durchläuft, wird seine
Qualität eine Aenderung erfahren, und es erscheint daher
nicht auffallend, dass diese neue Qualität wieder ein beson-
deres Organ, die nächstfolgende Ganglienzelle gezüchtet hat.
So können durch ursprünglich vorhandene Uebercompensations-
fähigkeit der Sinneszelle, welche zur Vermehrung führte, mehrere
Zellen nach einander entstanden sein, welche von verschiedener
Qualität sind und den Reiz beim Durchlaufen allmählich in
der für die Gehirnganglienzellen nöthigen Weise metamorpho-
siren, wie wir das von den drei Ganglienzellenschichten der

1) Hermann's Handb. d. Physiologie des Gesichtssinnes. p. 310.

IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
und selbständig durch grössere oder geringere Nahrungsaufnahme,
sei es aus ihrer zugehörigen Zelle oder aus der Umgebung, sich
regenerirt und vielleicht auch wächst. Letzteres, das Wachs-
thum des Sinneshaares, wird natürlich nur innerhalb sehr enger
Grenzen zweckdienlich sein, da ein zu starkes Wachsthum
theils die perceptionsfähige Gestalt des ganzen Sinnesorganes,
oder blos der Sinneszelle stören würde. So ist es verständlich,
dass in den Sinnesorganen Processe gezüchtet worden sind,
welche, wenn überhaupt, so nur in einem Minimum der Ueber-
compensation fähig sind. Die letzterwähnte Art der Entstehung
des Sinneshaares aus einem durch zufällige Variation aufge-
tretenen Fortsatz der Zelle wäre die einfachste, und wir haben
auch durch die Untersuchungen von W. Kühne1) Stoffwechsel-
erscheinungen in den Sehstäbchen kennen gelernt, welche sich
in Aufquellung derselben bei der Thätigkeit äussern. Im ersteren
Falle dagegen ist das Sinneshaar blos eine Ausscheidung der
Sinneszelle und müsste, obgleich an sich todt, durch Auslese
aus beliebigen Variationen im Kampf um’s Dasein nach Darwin,
also ohne direct züchtende Wirkung des Kampfes der Theile
die Fähigkeit erlangt haben, den Sinnesreiz aufzunehmen.

Indem der Sinnesreiz die Sinneszelle durchläuft, wird seine
Qualität eine Aenderung erfahren, und es erscheint daher
nicht auffallend, dass diese neue Qualität wieder ein beson-
deres Organ, die nächstfolgende Ganglienzelle gezüchtet hat.
So können durch ursprünglich vorhandene Uebercompensations-
fähigkeit der Sinneszelle, welche zur Vermehrung führte, mehrere
Zellen nach einander entstanden sein, welche von verschiedener
Qualität sind und den Reiz beim Durchlaufen allmählich in
der für die Gehirnganglienzellen nöthigen Weise metamorpho-
siren, wie wir das von den drei Ganglienzellenschichten der

1) Hermann’s Handb. d. Physiologie des Gesichtssinnes. p. 310.
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[174/0188] IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. und selbständig durch grössere oder geringere Nahrungsaufnahme, sei es aus ihrer zugehörigen Zelle oder aus der Umgebung, sich regenerirt und vielleicht auch wächst. Letzteres, das Wachs- thum des Sinneshaares, wird natürlich nur innerhalb sehr enger Grenzen zweckdienlich sein, da ein zu starkes Wachsthum theils die perceptionsfähige Gestalt des ganzen Sinnesorganes, oder blos der Sinneszelle stören würde. So ist es verständlich, dass in den Sinnesorganen Processe gezüchtet worden sind, welche, wenn überhaupt, so nur in einem Minimum der Ueber- compensation fähig sind. Die letzterwähnte Art der Entstehung des Sinneshaares aus einem durch zufällige Variation aufge- tretenen Fortsatz der Zelle wäre die einfachste, und wir haben auch durch die Untersuchungen von W. Kühne 1) Stoffwechsel- erscheinungen in den Sehstäbchen kennen gelernt, welche sich in Aufquellung derselben bei der Thätigkeit äussern. Im ersteren Falle dagegen ist das Sinneshaar blos eine Ausscheidung der Sinneszelle und müsste, obgleich an sich todt, durch Auslese aus beliebigen Variationen im Kampf um’s Dasein nach Darwin, also ohne direct züchtende Wirkung des Kampfes der Theile die Fähigkeit erlangt haben, den Sinnesreiz aufzunehmen. Indem der Sinnesreiz die Sinneszelle durchläuft, wird seine Qualität eine Aenderung erfahren, und es erscheint daher nicht auffallend, dass diese neue Qualität wieder ein beson- deres Organ, die nächstfolgende Ganglienzelle gezüchtet hat. So können durch ursprünglich vorhandene Uebercompensations- fähigkeit der Sinneszelle, welche zur Vermehrung führte, mehrere Zellen nach einander entstanden sein, welche von verschiedener Qualität sind und den Reiz beim Durchlaufen allmählich in der für die Gehirnganglienzellen nöthigen Weise metamorpho- siren, wie wir das von den drei Ganglienzellenschichten der 1) Hermann’s Handb. d. Physiologie des Gesichtssinnes. p. 310.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/188>, abgerufen am 25.11.2024.