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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Bidder erhielt 20 Tage nach der Durchschneidung ein Gewicht
der Drüse von 8,7 grm. auf der Seite der Durchschneidung, bei
15,5 grm. auf der normalen Seite. Luchsinger1) fand, dass
6 Tage nach der Durchschneidung des Nervus ischiadicus Pilo-
karpin, welches sonst auch direct auf die Schweissdrüsenzellen
wirkt, keine schweisstreibende Wirkung mehr zu erzielen ver-
mag, wohl in Folge einer nach der Durchschneidung eingetretenen
Entartung der Drüsenzellen. Dass diese Folgen der Nerven-
durchschneidung bei Muskeln und Drüsen nicht wohl auf
Alteration der Blutzufuhr zurückzuführen sind, wird weiter
unten dargelegt werden.

Werden Empfindungsnerven durchschnitten, so atro-
phirt nach den übereinstimmenden Urtheilen aller Untersucher
in gleicher Weise wie nach Durchschneidung von Be-
wegungsnerven blos
das periphere, vom Centrum abge-
trennte Stück desselben und zwar in sehr kurzer Zeit, während
das centrale Stück und bei den Empfindungsnerven auch die
Endorgane, die Sinnesorgane, intact bleiben. Dieses letztere
Verhalten ist für den Sehnerven wiederholt, zuletzt von Krause
festgestellt worden; für die Tastkörperchen von Langerhans,
mit welchem indessen Meissner und Krause nicht überein-
stimmen, indem sie in diesen Organen nach Nervendurchschnei-
dung Atrophie gefunden zu haben angeben.2) Und ebenso sah
Colasanti3) Degeneration der Riechzellen nach Durchschnei-
dung des Riechnerven eintreten. Indessen die Beobachtungen
dieser Verhältnisse sind sehr schwierig und die Folgen eines
solchen Eingriffes sind vielleicht complicirter als wir uns gegen-
wärtig vorzustellen vermögen; deshalb müssen wir das Urtheil
noch aufsparen. Jedenfalls aber würde die Erhaltung der Sinnes-

1) Luchsinger, l. c. Bd. 15. p. 484.
2) S. Hermann, Handbuch d. Physiologie. Bd. II. Abth. 1. p. 127.
3) Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1875 u. 1878.

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Bidder erhielt 20 Tage nach der Durchschneidung ein Gewicht
der Drüse von 8,7 grm. auf der Seite der Durchschneidung, bei
15,5 grm. auf der normalen Seite. Luchsinger1) fand, dass
6 Tage nach der Durchschneidung des Nervus ischiadicus Pilo-
karpin, welches sonst auch direct auf die Schweissdrüsenzellen
wirkt, keine schweisstreibende Wirkung mehr zu erzielen ver-
mag, wohl in Folge einer nach der Durchschneidung eingetretenen
Entartung der Drüsenzellen. Dass diese Folgen der Nerven-
durchschneidung bei Muskeln und Drüsen nicht wohl auf
Alteration der Blutzufuhr zurückzuführen sind, wird weiter
unten dargelegt werden.

Werden Empfindungsnerven durchschnitten, so atro-
phirt nach den übereinstimmenden Urtheilen aller Untersucher
in gleicher Weise wie nach Durchschneidung von Be-
wegungsnerven blos
das periphere, vom Centrum abge-
trennte Stück desselben und zwar in sehr kurzer Zeit, während
das centrale Stück und bei den Empfindungsnerven auch die
Endorgane, die Sinnesorgane, intact bleiben. Dieses letztere
Verhalten ist für den Sehnerven wiederholt, zuletzt von Krause
festgestellt worden; für die Tastkörperchen von Langerhans,
mit welchem indessen Meissner und Krause nicht überein-
stimmen, indem sie in diesen Organen nach Nervendurchschnei-
dung Atrophie gefunden zu haben angeben.2) Und ebenso sah
Colasanti3) Degeneration der Riechzellen nach Durchschnei-
dung des Riechnerven eintreten. Indessen die Beobachtungen
dieser Verhältnisse sind sehr schwierig und die Folgen eines
solchen Eingriffes sind vielleicht complicirter als wir uns gegen-
wärtig vorzustellen vermögen; deshalb müssen wir das Urtheil
noch aufsparen. Jedenfalls aber würde die Erhaltung der Sinnes-

1) Luchsinger, l. c. Bd. 15. p. 484.
2) S. Hermann, Handbuch d. Physiologie. Bd. II. Abth. 1. p. 127.
3) Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1875 u. 1878.
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[119/0133] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. Bidder erhielt 20 Tage nach der Durchschneidung ein Gewicht der Drüse von 8,7 grm. auf der Seite der Durchschneidung, bei 15,5 grm. auf der normalen Seite. Luchsinger 1) fand, dass 6 Tage nach der Durchschneidung des Nervus ischiadicus Pilo- karpin, welches sonst auch direct auf die Schweissdrüsenzellen wirkt, keine schweisstreibende Wirkung mehr zu erzielen ver- mag, wohl in Folge einer nach der Durchschneidung eingetretenen Entartung der Drüsenzellen. Dass diese Folgen der Nerven- durchschneidung bei Muskeln und Drüsen nicht wohl auf Alteration der Blutzufuhr zurückzuführen sind, wird weiter unten dargelegt werden. Werden Empfindungsnerven durchschnitten, so atro- phirt nach den übereinstimmenden Urtheilen aller Untersucher in gleicher Weise wie nach Durchschneidung von Be- wegungsnerven blos das periphere, vom Centrum abge- trennte Stück desselben und zwar in sehr kurzer Zeit, während das centrale Stück und bei den Empfindungsnerven auch die Endorgane, die Sinnesorgane, intact bleiben. Dieses letztere Verhalten ist für den Sehnerven wiederholt, zuletzt von Krause festgestellt worden; für die Tastkörperchen von Langerhans, mit welchem indessen Meissner und Krause nicht überein- stimmen, indem sie in diesen Organen nach Nervendurchschnei- dung Atrophie gefunden zu haben angeben. 2) Und ebenso sah Colasanti 3) Degeneration der Riechzellen nach Durchschnei- dung des Riechnerven eintreten. Indessen die Beobachtungen dieser Verhältnisse sind sehr schwierig und die Folgen eines solchen Eingriffes sind vielleicht complicirter als wir uns gegen- wärtig vorzustellen vermögen; deshalb müssen wir das Urtheil noch aufsparen. Jedenfalls aber würde die Erhaltung der Sinnes- 1) Luchsinger, l. c. Bd. 15. p. 484. 2) S. Hermann, Handbuch d. Physiologie. Bd. II. Abth. 1. p. 127. 3) Archiv f. Anatomie und Physiologie. 1875 u. 1878.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/133>, abgerufen am 24.11.2024.