III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
auf sie einzugehen. Trotzdem soll über die Arten ihres Vor- kommens in den Organismen, sowie über die Momente, welche den betreffenden Organen ihre Gestaltung verleihen, im IV. Kapitel noch Einiges aufgeführt werden.
Anders ist es dagegen mit der Annahme, dass Substanzen oder richtiger Processe in den Organismen vorhanden seien, welche durch zugeführte Reize in der Assimilation gekräftigt werden und daher die Herrschaft in den bezüglichen Theilen des Organismus gewinnen müssen, sofern diese Reize während des ganzen Lebens wiederkehrend einwirken. Dass solche Eigenschaften, wenn sie einmal auftreten, siegen müssen, glaube ich im vorigen Kapitel gleichfalls genügend dargelegt zu haben: es bleibt demnach noch der Nachweis zu liefern, dass solche Eigenschaften in den Organismen vorkommen, ehe schliesslich zu einer aphoristischen Darstellung der speciellen Leistungen derselben bei der Entwickelung des Thierreiches geschritten werden kann.
Infolge der Schwierigkeit des Existenznachweises derartig qualificirter Stoffe wird es das Beste sein, wenn wir, um ihr Vorhandensein erkennen zu können, zunächst die allgemeine Wirkungsweise derselben ableiten und mit den that- sächlich vorliegenden Verhältnissen vergleichen.
Processe, welche unter Reizeinwirkung in ihrer Assimilation stärker gekräftigt werden, als dem erhöhten Verbrauche ent- spricht, bei welchen also die Fähigkeit der Uebercom- pensation, diese ursprünglich allgemeine Fähigkeit des Wachs- thums trotz der Abhängigkeit bestehen geblieben ist, werden sich mit der Häufigkeit, also mit der grösseren Menge des Reizes zu grösserem Volumen entfalten oder insubstantiiren. Es wird also eine quantitative Selbstregulation der Grösse der Organe nach der Grösse des ihnen zugeführten Reizes stattfinden. Im Organismus sind nun bekanntlich die Theile
III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
auf sie einzugehen. Trotzdem soll über die Arten ihres Vor- kommens in den Organismen, sowie über die Momente, welche den betreffenden Organen ihre Gestaltung verleihen, im IV. Kapitel noch Einiges aufgeführt werden.
Anders ist es dagegen mit der Annahme, dass Substanzen oder richtiger Processe in den Organismen vorhanden seien, welche durch zugeführte Reize in der Assimilation gekräftigt werden und daher die Herrschaft in den bezüglichen Theilen des Organismus gewinnen müssen, sofern diese Reize während des ganzen Lebens wiederkehrend einwirken. Dass solche Eigenschaften, wenn sie einmal auftreten, siegen müssen, glaube ich im vorigen Kapitel gleichfalls genügend dargelegt zu haben: es bleibt demnach noch der Nachweis zu liefern, dass solche Eigenschaften in den Organismen vorkommen, ehe schliesslich zu einer aphoristischen Darstellung der speciellen Leistungen derselben bei der Entwickelung des Thierreiches geschritten werden kann.
Infolge der Schwierigkeit des Existenznachweises derartig qualificirter Stoffe wird es das Beste sein, wenn wir, um ihr Vorhandensein erkennen zu können, zunächst die allgemeine Wirkungsweise derselben ableiten und mit den that- sächlich vorliegenden Verhältnissen vergleichen.
Processe, welche unter Reizeinwirkung in ihrer Assimilation stärker gekräftigt werden, als dem erhöhten Verbrauche ent- spricht, bei welchen also die Fähigkeit der Uebercom- pensation, diese ursprünglich allgemeine Fähigkeit des Wachs- thums trotz der Abhängigkeit bestehen geblieben ist, werden sich mit der Häufigkeit, also mit der grösseren Menge des Reizes zu grösserem Volumen entfalten oder insubstantiiren. Es wird also eine quantitative Selbstregulation der Grösse der Organe nach der Grösse des ihnen zugeführten Reizes stattfinden. Im Organismus sind nun bekanntlich die Theile
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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
auf sie einzugehen. Trotzdem soll über die Arten ihres Vor-
kommens in den Organismen, sowie über die Momente, welche
den betreffenden Organen ihre Gestaltung verleihen, im IV.
Kapitel noch Einiges aufgeführt werden.
Anders ist es dagegen mit der Annahme, dass Substanzen
oder richtiger Processe in den Organismen vorhanden seien,
welche durch zugeführte Reize in der Assimilation gekräftigt
werden und daher die Herrschaft in den bezüglichen Theilen
des Organismus gewinnen müssen, sofern diese Reize während
des ganzen Lebens wiederkehrend einwirken. Dass solche
Eigenschaften, wenn sie einmal auftreten, siegen müssen, glaube
ich im vorigen Kapitel gleichfalls genügend dargelegt zu haben:
es bleibt demnach noch der Nachweis zu liefern, dass solche
Eigenschaften in den Organismen vorkommen, ehe schliesslich
zu einer aphoristischen Darstellung der speciellen Leistungen
derselben bei der Entwickelung des Thierreiches geschritten
werden kann.
Infolge der Schwierigkeit des Existenznachweises derartig
qualificirter Stoffe wird es das Beste sein, wenn wir, um ihr
Vorhandensein erkennen zu können, zunächst die allgemeine
Wirkungsweise derselben ableiten und mit den that-
sächlich vorliegenden Verhältnissen vergleichen.
Processe, welche unter Reizeinwirkung in ihrer Assimilation
stärker gekräftigt werden, als dem erhöhten Verbrauche ent-
spricht, bei welchen also die Fähigkeit der Uebercom-
pensation, diese ursprünglich allgemeine Fähigkeit des Wachs-
thums trotz der Abhängigkeit bestehen geblieben ist, werden
sich mit der Häufigkeit, also mit der grösseren Menge des
Reizes zu grösserem Volumen entfalten oder insubstantiiren. Es
wird also eine quantitative Selbstregulation der
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Reizes stattfinden. Im Organismus sind nun bekanntlich die Theile
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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/126>, abgerufen am 22.07.2024.
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