Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.II. Der Kampf der Theile im Organismus. active oder mehr passive Rolle spielt, war es bereits vonFrüheren erkannt und die Erforschung dieser Verhältnisse im Einzelnen mit den Methoden zur genauesten Topographie des Geschehens von His in Angriff genommen worden. Da die specifisch fungirenden Gewebe immer in Stütz- 1) Siehe z. B. Schieferdecker, Virchow's Archiv. Bd. 67, und A.
Strümpell, Archiv für Psychiatrie von Westphal. Bd. 10 u. 11. II. Der Kampf der Theile im Organismus. active oder mehr passive Rolle spielt, war es bereits vonFrüheren erkannt und die Erforschung dieser Verhältnisse im Einzelnen mit den Methoden zur genauesten Topographie des Geschehens von His in Angriff genommen worden. Da die specifisch fungirenden Gewebe immer in Stütz- 1) Siehe z. B. Schieferdecker, Virchow’s Archiv. Bd. 67, und A.
Strümpell, Archiv für Psychiatrie von Westphal. Bd. 10 u. 11. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="100"/><fw place="top" type="header">II. Der Kampf der Theile im Organismus.</fw><lb/> active oder mehr passive Rolle spielt, war es bereits von<lb/> Früheren erkannt und die Erforschung dieser Verhältnisse im<lb/> Einzelnen mit den Methoden zur genauesten Topographie des<lb/> Geschehens von <hi rendition="#g">His</hi> in Angriff genommen worden.</p><lb/> <p>Da die specifisch fungirenden Gewebe immer in Stütz-<lb/> gewebe, welches zugleich die Ernährungsgefässe einschliesst,<lb/> eingebettet sind und dadurch von anderen specifischen Theilen<lb/> desselben Organes, z. B. den zugehörigen Nerven, getrennt<lb/> werden, so muss der Kampf der specifischen Gewebe immer<lb/> zunächst mit dem Bindegewebe stattfinden. Es scheint aber,<lb/> dass letzteres auch im Erwachsenen noch an vielen Stellen eine<lb/> Tendenz zu fortwährender Vermehrung hat, denn wenn irgendwo<lb/> in Drüsen, Nervensystem oder Muskeln die specifischen Theile<lb/> zu Grunde gehen, so pflegt die interstitielle Bindesubstanz zu<lb/> hypertrophiren und den frei gewordenen Raum mehr oder minder<lb/> einzunehmen. Besonders beweisend sind derartige Vorkommnisse<lb/> bei den strangförmigen Degenerationen des Rückenmarkes, weil<lb/> hier mit Sicherheit die Bindegewebshypertrophie als secundäre<lb/> Erscheinung nach der Atrophie der nervösen Theile aufgefasst<lb/> werden kann, da einmal die Affectionen noch im Stadium der<lb/> blossen Atrophie beobachtet worden sind, andererseits aber, weil<lb/> primäre Erkrankung des Bindegewebes längs einzelner Nerven-<lb/> bahnen des Rückenmarkes oder Gehirnes bei der gleichmässigen<lb/> Beschaffenheit der Bindesubstanz nebeneinander liegender Ner-<lb/> venbahnen absolut unverständlich wäre. Das schliesst aber natür-<lb/> lich nicht aus, dass am ersten Entstehungsorte, wie für die<lb/> Rückenmarksschwindsucht wohl in manchen Fällen angenom-<lb/> men werden muss, der Process in der Bindesubstanz begonnen<lb/> hat; aber das strangweise Weiterschreiten des Processes erfolgt<lb/> dann von den hier zerstörten nervösen Theilen aus, und daran<lb/> schliesst sich die strangförmige compensatorische Hypertrophie<lb/> der Stützsubstanz <note place="foot" n="1)">Siehe z. B. Schieferdecker, Virchow’s Archiv. Bd. 67, und A.<lb/> Strümpell, Archiv für Psychiatrie von Westphal. Bd. 10 u. 11.</note>. Dasselbe findet statt bei jeglichem Substanz-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0114]
II. Der Kampf der Theile im Organismus.
active oder mehr passive Rolle spielt, war es bereits von
Früheren erkannt und die Erforschung dieser Verhältnisse im
Einzelnen mit den Methoden zur genauesten Topographie des
Geschehens von His in Angriff genommen worden.
Da die specifisch fungirenden Gewebe immer in Stütz-
gewebe, welches zugleich die Ernährungsgefässe einschliesst,
eingebettet sind und dadurch von anderen specifischen Theilen
desselben Organes, z. B. den zugehörigen Nerven, getrennt
werden, so muss der Kampf der specifischen Gewebe immer
zunächst mit dem Bindegewebe stattfinden. Es scheint aber,
dass letzteres auch im Erwachsenen noch an vielen Stellen eine
Tendenz zu fortwährender Vermehrung hat, denn wenn irgendwo
in Drüsen, Nervensystem oder Muskeln die specifischen Theile
zu Grunde gehen, so pflegt die interstitielle Bindesubstanz zu
hypertrophiren und den frei gewordenen Raum mehr oder minder
einzunehmen. Besonders beweisend sind derartige Vorkommnisse
bei den strangförmigen Degenerationen des Rückenmarkes, weil
hier mit Sicherheit die Bindegewebshypertrophie als secundäre
Erscheinung nach der Atrophie der nervösen Theile aufgefasst
werden kann, da einmal die Affectionen noch im Stadium der
blossen Atrophie beobachtet worden sind, andererseits aber, weil
primäre Erkrankung des Bindegewebes längs einzelner Nerven-
bahnen des Rückenmarkes oder Gehirnes bei der gleichmässigen
Beschaffenheit der Bindesubstanz nebeneinander liegender Ner-
venbahnen absolut unverständlich wäre. Das schliesst aber natür-
lich nicht aus, dass am ersten Entstehungsorte, wie für die
Rückenmarksschwindsucht wohl in manchen Fällen angenom-
men werden muss, der Process in der Bindesubstanz begonnen
hat; aber das strangweise Weiterschreiten des Processes erfolgt
dann von den hier zerstörten nervösen Theilen aus, und daran
schliesst sich die strangförmige compensatorische Hypertrophie
der Stützsubstanz 1). Dasselbe findet statt bei jeglichem Substanz-
1) Siehe z. B. Schieferdecker, Virchow’s Archiv. Bd. 67, und A.
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