Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Signor David.
worden, eingenommen hatte, als den sie mehr gelie-
bet, als ihren Ehe-Gemahl; dessen Vater, da er
vernahm, wie übel man mit ihm umgienge, an ihn
eben damals schriebe, daß er sich wieder zu ihm
nach Hause begeben möchte. Der König nahm
also hierauf seinen Weg gegen Glascow zu; er
war aber kaum eine Meile von Sterling hinweg,
als das Süppgen, so ihm beygebracht worden, so
gewaltig zu würcken anfienge, daß er an allen
Theilen seines Leibes unbeschreiblichen Schmertzen
und Pein empfande; Und als er endlich zu Gla-
scow
angelanget, brachen die Blattern von einer
blaulichen Farbe an ihm aus, woraus der Medi-
cus
erkannte, daß ihm eine heimliche Beförderung
zum Himmel gegeben worden, welche ihn auch fast
biß vor die Thüre der Ewigkeit brachte, daß man
weiter nichts, als deren Eröffnung erwartete; Aber
die Stärcke seiner Jugend und die Krafft der Me-
dicin
überwande dennoch endlich. Als die Kö-
nigin dieses hörete, daß der König dem Tod entlauf-
fen sey, reisete sie nach Glascow, ihm eine Visite
zu geben, von wannen er mit ihr nach Edenburgh
gienge, allwo ihm durch den Bothwell doch das
Licht noch ausgeblasen wurde, immassen das Hauß,
worinnen er lag, des Nachts um zwölff Uhr mit
Pulver in die Lufft gesprenget, und sein Cörper dar-
von über die Stadt-Mauer geworffen wurde; da
er nur 21. Jahr alt, und nicht länger, als 18. Mo-

nathe
D 5

und Signor David.
worden, eingenommen hatte, als den ſie mehr gelie-
bet, als ihren Ehe-Gemahl; deſſen Vater, da er
vernahm, wie uͤbel man mit ihm umgienge, an ihn
eben damals ſchriebe, daß er ſich wieder zu ihm
nach Hauſe begeben moͤchte. Der Koͤnig nahm
alſo hierauf ſeinen Weg gegen Glaſcow zu; er
war aber kaum eine Meile von Sterling hinweg,
als das Suͤppgen, ſo ihm beygebracht worden, ſo
gewaltig zu wuͤrcken anfienge, daß er an allen
Theilen ſeines Leibes unbeſchreiblichen Schmertzen
und Pein empfande; Und als er endlich zu Gla-
ſcow
angelanget, brachen die Blattern von einer
blaulichen Farbe an ihm aus, woraus der Medi-
cus
erkannte, daß ihm eine heimliche Befoͤrderung
zum Himmel gegeben worden, welche ihn auch faſt
biß vor die Thuͤre der Ewigkeit brachte, daß man
weiter nichts, als deren Eroͤffnung erwartete; Aber
die Staͤrcke ſeiner Jugend und die Krafft der Me-
dicin
uͤberwande dennoch endlich. Als die Koͤ-
nigin dieſes hoͤrete, daß der Koͤnig dem Tod entlauf-
fen ſey, reiſete ſie nach Glaſcow, ihm eine Viſite
zu geben, von wannen er mit ihr nach Edenburgh
gienge, allwo ihm durch den Bothwell doch das
Licht noch ausgeblaſen wurde, immaſſen das Hauß,
worinnen er lag, des Nachts um zwoͤlff Uhr mit
Pulver in die Lufft geſprenget, und ſein Coͤrper dar-
von uͤber die Stadt-Mauer geworffen wurde; da
er nur 21. Jahr alt, und nicht laͤnger, als 18. Mo-

nathe
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Signor David.</hi></hi></fw><lb/>
worden, eingenommen hatte, als den &#x017F;ie mehr gelie-<lb/>
bet, als ihren Ehe-Gemahl; de&#x017F;&#x017F;en Vater, da er<lb/>
vernahm, wie u&#x0364;bel man mit ihm umgienge, an ihn<lb/>
eben damals &#x017F;chriebe, daß er &#x017F;ich wieder zu ihm<lb/>
nach Hau&#x017F;e begeben mo&#x0364;chte. Der Ko&#x0364;nig nahm<lb/>
al&#x017F;o hierauf &#x017F;einen Weg gegen <hi rendition="#aq">Gla&#x017F;cow</hi> zu; er<lb/>
war aber kaum eine Meile von <hi rendition="#aq">Sterling</hi> hinweg,<lb/>
als das Su&#x0364;ppgen, &#x017F;o ihm beygebracht worden, &#x017F;o<lb/>
gewaltig zu wu&#x0364;rcken anfienge, daß er an allen<lb/>
Theilen &#x017F;eines Leibes unbe&#x017F;chreiblichen Schmertzen<lb/>
und Pein empfande; Und als er endlich zu <hi rendition="#aq">Gla-<lb/>
&#x017F;cow</hi> angelanget, brachen die Blattern von einer<lb/>
blaulichen Farbe an ihm aus, woraus der <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cus</hi> erkannte, daß ihm eine heimliche Befo&#x0364;rderung<lb/>
zum Himmel gegeben worden, welche ihn auch fa&#x017F;t<lb/>
biß vor die Thu&#x0364;re der Ewigkeit brachte, daß man<lb/>
weiter nichts, als deren Ero&#x0364;ffnung erwartete; Aber<lb/>
die Sta&#x0364;rcke &#x017F;einer Jugend und die Krafft der <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicin</hi> u&#x0364;berwande dennoch endlich. Als die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin die&#x017F;es ho&#x0364;rete, daß der Ko&#x0364;nig dem Tod entlauf-<lb/>
fen &#x017F;ey, rei&#x017F;ete &#x017F;ie nach <hi rendition="#aq">Gla&#x017F;cow,</hi> ihm eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi><lb/>
zu geben, von wannen er mit ihr nach <hi rendition="#aq">Edenburgh</hi><lb/>
gienge, allwo ihm durch den <hi rendition="#aq">Bothwell</hi> doch das<lb/>
Licht noch ausgebla&#x017F;en wurde, imma&#x017F;&#x017F;en das Hauß,<lb/>
worinnen er lag, des Nachts um zwo&#x0364;lff Uhr mit<lb/>
Pulver in die Lufft ge&#x017F;prenget, und &#x017F;ein Co&#x0364;rper dar-<lb/>
von u&#x0364;ber die Stadt-Mauer geworffen wurde; da<lb/>
er nur 21. Jahr alt, und nicht la&#x0364;nger, als 18. Mo-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nathe</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0077] und Signor David. worden, eingenommen hatte, als den ſie mehr gelie- bet, als ihren Ehe-Gemahl; deſſen Vater, da er vernahm, wie uͤbel man mit ihm umgienge, an ihn eben damals ſchriebe, daß er ſich wieder zu ihm nach Hauſe begeben moͤchte. Der Koͤnig nahm alſo hierauf ſeinen Weg gegen Glaſcow zu; er war aber kaum eine Meile von Sterling hinweg, als das Suͤppgen, ſo ihm beygebracht worden, ſo gewaltig zu wuͤrcken anfienge, daß er an allen Theilen ſeines Leibes unbeſchreiblichen Schmertzen und Pein empfande; Und als er endlich zu Gla- ſcow angelanget, brachen die Blattern von einer blaulichen Farbe an ihm aus, woraus der Medi- cus erkannte, daß ihm eine heimliche Befoͤrderung zum Himmel gegeben worden, welche ihn auch faſt biß vor die Thuͤre der Ewigkeit brachte, daß man weiter nichts, als deren Eroͤffnung erwartete; Aber die Staͤrcke ſeiner Jugend und die Krafft der Me- dicin uͤberwande dennoch endlich. Als die Koͤ- nigin dieſes hoͤrete, daß der Koͤnig dem Tod entlauf- fen ſey, reiſete ſie nach Glaſcow, ihm eine Viſite zu geben, von wannen er mit ihr nach Edenburgh gienge, allwo ihm durch den Bothwell doch das Licht noch ausgeblaſen wurde, immaſſen das Hauß, worinnen er lag, des Nachts um zwoͤlff Uhr mit Pulver in die Lufft geſprenget, und ſein Coͤrper dar- von uͤber die Stadt-Mauer geworffen wurde; da er nur 21. Jahr alt, und nicht laͤnger, als 18. Mo- nathe D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/77
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/77>, abgerufen am 24.11.2024.