andere Antidota appliciret, dürfften sie alle beyde von dem Giffte seyn umgebracht worden. Diese Gefahr, in welche sich der Türcke um ih- rent Willen begeben, vermochte sie, daß sie ihre Affection zuerst gegen ihn an den Tag legte, indem sie fragte: Habt ihr nicht, Edelmü- thiger Herr! euer Hertz bereits einer Schönen verschencket? Und könnet ihr mich ohne Schmeicheley versichern, daß solches keineDamebesitzet? Nein! es besitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi, ich habe niemals nichts von dem Ding, das man die Liebe nennet, empfunden, biß mir dero unvergleichliche Annehm- lichkeiten, denen kein sterblicher Mensch zu widerstehen vermögend ist, vor Au- gen kamen, welche mich zwangen, mein Hertz auf dem Altar ihrer Schönheit nieder zu legen.
Auf diese Bekänntniß seiner vollkommenen Lie- be praesentirte ihm die Dame ein Hertz von Gold, welches mit Schmeltz-Werck zierlich aus- gearbeitet, und um und um reichlich mit Dia- manten, nebst einem grossen Rubin in der Mitte, besetzet war: Sie verehrete ihm gleichfalls ein Arm-Band von ihren Haaren, und bande ihm
sol-
M m 4
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
andere Antidota appliciret, duͤrfften ſie alle beyde von dem Giffte ſeyn umgebracht worden. Dieſe Gefahr, in welche ſich der Tuͤrcke um ih- rent Willen begeben, vermochte ſie, daß ſie ihre Affection zuerſt gegen ihn an den Tag legte, indem ſie fragte: Habt ihr nicht, Edelmuͤ- thiger Herr! euer Hertz bereits einer Schoͤnen verſchencket? Und koͤnnet ihr mich ohne Schmeicheley verſichern, daß ſolches keineDamebeſitzet? Nein! es beſitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi, ich habe niemals nichts von dem Ding, das man die Liebe nennet, empfunden, biß mir dero unvergleichliche Annehm- lichkeiten, denen kein ſterblicher Menſch zu widerſtehen vermoͤgend iſt, vor Au- gen kamen, welche mich zwangen, mein Hertz auf dem Altar ihrer Schoͤnheit nieder zu legen.
Auf dieſe Bekaͤnntniß ſeiner vollkommenen Lie- be præſentirte ihm die Dame ein Hertz von Gold, welches mit Schmeltz-Werck zierlich aus- gearbeitet, und um und um reichlich mit Dia- manten, nebſt einem groſſen Rubin in der Mitte, beſetzet war: Sie verehrete ihm gleichfalls ein Arm-Band von ihren Haaren, und bande ihm
ſol-
M m 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0571"n="551"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zweer beruͤhmten Tuͤrcken.</hi></fw><lb/>
andere <hirendition="#aq">Antidota applici</hi>ret, duͤrfften ſie alle<lb/>
beyde von dem Giffte ſeyn umgebracht worden.<lb/>
Dieſe Gefahr, in welche ſich der Tuͤrcke um ih-<lb/>
rent Willen begeben, vermochte ſie, daß ſie ihre<lb/><hirendition="#aq">Affection</hi> zuerſt gegen ihn an den Tag legte,<lb/>
indem ſie fragte: <hirendition="#fr">Habt ihr nicht, Edelmuͤ-<lb/>
thiger Herr! euer Hertz bereits einer<lb/>
Schoͤnen verſchencket? Und koͤnnet ihr<lb/>
mich ohne Schmeicheley verſichern, daß<lb/>ſolches keine</hi><hirendition="#aq">Dame</hi><hirendition="#fr">beſitzet? Nein! es<lb/>
beſitzet es keine!</hi> antwortete <hirendition="#aq">Gurgi Nebi,</hi><lb/><hirendition="#fr">ich habe niemals nichts von dem Ding,<lb/>
das man die Liebe nennet, empfunden,<lb/>
biß mir dero unvergleichliche Annehm-<lb/>
lichkeiten, denen kein ſterblicher Menſch<lb/>
zu widerſtehen vermoͤgend iſt, vor Au-<lb/>
gen kamen, welche mich zwangen, mein<lb/>
Hertz auf dem Altar ihrer Schoͤnheit<lb/>
nieder zu legen.</hi></p><lb/><p>Auf dieſe Bekaͤnntniß ſeiner vollkommenen Lie-<lb/>
be <hirendition="#aq">præſentir</hi>te ihm die <hirendition="#aq">Dame</hi> ein Hertz von<lb/>
Gold, welches mit Schmeltz-Werck zierlich aus-<lb/>
gearbeitet, und um und um reichlich mit Dia-<lb/>
manten, nebſt einem groſſen Rubin in der Mitte,<lb/>
beſetzet war: Sie verehrete ihm gleichfalls ein<lb/>
Arm-Band von ihren Haaren, und bande ihm<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſol-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[551/0571]
zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
andere Antidota appliciret, duͤrfften ſie alle
beyde von dem Giffte ſeyn umgebracht worden.
Dieſe Gefahr, in welche ſich der Tuͤrcke um ih-
rent Willen begeben, vermochte ſie, daß ſie ihre
Affection zuerſt gegen ihn an den Tag legte,
indem ſie fragte: Habt ihr nicht, Edelmuͤ-
thiger Herr! euer Hertz bereits einer
Schoͤnen verſchencket? Und koͤnnet ihr
mich ohne Schmeicheley verſichern, daß
ſolches keine Dame beſitzet? Nein! es
beſitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi,
ich habe niemals nichts von dem Ding,
das man die Liebe nennet, empfunden,
biß mir dero unvergleichliche Annehm-
lichkeiten, denen kein ſterblicher Menſch
zu widerſtehen vermoͤgend iſt, vor Au-
gen kamen, welche mich zwangen, mein
Hertz auf dem Altar ihrer Schoͤnheit
nieder zu legen.
Auf dieſe Bekaͤnntniß ſeiner vollkommenen Lie-
be præſentirte ihm die Dame ein Hertz von
Gold, welches mit Schmeltz-Werck zierlich aus-
gearbeitet, und um und um reichlich mit Dia-
manten, nebſt einem groſſen Rubin in der Mitte,
beſetzet war: Sie verehrete ihm gleichfalls ein
Arm-Band von ihren Haaren, und bande ihm
ſol-
M m 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/571>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.