Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.zweer berühmten Türcken. andere Antidota appliciret, dürfften sie allebeyde von dem Giffte seyn umgebracht worden. Diese Gefahr, in welche sich der Türcke um ih- rent Willen begeben, vermochte sie, daß sie ihre Affection zuerst gegen ihn an den Tag legte, indem sie fragte: Habt ihr nicht, Edelmü- thiger Herr! euer Hertz bereits einer Schönen verschencket? Und könnet ihr mich ohne Schmeicheley versichern, daß solches keine Dame besitzet? Nein! es besitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi, ich habe niemals nichts von dem Ding, das man die Liebe nennet, empfunden, biß mir dero unvergleichliche Annehm- lichkeiten, denen kein sterblicher Mensch zu widerstehen vermögend ist, vor Au- gen kamen, welche mich zwangen, mein Hertz auf dem Altar ihrer Schönheit nieder zu legen. Auf diese Bekänntniß seiner vollkommenen Lie- sol- M m 4
zweer beruͤhmten Tuͤrcken. andere Antidota appliciret, duͤrfften ſie allebeyde von dem Giffte ſeyn umgebracht worden. Dieſe Gefahr, in welche ſich der Tuͤrcke um ih- rent Willen begeben, vermochte ſie, daß ſie ihre Affection zuerſt gegen ihn an den Tag legte, indem ſie fragte: Habt ihr nicht, Edelmuͤ- thiger Herr! euer Hertz bereits einer Schoͤnen verſchencket? Und koͤnnet ihr mich ohne Schmeicheley verſichern, daß ſolches keine Dame beſitzet? Nein! es beſitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi, ich habe niemals nichts von dem Ding, das man die Liebe nennet, empfunden, biß mir dero unvergleichliche Annehm- lichkeiten, denen kein ſterblicher Menſch zu widerſtehen vermoͤgend iſt, vor Au- gen kamen, welche mich zwangen, mein Hertz auf dem Altar ihrer Schoͤnheit nieder zu legen. Auf dieſe Bekaͤnntniß ſeiner vollkommenen Lie- ſol- M m 4
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
andere Antidota appliciret, duͤrfften ſie alle
beyde von dem Giffte ſeyn umgebracht worden.
Dieſe Gefahr, in welche ſich der Tuͤrcke um ih-
rent Willen begeben, vermochte ſie, daß ſie ihre
Affection zuerſt gegen ihn an den Tag legte,
indem ſie fragte: Habt ihr nicht, Edelmuͤ-
thiger Herr! euer Hertz bereits einer
Schoͤnen verſchencket? Und koͤnnet ihr
mich ohne Schmeicheley verſichern, daß
ſolches keine Dame beſitzet? Nein! es
beſitzet es keine! antwortete Gurgi Nebi,
ich habe niemals nichts von dem Ding,
das man die Liebe nennet, empfunden,
biß mir dero unvergleichliche Annehm-
lichkeiten, denen kein ſterblicher Menſch
zu widerſtehen vermoͤgend iſt, vor Au-
gen kamen, welche mich zwangen, mein
Hertz auf dem Altar ihrer Schoͤnheit
nieder zu legen.
Auf dieſe Bekaͤnntniß ſeiner vollkommenen Lie-
be præſentirte ihm die Dame ein Hertz von
Gold, welches mit Schmeltz-Werck zierlich aus-
gearbeitet, und um und um reichlich mit Dia-
manten, nebſt einem groſſen Rubin in der Mitte,
beſetzet war: Sie verehrete ihm gleichfalls ein
Arm-Band von ihren Haaren, und bande ihm
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